Fliegende Blätter (180.1934 (Nr. 4614-4639) = 90. Jahrg.)

Zeichnung von E. Kirchner

k,KrrcHo*r.

„Weißt du, Karl, ich bedauere alle, die nicht Skifahren können.

Dann mußt du doch eigentlich großes Mitleid mit dir selber haben."

Aus der Schule

„Fritz, wenn du in deiner Tasche zwölf Pfennige hast, und du verlierst drei davon, was hast
du dann in der Tasche?"

„Ein Loch, Lerr Lehrer!"

Der Lockpreis

Griebel hat ein Pelzgeschäft; sein Nachbar Dietzold widmet sich der Versorgung besser ge-
stellter Bürger mit feineren Nahrungsmitteln, er verkauft die sogenannten Delikatessen. Ach so
-neuerdings heißt es ja Feinkost.

Griebel kauft manchmal bei Dietzold was ein. In Dietzolds Laden werden die Preise jener
Waren, die ausgeschnitten oder abgefüllt werden, der Kundschaft meist in Anwendung auf kleinere

Mengen bekannt gegeben. Ein Zehntel Lachs 75 Pfennige, ein Zehntel Gänsebrust-- das lockt

doch mehr, als wenn da der knollige Preis fürs Pfund oder gar Kilo stände; da würden ja
manche Leute gleich wieder hinauslaufen. Griebel aber hat sich über diese Methode immer etwas

geärgert; er läßt was draufgehn, er kauft gleich pfundweise, und außerdem-nun ja, er

meint, Dietzolds Geschäftsbetrieb genieße mit diesem nicht in jeder Branche anzuwendenden Lock-
mittel einen unberechtigten Vorteil.

Eine Land wäscht die andere. Dietzold will sich einen Pelz anschaffen, also kommt nun er
einmal zu Griebel. Da wäre ein Persianer, das bekannte „selten schöne Stück."

„Kostet?" fragt Dietzold.

Griebel lächelt verbindlich. „Das Zehntel 40 Mark." — on.

Wir brauchen mehr Gemüt
Gemüt ist mehr als Geist, denn das
Gemüt besteht

Als Wurzel, wenn der Geist wie
Blütendufk vergeht."

Bruno schweigt erschöpft. Er sieht
auf die Küchenweckeruhr. „22 Minuten!"
sagt er. „Roch immer um zwei Minuten

zu viel.-Ja also, mein Lieber, ich

danke dir vielmals; ich komme natürlich
mit. Du hast mich nur eben gestört. Ich
halte nämlich übermorgen einen Vortrag
im Rundfunk. Er darf nur genau
20 Minuten dauern, und das muß ich
noch ausproben."

„Was für einen Vortrag denn?"

„Einen Vortrag für die Stunde der
Frau: Wir brauchen mehr Gemüt."

Mißverstanden

„Als ich Sonntag das Konzert gab,
habe ich eigentlich nur für meine Braut
gespielt."

„Schrecklich! Sonst war niemand da ?"

Frage

„Lat der Gefängnisarzt nebenbei
Privatpraxis?"

„Selbstverständlich! Ich war auch
schon bei ihm in Behandlung!"
„Privat?"

2« der Privatvorschule verkündet
eines Tages der Lehrer, daß am näch-
sten Tag das Schulgeld mitzubringen
sei, und ermahnt die Jungen, es ja nicht
zu vergessen.

Da packt das kleine Karlchen seine
Sachen zusammen und steht auf.

„Wo willst du denn hin, Karlchen?"

„Ich? Nach Lause. Lier gefällt mirs
sowieso nicht. Aber wenn auch noch Ein-
trittsgeld verlangt wird, da mach ich
nicht mehr mit."

In den Grenzen des Möglichen

Fridolin Kips ist junger Mann iin
Lotteriekontor Feldstein. Er ist ein lie-
benswürdiger Mensch.

Morgen soll die Ziehung der Bücke-
burger Lotterie stattfinden, deshalb wer-
den von Fridolin Kips heute eine Menge
Lose dieses Unternehmens verlangt-
Feldstein fällt etwas auf; neugierig er-
kundigt er sich: „Wie ist das eigentlick»,
Kips? Mal wünschen Sic einem Kun-
den, wenn Sie ihm das Los reichen,
ausdrücklich, daß er einen Gewinn
machen möge, und mal wieder nickck'
Wovon hängt das ab? Muß Ihnen der
Kunde besonders gefallen?"

„Keineswegs, Lerr Feldstein. Das
wünsche ich einfach jedem dritten Kunden
— jedes dritte Los gewinnt doch."

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