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Das Pfand

Zn der Familie Schnarr ist heute Verlobungsfeier.

„Wieder einmal/ sagt die Nachbarin Klinglein, und die
Nachbarin Gullinger zählt an den Fingern die Bräutigame der
Zenta Schnarr auf und kommt bis zu Nummer fünf. „Der jetzige
bleibt ihr aber," prophezeit Frau Gotz, auch eine nähere Freundin
des Laufes Schnarr, „denn sein Gesichtsausdruck ist zu gutmütig,"
worauf die steinalte Girgeis, die selber eine heiratsfähige Enkelin
besitzt, nur ein einziges, jedoch sehr scharf ausgesprochenes Wört-
lein hat: „— abwarten I"

Der Bräutigam heißt Bucklöff und mit dem Vornamen,
gleichsam zur Versöhnung mit der Seltsamkeit des Familien-
namens, Josef. Josef der Zweite, indem unter seinen Vor-
gängern schon einer dieses Namens sich befunden hat. Die übrigen
hießen Edi, Moritz und Fritz. Vater Schnarr, ein Mann der
Ordnung und Exaktheit, hat sie alle ausgeschrieben, denn das
menschliche Gedächtnis ist unzuverlässig, zumal bei Aeberlastung.
Uebrigens erwecken die genannten drei Vornamen an sich schon
so etwas wie eine Vorstellung von Leichtsinn und Unbekümmert-
heit, und man hätte auf dieses Moment mehr achten sollen, sagt
Mutter Schnarr. Nunmehr freilich, mit Josefs des Zweiten
Nachfolge nämlich, egal; ja, genau betrachtet, sogar ein Glück,
diese Gewiffenlosigkeit der drei Entschwundenen — Josef der Erste
hingegen wurde seitens der Braut enthoben — ein gar nicht hoch
genug zu wertendes Glück, meint Mutter Schnarr, und dabei
ruht ihr Auge auf Lerrn Bucklöffs treuherzigen Zügen. Er ist
kaufmännischer Angestellter in einer auswärtigen Likörfabrik,
woraus wieder einmal zu ersehen, daß Tätigkeitsfeld und Wesens-
art eines Menschen nichts miteinander zu tun haben. Sonst könnte
Josef der Zweite unmöglich dieser sanfte, stille, gütige junge
Mann sein, als den er sich bisher gezeigt und bewährt hat.

„Nein, nein," sagt Mutter Schnarr und bringt die Bedenken
des Gatten zum Schweigen, „diesmal hat unsere Zenta eine glück-
liche Land gehabt. Diesmal wird ihre Liebe sicher nicht mit Treu-
losigkeit entlohnt; diesmal kommt unser Kind ans Ziel."

Doch wie sonderbar! War es die Frauenseele an sich, die auf
den Fittichen der Laune ja nicht ungern zwischen Gegensätzen hin
und wider flattert? War es der etwas reichliche Punsch- und somit
Alkoholgenuß, der die Familienfreude in Mutter Schnarr zu
Schwermut und Argwohn wandelte? Kurzum, als gegen Mitter-
nacht Lerr Bucklöff sich empfohlen hatte und Vater Schnarr den
in liebenden Gedanken stehen gebliebenen Regenschirm Josefs
des Zweiten gewahrte und dem künftigen Schwiegersohn durch
das Dienstmädchen auf den Bahnhof eilends nachschicken wollte,
da wußte dem die Gattin, Mutter und baldige Schwiegermutter
mit den plötzlich so unerhört pessimistischen Worten Einhalt
zu tun: „Nein. Der Schirm bleibt da als Pfand. Wir sind
gewitzigt." L. Job»

Beim Arzt

„Lerr Sanitätsrat, was könnte man denn eigentlich gegen
das Nervenleiden meines Mannes unternehmen?"

„Verreisen Sie doch beidel"

„Za, wohin denn?" — „Nach verschiedenen RichtungenI"

Die junge Frau erkundigte sich bei der älteren Dame:

„Wie hat die ältere Generation es nur angefangen, die Ehe
so glücklich zu gestalten? Es gab doch keinerlei Bücher über die
Erhaltung des ehelichen Glücks." — „O ja, Kochbücher."

„Also, lieber Reffe, wenn du einmal in Geldverlegenheit bist,
komme nur ruhig zu mir. Ich werde dich nicht im Stiche
lassen!"

„Onkel, meinst du nicht. Ich sollte ganz zu dir ziehen?"

Beträchtliche Milderung

Ein Motorradfahrer findet auf der Landstraße einen Mann, der
unbeweglich, anscheinend leblos daliegt. Der Fahrer steigt ab und
rüttelt an dem Fremden. „Le," schreit er dabei, „was ist's denn mit
dir? Bist du tot?"

„Na", verkündet der Scheintote mit glucksender Stimme, „nur
bloß bewußtlos."

3eidler, der seit Jahren Bienenzucht betreibt, klagt: „Es kommt
nicht genug dabei heraus! Der Lonig müßte höher im Preise stehen,
viel höher. Man muß doch die ungeheure Arbeit bedenken."

„Na, Lerr Zeidler, gar so ungeheure Arbeit haben Sie damit
doch nicht."

„Aber die Bienen, die Bienen!"

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bitte, was kostet dieses Lehrbuch über Selbstverteidigung" "Stummer Vorwurf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Buchhändler

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4635, S. 351

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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