Sonderbare Steigerung
Schuhmachermeister Glockan ist bekannt als tüchtiger Fachmann;
die Lehrbuben lernen etwas bei ihm. Darum macht sich auch der
Lerr Schratt, als Meister Glockan eine Lehrstelle zur Besetzung aus-
geschrieben, sofort mit seinem Jungen auf den Weg.
„Wohin, Lerr Schratt, schon so früh?" frag' ich, als Vater und
Sohn meinen Weg kreuzen.
„Zum Meister Glockan. Der sucht nämlich einen Lehrjungen, und
da möcht' ich meinen Buben hinbringen, der soeben die Volksschule
hinter sich gebracht hat."
„Brav, gut, Lerr Schratt! Vorzüglicher Lehrplatz. Glockan kann
was. Lält auch die Buben gut. Soll ihnen sogar, wenn sie sich an-
stellig zeigen, eine Kleinigkeit zahlen."
„Ja, eben. Da läßt sich der Glockan nicht lumpen." And damit
hält mir Vater Schratt voll Freuden Meister Glockans Zeitungs-
inserat unter die Nase, und ich lese: „ ... im ersten Lehrjahr keine
Vergütung, später das Doppelte."
164
Leistung und Gegenleistung
„Wenn Sie nach diesem Schlafmittel nicht zwölf Stunden schlafen,
kriegen Sie Ihr Geld zurück!" — „And wenn ich länger schlafe?"
„Dann müssen Sie selbstverständlich nachzahlen!"
brau Plaschke kam zu ihrer Schneiderin gerauscht.
„Sie haben mir da wirklich ein Kleid gemacht — also, ich bin
ganz weg! Einfach wundervoll! Sie haben sich da selbst übertroffen.
Ein Sitz, ein Chick, ein Schnitt! Ich bin hochbegeistert! And hier
gebe ich Ihnen eine Liste meiner besten Freundinnen mit genauer
Adresse."
„Vielen Dank, gnädige Frau! Ich werde allen Damen eine ge-
druckte Aufforderung schicken und mich auf Sie be-"
„Am Lümmels Willen, nein! Wenn Sie für eine von denen
arbeiten, verlieren Sie mich als Kundin."
Zeichnung von C. I. Bauer
Herzliche Bitte
In Chikago fiel ein Mann unter
heftigen Zuckungen bewußtlos auf
der Straße um, und man schaffte
ihn in ein Krankenhaus. Als man
ihm dort den Mantel auszog, fand
man im Innern des Mantels auf
das Futter genäht ein großes Stück
weißer Leinwand mit der Aufschrift:
Achtung! Es handelt sich um einen
einfachen epileptischen Anfall. Also
nicht operieren! Vor allem auf keinen
Fall den Blinddarm herausnehmen!
Er ist mir in diesem Zustand, wo
ich mich natürlich nicht wehren
kann, schon dreimal herausgenommen
worden. Charlie Long.
„Ich glaube, da drüben sitzt Onkel Fabian mit einer weiblichen Bekanntschaft. Komm
doch mal her, Lotte-du siehst besser als ich!"
„Ich möchte lieber diskret sein." — „Aber ich nicht-komm und sieh für mich!"
Die Bedrohung
Grützbeck will eine Anzeige er-
statten gegen Bockler — wegen ge-
fährlicher Bedrohung. Nun soll er
nähere Angaben machen.
„Ja, also die Sache war so.
Bockler saß mit Schimmelhorst zu-
sammen in einer Kneipe, die wohl
ihr Stammlokal ist. Ahnungslos
komme ich da hinein und fetze mich
an den ersten besten Tijch. Dann
sehe ich erst, daß nebenan Schimmel-
Horst sitzt. Lätte ich ihn vorher ge-
sehn, da wäre ich gleich wieder 'raus-
gegangen. Aber jetzt hätte das nach
Feigheit ausgesehn, nicht wahr?
Schimmelhorst hat nämlich was gegen
mich; wir haben mal geschäftlich zu
tun gehabt. Richtig — Schimmel-
horst fängt an zu krakeelen. And er
redet sich in die Wut hinein, und
schließlich sagt er: „Ich möchte Sie
eigentlich verdreschen, daß Sie kein
Glied mehr rühren können, aber ich
will mir nicht die Lände an Ihnen
beschmutzen."
„So, das hat Schimmelhorst gesagt.
Ja, warum wollen Sie denn An-
zeige gegen Bockler erstatten? Lat
er denn auch was gesagt?"
„Nee, gesagt hat er kein Wort.
Aber ein Paar Landschuhe hat er
aus der Tasche geholt und stillschwei-
gend vor Schimmelhorst hingelegt."
Schuhmachermeister Glockan ist bekannt als tüchtiger Fachmann;
die Lehrbuben lernen etwas bei ihm. Darum macht sich auch der
Lerr Schratt, als Meister Glockan eine Lehrstelle zur Besetzung aus-
geschrieben, sofort mit seinem Jungen auf den Weg.
„Wohin, Lerr Schratt, schon so früh?" frag' ich, als Vater und
Sohn meinen Weg kreuzen.
„Zum Meister Glockan. Der sucht nämlich einen Lehrjungen, und
da möcht' ich meinen Buben hinbringen, der soeben die Volksschule
hinter sich gebracht hat."
„Brav, gut, Lerr Schratt! Vorzüglicher Lehrplatz. Glockan kann
was. Lält auch die Buben gut. Soll ihnen sogar, wenn sie sich an-
stellig zeigen, eine Kleinigkeit zahlen."
„Ja, eben. Da läßt sich der Glockan nicht lumpen." And damit
hält mir Vater Schratt voll Freuden Meister Glockans Zeitungs-
inserat unter die Nase, und ich lese: „ ... im ersten Lehrjahr keine
Vergütung, später das Doppelte."
164
Leistung und Gegenleistung
„Wenn Sie nach diesem Schlafmittel nicht zwölf Stunden schlafen,
kriegen Sie Ihr Geld zurück!" — „And wenn ich länger schlafe?"
„Dann müssen Sie selbstverständlich nachzahlen!"
brau Plaschke kam zu ihrer Schneiderin gerauscht.
„Sie haben mir da wirklich ein Kleid gemacht — also, ich bin
ganz weg! Einfach wundervoll! Sie haben sich da selbst übertroffen.
Ein Sitz, ein Chick, ein Schnitt! Ich bin hochbegeistert! And hier
gebe ich Ihnen eine Liste meiner besten Freundinnen mit genauer
Adresse."
„Vielen Dank, gnädige Frau! Ich werde allen Damen eine ge-
druckte Aufforderung schicken und mich auf Sie be-"
„Am Lümmels Willen, nein! Wenn Sie für eine von denen
arbeiten, verlieren Sie mich als Kundin."
Zeichnung von C. I. Bauer
Herzliche Bitte
In Chikago fiel ein Mann unter
heftigen Zuckungen bewußtlos auf
der Straße um, und man schaffte
ihn in ein Krankenhaus. Als man
ihm dort den Mantel auszog, fand
man im Innern des Mantels auf
das Futter genäht ein großes Stück
weißer Leinwand mit der Aufschrift:
Achtung! Es handelt sich um einen
einfachen epileptischen Anfall. Also
nicht operieren! Vor allem auf keinen
Fall den Blinddarm herausnehmen!
Er ist mir in diesem Zustand, wo
ich mich natürlich nicht wehren
kann, schon dreimal herausgenommen
worden. Charlie Long.
„Ich glaube, da drüben sitzt Onkel Fabian mit einer weiblichen Bekanntschaft. Komm
doch mal her, Lotte-du siehst besser als ich!"
„Ich möchte lieber diskret sein." — „Aber ich nicht-komm und sieh für mich!"
Die Bedrohung
Grützbeck will eine Anzeige er-
statten gegen Bockler — wegen ge-
fährlicher Bedrohung. Nun soll er
nähere Angaben machen.
„Ja, also die Sache war so.
Bockler saß mit Schimmelhorst zu-
sammen in einer Kneipe, die wohl
ihr Stammlokal ist. Ahnungslos
komme ich da hinein und fetze mich
an den ersten besten Tijch. Dann
sehe ich erst, daß nebenan Schimmel-
Horst sitzt. Lätte ich ihn vorher ge-
sehn, da wäre ich gleich wieder 'raus-
gegangen. Aber jetzt hätte das nach
Feigheit ausgesehn, nicht wahr?
Schimmelhorst hat nämlich was gegen
mich; wir haben mal geschäftlich zu
tun gehabt. Richtig — Schimmel-
horst fängt an zu krakeelen. And er
redet sich in die Wut hinein, und
schließlich sagt er: „Ich möchte Sie
eigentlich verdreschen, daß Sie kein
Glied mehr rühren können, aber ich
will mir nicht die Lände an Ihnen
beschmutzen."
„So, das hat Schimmelhorst gesagt.
Ja, warum wollen Sie denn An-
zeige gegen Bockler erstatten? Lat
er denn auch was gesagt?"
„Nee, gesagt hat er kein Wort.
Aber ein Paar Landschuhe hat er
aus der Tasche geholt und stillschwei-
gend vor Schimmelhorst hingelegt."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich glaube, da drüben sitzt Onkel Fabian mit einer ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4650, S. 164
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg