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Spektakel um ein Fahrrad

Emil Schnafftitz bemüht sich, gelassen zu bleiben.
Er schaut auf August Knobbe wie auf einen Patien-
ten. „Sagen Se mal: kriejen Se det öfter?"

August Knobbe wird wild. „Sowat von kolossive
Ausverschämtheit is doch noch nich' dajewesn! 'n Rad
klauen wollen und denn noch frech werden! Mann,
ick zähle bis Drei, und wenn Se denn nich'-"

„Lalt, halt — immer mit die Ruhe! Warum soll
det nich' mein Rad sein?"

„Weil det Bockfuß jeheert!"

„Bockfutz? Bollständijer Irrtum! Nee, mein Name
is Emil Schnafftitz. Da, hier is mein Notizbuch:
da steht der Name vorne drin. And hier hinten, wo
man seine wichtijen Nummern notiert, da steht's:
Fahrradnummer 465718. Bitte, verjleichen Se!"

„Am Ende stimmt es doch," meint einer der Gäste.

„Quatsch!" sagt August Knobbe. „Det hat der
Lund eben erst uffjeschrieben."

Jetzt ärgert sich Emil Schnafftitz. „Sie Ham wohl
Frost im Kopp? Machen Se jetzt keenen Klumpatsch;
ick Hab' keene Zeit sor Ihren Fimmel!" Er will sein
Rad nehmen.

August Knobbe stößt ihn zurück. Er wendet sich
an seine Gäste. „Wollen wir ihm de Jacke auskloppe» ?"

Einige der Gäste scheinen mit Vergnügen dazu
bereit. Einil Schnafftitz berücksichtigt das. „Sachte,
meine Lerren, sachte — det könnte nach Moabit
fiehren! Sie jeht det jar nischt an, bloß den Lerrn
Wirt und meine Wenijkeit. Also Bockfuß soll det
Rad jeheeren. Wer is Bockfuß?"

„Na, der hat doch hier vorhin jesessen. Zu't Essen
kommt er wieder; inzwischen soll ick uff det Rad
uffpassen, hat er jesagt."

„So ist die Schose!" Emil Schnafftitz grinst; er
ist ein begabter Mann von schnellem Verstehen. Er
überlegt. „Also Se wollen mir det Rad nich' raus-
jeben, Lerr Wirt?"

„Nee, wird nich' verzappt! Denkt ja keen Ferd
dran!"

Auf den Hunv gekommen

„Mutti, komm schnell, die Milch wird größer
als der Topf!"

„Iut! Da brauche ick een paar
Zeijen. Wenn einije von die Lerren

die Iicte haben wollen-"

Bereitwilligst werden ihm einige
Namen gegeben; man ist ja gern
Zeuge, weilein Verdienst dabei heraus-
springen kann.

„Nu paffen Se uff, Lerr Wirt!
Ick muß jetzt nach Schalottenburch;
da Hab' ick een Ieschäst vor, wo viel
von sor mir abhängt. Wenn ick meen
Rad nich' benutzen kann, denn muß ick mir
een Auto nehmen. Det Auto nehme ick mir,
det zum Ilick da jrade hält. Aber uff Ihre
Kosten, Lerr Wirt!"

„Man zu!" August Knobbe lacht höhnisch.

Emil Schnafftitz holt den Schofför heran.
„Sie, Lerr Kapitän: wir jondeln jetzt
nach Schalottenburch und denn wieder
zurick. And die Fuhre bezahlt hier der Lerr
Wirt."

„Iawoll, feste! And 'ne ReichsmarkTrink-
jeld!" bestätigt August Knobbe brüllend.

„Also los, Lerr Kapitän!" Emil Schnaff-
titz fährt ab. „Een nobler Lund!" meint
August Knobbe anerkennend. „Der hat sich
noch 'n jroßartijen Abgang verschafft. Wenn
er um de Ecke is, läßt er halten, blecht fimf
Iroschen und schiebt ab." — —

Aber Emil Schnafftitz ist nicht abgescho-
ben. Am 3 Ahr ist er wieder da. Er ist
wirklich nach Charloltenburg gefahren; er
hat sich dort aufgehalten, und nun macht die
Taxe 8 Mark 60. August Knobbe muß zah-
len; mit grauenhaften Flüchen bedenkt er
dabei den unbekannten Mann. And Emil
Schnafftitz bekommt jetzt sein Fahrrad.

Erst spät am Abend, als er die Geschichte
zum dritten Male erzählt hat, fällt es August

Knobbe dann noch ein: „Lerrjott-und

die drei Jlas Bier hat mir der Schuft, der
sojenannte Bockfuß, ja ooch nich' bezahlt!"

Vorspiegelung falscher Tatsachen

„Ihr beiden, du und deine Frau, seid
auch mit schuld, daß ich in den Ehestand
getreten bin — ihr habt immer häus-
liches Glück gemimt, wenn ich bei euch zu
Besuch war!"

Schwierigkeiten

„Wie war das Klavierkonzert des jungen
Künstlers? Kamen schwierige Sache» vor?"

„O ja; zuerst wollte der Wirt seinen
Flügel nicht hergeben, und nachher ging das
elektrische Licht aus!"

E R F ü L L T

Er war in Liebe heiß entbrannt.

Die Leidenfchaft war nicht zu heilen,
Drum bat er fie um ihre Hand:

„0 sprich, willst du mein Leben teilen?"

Sie hatte das erwartet schon
Und konnte mit der Antwort eilen:
„So starker Liebe werde Lohn!

Ach ja, ich will dein Leben teilen.“

Das ist nun sieben Jahre her.
Erfüllung ward dem Wort gegeben.
Wahrhaftig — manchmal seufzt er schwer:
„Jetzt hab' ich nur das halbe Leben!“

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auf den Hund gekommen" "Mutti, komm schnell ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
K. Werth

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4703, S. 179
 
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