Fliegende Blätter (182.1935 (Nr. 4666-4691) = 91. Jahrg.)

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Der Gasthof

Jugendbildner

In der Sächsischen Schweiz, gleich hinter Rathen, liegen die beiden
Kameele. Es sind zwei kuriose Felsgebilde, die der Volksmund wegen
ihrer kameelartigen Form als das große und das kleine Kameel be-
zeichnete. Was Wunder, wenn sich der Gasthof am Fuße der Felsen-
gruppe als „Gasthof zu den zwei Kameelen" bezeichnet«?

An einem heißen Sommertag trat ein Fremder ein.

Der Wirt begrüßte ihn in der Tür.

„Womit kann ich dienen?"

„Ich möchte gern Ihren Kompagnon sprechen."

Der Wirt schaute verdutzt:

„Ich habe keinen Kompagnon, Lerr."

„Dann ist er wohl gestorben?"

„Nein. Ich habe nie einen Teilhaber gehabt."

„Oder gehört der Gasthof
Ihrer Frau mit?"

„Nein. Ich bin auch nicht
verheiratet. Der Gasthof ge-
hört ganz allein mir."

Der Fremde wunderte sich:

„Warum nennen Sie dann
den Gasthof ,zu den zwei
Kameelew?"

Das Bild

Emma will sich photogra-
phieren lassen.

Emma geht zum Photo-
graphen.

Der Photograph fragt nach
ihren Wünschen.

Emma hat keine Ahnung.

„Blättern Sie mal dieses
Album durch, Fräulein," meint
der Photograph und reicht ihr
ein Album, in dem Photo-
graphien allerArt,allerGrößen
und der verschiedenen Stel-
lungen und Lintergründe ein-
geklebt sind. „Wählen Sie sich
aus, was Ihnen zusagt."

Emma nickt. Emma blättert.

„Welches Bild möchten Sie
gern haben?" fragt nach einer
halben Stunde ungeduldig der
Photograph.

Emma guckt dumm:

„Eichentlich wollte ich gerne
eins haben, wo ich selber
drauf bin l"

Frau Emerentia, stark, rüstig und entschlossen, verläßt ihr Leim,
um sich als geschätzte Waschfrau an ihre Arbeitsstätte zu begeben.
Vorher vertraut sie den zweijährigen Maxe noch der Obhut der
fünfjährigen Iensi an und würzt dieses ,den Maxe der Zenst an's
Lerz legen' noch mit folgendem Abschiedswort:

„And dös wirkst dir — a kloans Kind schlagn, dös is a Sünd I Loam
wann i kimm und hör, daß du wieder zuagschlagn hast, nach« kriagst du
von mir scho solcherne Prügel, daß di a Wochen nimmer rührn kostl"

Schwere Aufgabe

In den Blumenladen kommt ein Lerr mit Zwicker, ungerolltem
Regenschirm, Röllchen und eiserner Krawatte. Man sieht ihm an,
daß er sich im allgemeinen für ganz andere Dinge interessiert, als

für das Versenden von duf-
tenden Grüßen. And dennoch
kommt er und fragt betreten:
„Fräulein, verstehen Sie
was von Blumensprache?"
„Natürlich — mein Lerr l"
„Ach — dann stellen Sie
mir doch einen Strauß zu-
sammen mit der Bedeutung:
,Bitte, vergessen Sie morgen
Abend acht Ahr nicht meinen
Vortrag über antidiluvianische
Ausgrabungen!'"

Sommerlektüre

„Das Buch ist nichts für
den Strand. Solche Geschichten
kommen hier genug vor."
„Was ist es denn?"

„Ach, eine alberne Liebes-
geschichte, die im Sande ver-
läuft."

Ueberflüssig

Bornemanns haben die
erste Woche ihrer Reise im
Osten hinter sich. Jetzt, nach
der Besichtigung des Dan-
ziger Rathauses, erklärt Frau
Bornemann: „Ach, Otto,

das sind unvergeßliche Ein-
drücke!"

„Ra also, Cäciliel Dann
brauchst du doch nicht überall
noch Bilder kaufen zu wollen."

,Wen möchtest du lieber zum Verehrer haben, Kitty?"

.Natürlich den Schlangenmenschen-den kann man um den Finger wickeln.'

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