Doch, ihr Götter! Plötzlich stockt das Weinen,
Lachend hat der Bams sich hochgereckt.
„Pappa!" ruft er und hat Gustav seinen
Vollbart als ein Spielzeug jetzt entdeckt.
Blubbermann, empört, geht inspizieren.
Doch der Wagen dröhnt nur von Gekräh:
Linier offnen wie geschloss'nen Türen
Sitzen Säuglinge und machen Bäh!
And
um endlich seine
Ruh zu haben,
Aeberreicht er
höflich, aber kühl
Jenem im Abteil
vorhandnen Knaben
Seinen Rauschebart
zum kindschen
Spiel.
Vor der Türe
defiliert ein Reigen
Froher Mütter,
wie er nun
bemirkt,
Ihren Schreiern
jenen Lerrn zu
zeigen.
Der auf Kinder
so besänft'gend
wirkt.
Gustavs innres, seelisches Geschehen
Zu beschreiben, ist mir hier verwehrt:
Grade er als Pappi ausersehen
And von dieser Rotte hochverehrt!
Ein'ge, scheint ihm, kriegen grade Zähne.
Einen Schaffner fragt er ganz bewegt:
Diese Kinder fahren zur Lygiene-
Ausstellung, weil vasenolgepflegt.
Düster geht der Kindern abgeneigte
Reisende an den Kupees vorbei.
Doch wo sich sein Kopf Sekunden zeigte.
Da verstummt auf einmal das Geschrei.
Doch was ist ein inneres
Dilemma
Gegen eins, das fick von
außen naht?
Auf dem Bahnsteig wartet
lächelnd Emma,
And nun hatte Gustav den
Salat.
Ganz befreit faßt er nach einer
Klinke,
Auf den Bahnsteig setzt er froh
das Bein —
17 Mütter machen Winkewinke,
„Pappi!" rufen 17 Kinderlein.
Schrecklich zeigte sich das
Endergebnis,
(And dem Frauenkenner wird
hier bang):
Emma löst schlagartig das
Verlöbnis,
Eisern sprach sie nichts als:
„Dong Schuang!"
Purzel Baum
Versöhnung
Peters Schneider ist Kummer gewöhnt. Er hat es stets gewußt,
daß der Peter nur mit großen Atempausen zahlt. Daß Peter aber
anscheinend die Absicht habe, überhaupt nur noch zu atmen, das ver-
drießt den Lerrn. Deshalb bekommt Peter nach elf höflichen Mahn-
briefen einen zwölften, der so grob ist, daß Peter ihn berücksichtigen
muß. Er rennt also zum Bekleidungskünstler und brüllt wütend: „Mit
uns beiden ist es aus. Ich will nur noch meine Rechnung zahlen —
sofort bezahlen — und Sie sehen mich nie wieder!"
Da will der andere einlenken und wird freundlich. Peter ist nicht
so und wird auch freundlich.
Schließlich gibt man sich gerührt die Land und versöhnt sich.
„Wir bleiben die Alten!"
„Wir sind also wieder gut miteinander?" fragt Peter.
„Aber selbstverständlich!" sagt der Schneider.
„Ra also (und damit ist Peter schon unter der Türe) dann kann ich
Ihnen ja meine Rechnung wieder ganz gut noch etwas schuldig bleiben."
Die Macht der Kunst
Schon lange wohnt bei der Witwe Kleinwenzel der Schauspieler
Kuno Knaus. Er ist ein tüchtiger Schauspieler, aber auch ein guter
Mieter; sie ist sehr zufrieden mit ihm.
Gestern hat Kuno Knaus einmal seiner Wirtin eine Theaterkarte
geschenkt — zu „Kabale und Liebe". Da hat er den Sekretär Wurm
zu spielen.
Leute kommt nun Frau Kleinwenzel mit dem Morgen-
kaffee an. Ihr Antlitz ist düster, es zeigt finstere Entschlossen-
heit. „Was ich sagen wollte, Lerr Knaus: es wird wohl besser
sein, wenn Sie sich zum Ersten nach einer andern Wohnung
umsehn."
„Aber warum denn, Frau Kleinwenzel?"
„Ra, ich war doch gestern im Theater und Hab' Sie gesehn,
Lerr Knaus. And ich muß schon ganz offen sagen: sowas von Ge-
meinheit ist mir doch noch nie vorgekommen!"
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Lachend hat der Bams sich hochgereckt.
„Pappa!" ruft er und hat Gustav seinen
Vollbart als ein Spielzeug jetzt entdeckt.
Blubbermann, empört, geht inspizieren.
Doch der Wagen dröhnt nur von Gekräh:
Linier offnen wie geschloss'nen Türen
Sitzen Säuglinge und machen Bäh!
And
um endlich seine
Ruh zu haben,
Aeberreicht er
höflich, aber kühl
Jenem im Abteil
vorhandnen Knaben
Seinen Rauschebart
zum kindschen
Spiel.
Vor der Türe
defiliert ein Reigen
Froher Mütter,
wie er nun
bemirkt,
Ihren Schreiern
jenen Lerrn zu
zeigen.
Der auf Kinder
so besänft'gend
wirkt.
Gustavs innres, seelisches Geschehen
Zu beschreiben, ist mir hier verwehrt:
Grade er als Pappi ausersehen
And von dieser Rotte hochverehrt!
Ein'ge, scheint ihm, kriegen grade Zähne.
Einen Schaffner fragt er ganz bewegt:
Diese Kinder fahren zur Lygiene-
Ausstellung, weil vasenolgepflegt.
Düster geht der Kindern abgeneigte
Reisende an den Kupees vorbei.
Doch wo sich sein Kopf Sekunden zeigte.
Da verstummt auf einmal das Geschrei.
Doch was ist ein inneres
Dilemma
Gegen eins, das fick von
außen naht?
Auf dem Bahnsteig wartet
lächelnd Emma,
And nun hatte Gustav den
Salat.
Ganz befreit faßt er nach einer
Klinke,
Auf den Bahnsteig setzt er froh
das Bein —
17 Mütter machen Winkewinke,
„Pappi!" rufen 17 Kinderlein.
Schrecklich zeigte sich das
Endergebnis,
(And dem Frauenkenner wird
hier bang):
Emma löst schlagartig das
Verlöbnis,
Eisern sprach sie nichts als:
„Dong Schuang!"
Purzel Baum
Versöhnung
Peters Schneider ist Kummer gewöhnt. Er hat es stets gewußt,
daß der Peter nur mit großen Atempausen zahlt. Daß Peter aber
anscheinend die Absicht habe, überhaupt nur noch zu atmen, das ver-
drießt den Lerrn. Deshalb bekommt Peter nach elf höflichen Mahn-
briefen einen zwölften, der so grob ist, daß Peter ihn berücksichtigen
muß. Er rennt also zum Bekleidungskünstler und brüllt wütend: „Mit
uns beiden ist es aus. Ich will nur noch meine Rechnung zahlen —
sofort bezahlen — und Sie sehen mich nie wieder!"
Da will der andere einlenken und wird freundlich. Peter ist nicht
so und wird auch freundlich.
Schließlich gibt man sich gerührt die Land und versöhnt sich.
„Wir bleiben die Alten!"
„Wir sind also wieder gut miteinander?" fragt Peter.
„Aber selbstverständlich!" sagt der Schneider.
„Ra also (und damit ist Peter schon unter der Türe) dann kann ich
Ihnen ja meine Rechnung wieder ganz gut noch etwas schuldig bleiben."
Die Macht der Kunst
Schon lange wohnt bei der Witwe Kleinwenzel der Schauspieler
Kuno Knaus. Er ist ein tüchtiger Schauspieler, aber auch ein guter
Mieter; sie ist sehr zufrieden mit ihm.
Gestern hat Kuno Knaus einmal seiner Wirtin eine Theaterkarte
geschenkt — zu „Kabale und Liebe". Da hat er den Sekretär Wurm
zu spielen.
Leute kommt nun Frau Kleinwenzel mit dem Morgen-
kaffee an. Ihr Antlitz ist düster, es zeigt finstere Entschlossen-
heit. „Was ich sagen wollte, Lerr Knaus: es wird wohl besser
sein, wenn Sie sich zum Ersten nach einer andern Wohnung
umsehn."
„Aber warum denn, Frau Kleinwenzel?"
„Ra, ich war doch gestern im Theater und Hab' Sie gesehn,
Lerr Knaus. And ich muß schon ganz offen sagen: sowas von Ge-
meinheit ist mir doch noch nie vorgekommen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Blubbermann und die Babies"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4681, S. 255
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg