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Der praktische Zoo-Doktor Wenn die Giraffe Äalsschmerzen hat
ERSATZ
Wir haben technisch so viel gelernt,
Aber wir können trotz allem Mühen
(Und sind noch weit davon entfernt)
Den Frühling nicht auf Flaschen ziehen.
Den Duft, die Farben, das eigne Licht,
Das sanfte Winden und Wehen
Zu konservieren, das geht eben nicht
Und wird auch niemals gehen.
Sonst hätt ich in meinem Schrank zumal
(Und würde mal einen kippen)
30 er Münchner Isartal
Und 20 er Spreewald aus Lübben.
Z. B. heute drehte ich straff
Und schneidig gern ‘nen Kork um :
24er Kurisches Haff
Oder 31er Borkum.
Und manche andere schöne Crescenz
Aus dieser und jener Aera,
Nordischen Frühling und südlichen Lenz,
Springtime und primavera.
Doch da ich den Frühling nicht trinken soll
Zu meinem großen Kommer,
So nehm ich altern Alkohol
Und zeche vergangene Sommer.
fl. w.
(T £ r £1 U S ^ I 11 rj Von Io Sanns Röster
Anneliese machte keineswegs den Eindruck, als ob sie in Peter
verliebt sei. And Peter tat auch nicht dergleichen. Man war in einem
Büro zusammen angestellt, ging aneinander vorbei, vielleicht ein wenig
öfter, als es sein mußte, und gab sich aus spöttische Fragen spöttische
Antworte». Sonst kümmerte man sich nicht umeinander. And doch
liebten sie sich. Aber wie hätte es einer dem andern gestehen sollen?
In einem Büro geht das nicht, man geniert sich vor einander, man
sieht sich zu sehr im Alltag oder glaubt wenigstens, daß der Andere
unseren Alltag belächelt. And so blieben sie Kollegen, die sich nicht
einmal besonders gut vertrugen.
Als Ostern kam und man das Büro auf vier Tage schloß, fragte
Peter: „Was werden Sie die Feiertage machen, Anneliese?"
„Ich? Ich werde verreisen. And Sie?"
„Ich verreise auch."
„Viel Vergnügen."
„Danke. Frohe Feiertage!"
And sie gaben sich die Land, flüchtig, ein wenig verstimmt.
Ein guter Freund tut oft Wunderdinge. And wenn man einen
Freund hat, der zu Ostern eine weite Reise macht, noch dazu auf
die Zugspitze, und man ist selbst ein armer Lund, so kann es wohl
geschehen, daß man den Freund bittet:
„Willst du mir einen Gefallen erweisen?"
„Gern, Peter."
„Du weißt doch, Laus, ich bin im Büro mit einer gewiffen
Anneliese zusammen?"
„Du hast es mir oft erzählt."
„Ich möchte ihr gern eine Karte von der Zugspitze schicken."
„Aber du fährst doch garnicht hin?"
„Eben deswegen. Du fährst doch hin, Lans! And du steckst
die Karte für mich dort in den Kaste». Diese Schneegans denkt
nämlich, sie kann mir mit ihrer Osterreise imponieren. Wenn sie jetzt
liest, ich war auf der Zugspitze, zerspringt sie. And das ist der
Zweck der Aebung."
„Ist sie dir so unsympathisch, Peter?"
„Ansympathisch nicht gerade — aber ich kann sie nicht leiden."
Am dritten Osterfeiertag bekam Peter eine Karte. Eine An-
sichtskarte von Anneliese. Von der Zugspitze.
„Lier ist es wunderschön," schrieb sie, „hoher Schnee und herr-
liche Sonne! Schade, daß Sie das nicht sehe» können. Freundlichen
Gruß — Anneliese."
Peter starrte die Karte an. Das hatte er wieder einmal prächtig
gemacht. Wenn sie jetzt seine Karte von der Zugspitze erhielt, wußte
sie, daß er gelogen hatte. Denn sonst hätten sie sich dort treffen
müssen. Er zerriß die Karte wütend, schob aber dann die Stücke in
ein Buch. Was sollte er denn morgen früh im Büro Anneliese
sagen, wenn sie ihn spöttisch fragen würde, wie ihm die Zugspitze
gefallen habe? Zu dumm! Man soll sich mit Frauen nicht einlassen!
Ach was, er wird ihr einfach sagen, daß er sich einen Scherz gemacht
habe. Vielleicht glaubt sie es. And wenn nicht?
Er trat also am nächsten Morgen mächtig forsch zu Anneliese:
„Laben Sie meine Karte von der Zugspitze erhalten?"
„Ja, Peter," sagte sie.
Peter stutzte. Ihm kam der Ton so bekannt vor. Was hatte
Anneliese nur? Schämte sie sich für ihn?
„Ich habe Ihre Karte auch erhalten, Anneliese."
„Ja. Leider."
„Wieso?"
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Der praktische Zoo-Doktor Wenn die Giraffe Äalsschmerzen hat
ERSATZ
Wir haben technisch so viel gelernt,
Aber wir können trotz allem Mühen
(Und sind noch weit davon entfernt)
Den Frühling nicht auf Flaschen ziehen.
Den Duft, die Farben, das eigne Licht,
Das sanfte Winden und Wehen
Zu konservieren, das geht eben nicht
Und wird auch niemals gehen.
Sonst hätt ich in meinem Schrank zumal
(Und würde mal einen kippen)
30 er Münchner Isartal
Und 20 er Spreewald aus Lübben.
Z. B. heute drehte ich straff
Und schneidig gern ‘nen Kork um :
24er Kurisches Haff
Oder 31er Borkum.
Und manche andere schöne Crescenz
Aus dieser und jener Aera,
Nordischen Frühling und südlichen Lenz,
Springtime und primavera.
Doch da ich den Frühling nicht trinken soll
Zu meinem großen Kommer,
So nehm ich altern Alkohol
Und zeche vergangene Sommer.
fl. w.
(T £ r £1 U S ^ I 11 rj Von Io Sanns Röster
Anneliese machte keineswegs den Eindruck, als ob sie in Peter
verliebt sei. And Peter tat auch nicht dergleichen. Man war in einem
Büro zusammen angestellt, ging aneinander vorbei, vielleicht ein wenig
öfter, als es sein mußte, und gab sich aus spöttische Fragen spöttische
Antworte». Sonst kümmerte man sich nicht umeinander. And doch
liebten sie sich. Aber wie hätte es einer dem andern gestehen sollen?
In einem Büro geht das nicht, man geniert sich vor einander, man
sieht sich zu sehr im Alltag oder glaubt wenigstens, daß der Andere
unseren Alltag belächelt. And so blieben sie Kollegen, die sich nicht
einmal besonders gut vertrugen.
Als Ostern kam und man das Büro auf vier Tage schloß, fragte
Peter: „Was werden Sie die Feiertage machen, Anneliese?"
„Ich? Ich werde verreisen. And Sie?"
„Ich verreise auch."
„Viel Vergnügen."
„Danke. Frohe Feiertage!"
And sie gaben sich die Land, flüchtig, ein wenig verstimmt.
Ein guter Freund tut oft Wunderdinge. And wenn man einen
Freund hat, der zu Ostern eine weite Reise macht, noch dazu auf
die Zugspitze, und man ist selbst ein armer Lund, so kann es wohl
geschehen, daß man den Freund bittet:
„Willst du mir einen Gefallen erweisen?"
„Gern, Peter."
„Du weißt doch, Laus, ich bin im Büro mit einer gewiffen
Anneliese zusammen?"
„Du hast es mir oft erzählt."
„Ich möchte ihr gern eine Karte von der Zugspitze schicken."
„Aber du fährst doch garnicht hin?"
„Eben deswegen. Du fährst doch hin, Lans! And du steckst
die Karte für mich dort in den Kaste». Diese Schneegans denkt
nämlich, sie kann mir mit ihrer Osterreise imponieren. Wenn sie jetzt
liest, ich war auf der Zugspitze, zerspringt sie. And das ist der
Zweck der Aebung."
„Ist sie dir so unsympathisch, Peter?"
„Ansympathisch nicht gerade — aber ich kann sie nicht leiden."
Am dritten Osterfeiertag bekam Peter eine Karte. Eine An-
sichtskarte von Anneliese. Von der Zugspitze.
„Lier ist es wunderschön," schrieb sie, „hoher Schnee und herr-
liche Sonne! Schade, daß Sie das nicht sehe» können. Freundlichen
Gruß — Anneliese."
Peter starrte die Karte an. Das hatte er wieder einmal prächtig
gemacht. Wenn sie jetzt seine Karte von der Zugspitze erhielt, wußte
sie, daß er gelogen hatte. Denn sonst hätten sie sich dort treffen
müssen. Er zerriß die Karte wütend, schob aber dann die Stücke in
ein Buch. Was sollte er denn morgen früh im Büro Anneliese
sagen, wenn sie ihn spöttisch fragen würde, wie ihm die Zugspitze
gefallen habe? Zu dumm! Man soll sich mit Frauen nicht einlassen!
Ach was, er wird ihr einfach sagen, daß er sich einen Scherz gemacht
habe. Vielleicht glaubt sie es. And wenn nicht?
Er trat also am nächsten Morgen mächtig forsch zu Anneliese:
„Laben Sie meine Karte von der Zugspitze erhalten?"
„Ja, Peter," sagte sie.
Peter stutzte. Ihm kam der Ton so bekannt vor. Was hatte
Anneliese nur? Schämte sie sich für ihn?
„Ich habe Ihre Karte auch erhalten, Anneliese."
„Ja. Leider."
„Wieso?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der praktische Zoo-Doktor"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 184.1936, Nr. 4732, S. 236
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg