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Diskretion Ehrensache! V°n Li°r°nymus Jobs

Lotte Machendanz, eine junge, bildhübsche Frau ln dem
altertümlichen Landstädtchen Kuckucksheim, sagte schon gleich
am ersten Weihnachtsseiertag zu ihrer intimsten Freundin,
der Frau Nanda Pimpernell: „Frau Pimpernell," sagte
sie, „denken Sie nur, was mir das Christkind gebracht hat!"

„Was wird es Ihnen gar gebracht haben," sprach Frau
Pimpernell, „etwas Praktisches natürlich, soweit ich Ihren
Gatten kenne; etwas für die Küche höchstwahrscheinlich,
zum Beispiel einen Feiertagsbraten, — den Ihr Äerr
Gemahl sowieso hätte kaufen müssen. O, diese Männer!
Ich kenne sie — einer wie der andere."

„Fehlgeschossen. Nichts da Feiertagsbraten!" trium-
phierte Frau Lotte. „And wie fehlgeschossen I Nichts für
die Küche. Auch nichts Praktisches in Ihrem Sinn."

„Also etwas Anpraktisches. Sage» wir — einen Band
Schubertlieder. O, Sie werden mich diese Widerborste von
Männern nicht kennen lehren! Einer wie der andere."

„Nein, Frau Pimpernell. Mein Mann ist gut, edel nach-
gerade, und mir eine Freude zu machen, seine höchste Lust."

„Eigentlich ist's eine Schinderei — aber eine ideale!"

^)eter trifft den Taverl im Englischen Garten, wie er ganz
allein auf einer Bank sitzt und sich von der Sonne bescheinen
läßt. Neben dem Taverl aber liegt ein Zehnerl — tatsächlich, ein
Zehnerl! Peter steht es.

„Zlaverl — g'hört des Zehnerl dir?" — „Natürli —" —
„Warum steckst as net ei?" — „I mag net —" — „Balst
as aber liegn laßt?" — „Tua i net —" — „Ja — warum
hast as nacha Überhaupts dahin g'legt?" — „Weil i a mal
wissen möcht, wia dös is, bal oaner Geld auf der Bank hat!"

Frau Pimpernell war unbeherrscht genug, laut aufzulachen.

„Dann kommen Sie nur gleich mit mir und überzeugen Sie sich
selbst von der Noblesse meines Mannes ! Ich sage Ihnen, Frau Pimper-
nell: zu Tränen gerührt war ich gestern unterm Weihnachtsbaum. Ich
mußte einfach meinem Mann um den Lals fallen. Leulen, ja, mußte
ich — über so viel Güte."

Da wurde Frau Pimpernell doch sehr gespannt. Auch ging ihr dieses
hartnäckige Preislied auf den Gatten allgemach auf die Nerven; denn ihre
eigene Ehe war kein Abglanz von Larmonie. „Gut, gehen wir!" sagte sie.

And die beiden Damen gingen, und Frau Pimpernell stand bald
geradezu benommen vor dem Anterpfand der Machendanzischen Gatten-
liebe, einer großartigen schwarzen Pelzjacke aus dem ersten hauptstädti-
schen Pelzgeschäfte von Georg Prusius, wie der eingenähte Firmenauf-
druck lautete. Preis noch frisch vom Geschäfte her aufgeheftet: 900 RM.

Da traten auch Nanda Pimpernell die Tränen in die Augen, doch
nicht Tränen der gerührten Teilnahme am Glück der intimsten Freundin,
sondern, wie das bisweilen selbst unter besten Freundinnen stattzufinden
pflegt, Tränen des Neides und der Bitterkeit ob der eigenen um so
viel reduzierteren Vermögenslage.

„Aber," sprach die bildhübsche Lotte Machendanz und schlüpfte, um
ihrer intimsten Freundin auch noch diesen Schmerz zu bereiten, in die
herrlich sitzende Jacke, „aber meine Freude ist gleichwohl nur halb; denn
Schwarz kleidet mich nicht. Ich verstehe gar nicht, wie mein Mann
Schwarz wählen konnte!"

„Nichts leichter aber als so 'ne kleine Korrektur eines schlechten
männlichen Geschmacks, liebe Frau Machendanz. Sie fahren ganz einfach
in die Stadt und tauschen in dem Pelzgeschäft Ihr Christgeschenk gegen
einen helleren Pelz um. Ihr Gatte braucht davon gar nichts zu er-
fahren, wird aber selber entzückt sein, wenn Sie in Lellbr-run oder
Silbergrau zurückkommcn."

Da drückte Frau Lotte Machendanz der Freundin die sdand und
reiste ab. Nanda Pimpernell aber begab sich spornstreichs zu einer
weiteren intimen Freundin und diese auch ihrerseits wieder zu einer
und so fort, bis die Kunde von der hochwertigen Weihnachtsgabe in
der Familie Machendanz die Runde durch die ganze Stadt gemacht
hatte und solcherweise in Kuckucksheim eine allgemeine ehefrauliche
Bitterkeit sich erhob gegen die ehehcrrliche Zurückhaltung, um nicht zu
sagen Knauserei in Christgeschenken.

Mittlerweile war Lotte Machendanz silbergrau und strahlend vor
Glück und Schönheit nach Kuckucksheim wieder zurückgekchrt, und wenn

Hotelfernrohr im Gebirge

„Ein fabelhaftes Fernrohr! Ich sehe deutlich den
Kamm — und ich glaube, Lilli ist auch zu erkennen."

„Lilli? Dann müßte man außer dem Kamm auch
Puderdose und Spiegel sehen können."


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eigentlich ist's eine Schinderei - aber eine ideale!" "Hotelfernrohr im Gebirge"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4745, S. 20

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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