Zeichnung von C. I. Bauer
Herr Klein und die Stempel
Ein Mann, der einen Stempel hat
Sich machen lassen, fein graviert,
Der wird von diesem, rein privat,
Zu manchem irren Tun verführt.
Er stempelt seinen Namenszug
Allüberall hin — was weiß ich?
Jedoch, hiermit noch nicht genug,
Bestellt er weitre Stempel sich.
Und jedes Tun begleitet er,
Vom Ordnungswahnwitz angepackt,
Zu jeder Handlung schreitet er
Mit dem gemäßen Stempelakt.
Zum Beispiel, wenn er sich erquickt
Im Badewasser (Samstagsbrauch),
Bevor er da hineinsteigt, drückt
Er sich „Genehmigt" auf den Bauch.
Und eh er seine Braut küsst, presst
Er sachlich wie im Bankgeschäft
Den Datumstempel nebst Attest
ln ein ad hoc rubriertes Heft.
Zuletzt hat Stempel-Leidenschaft
Das Leben ihm ganz eingeengt:
Kein richtges Tun tritt mehr in Kraft,
Der Stempel hat es ganz verdrängt.
Bis er, vor seines Lebens Schluß,
Faksimiliert auf weißem Schein
Und notgedrungen stempeln muß:
„Erledigt. Zu den Akten. Klein.“
Peter Kringel
„Und nun legen Sie mir noch ein langes blondes Laar von der Dame
dort auf die Schulter. Das macht immer einen abenteuerlichen Eindruck."
Der Liebesbrief
„Ich muß gut aufpassen, denn Frieda, als angehende Lehrerin,
nimmt es mit der Orthographie sehr genau. Aber im mündlichen
Verkehr — da mach ich keine Fehler."
^iesecke geht ungern in Vorträge, aber diesmal hat ihn die
Gattin mit Gewalt mitgeschleppt. Ein Professor V spricht über
„Das Problem des Raumes". Das ist nun sogar Frau Piesecke zu
viel. Auf physikalische, kosmische und philosophische Ausführungen
ist sie nicht geeicht. Nach einer guten Stunde, in der der Redner
über den „Raum als Funktion der Zeit," die vierte Dimension und
den gekrümmten astronomischen Raum gesprochen hat, lehnt sie sich
enttäuscht zu einem Nickerchen zurück.
Vorher aber stößt sie ihren Ehemann mit dem Ellenbogen an.
„Du, August, wenn er an die Vorhänge und Tapeten kommt, dann
wecke mich doch auf!"
Anhaltspunkt
„Was ist eigentlich ein Prominenter?"
„So genau kann ich dir das nicht erklären ... aber du bist keiner k"
Das Lied
„Warum pfeifen Sie fortwährend die Tonleiter, Minna?"
„Das ist doch das Lied, das Sie immer auf der Geige spielen,
junger Lerr!"
dersenstrauch betritt ein Lerrenkonfektionsgeschäft.
„Ich möchte Sporthosen!"
„Gewiß, mein Lerr."
„Was kosten denn die?"
„Wir haben die verschiedensten Preislagen."
„Ich möchte was anständiges haben."
„Gewiß, mein Lerr."
„Ich suche ein schönes, aber kein auffallendes Muster. So was
im englischen Geschmack."
„Sehr wohl, mein Äerr."
„Ein Vermögen möchte ich ja gerade nicht ausgeben — sie ver-
stehen doch?"
„Natürlich, mein Lerr. Ich rufe Ihnen sofort den Lerrn von der
entsprechenden Abteilung. — Lerr Schulz! Lerr Schulz nicht da? —
Lerr Fritsch, führen Sie mal den Lerrn in die Losenabteilung. —
Knicker, Lerr Schulz."
Aber da dreht sich Fersenstrauch scharf auf dem Absatz herum.
„Ich danke! Ich gehe wieder. Ich lasse mich hier nicht Knicker
nennen, wo ich noch kein Wort vom Preis gesprochen habe."
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Herr Klein und die Stempel
Ein Mann, der einen Stempel hat
Sich machen lassen, fein graviert,
Der wird von diesem, rein privat,
Zu manchem irren Tun verführt.
Er stempelt seinen Namenszug
Allüberall hin — was weiß ich?
Jedoch, hiermit noch nicht genug,
Bestellt er weitre Stempel sich.
Und jedes Tun begleitet er,
Vom Ordnungswahnwitz angepackt,
Zu jeder Handlung schreitet er
Mit dem gemäßen Stempelakt.
Zum Beispiel, wenn er sich erquickt
Im Badewasser (Samstagsbrauch),
Bevor er da hineinsteigt, drückt
Er sich „Genehmigt" auf den Bauch.
Und eh er seine Braut küsst, presst
Er sachlich wie im Bankgeschäft
Den Datumstempel nebst Attest
ln ein ad hoc rubriertes Heft.
Zuletzt hat Stempel-Leidenschaft
Das Leben ihm ganz eingeengt:
Kein richtges Tun tritt mehr in Kraft,
Der Stempel hat es ganz verdrängt.
Bis er, vor seines Lebens Schluß,
Faksimiliert auf weißem Schein
Und notgedrungen stempeln muß:
„Erledigt. Zu den Akten. Klein.“
Peter Kringel
„Und nun legen Sie mir noch ein langes blondes Laar von der Dame
dort auf die Schulter. Das macht immer einen abenteuerlichen Eindruck."
Der Liebesbrief
„Ich muß gut aufpassen, denn Frieda, als angehende Lehrerin,
nimmt es mit der Orthographie sehr genau. Aber im mündlichen
Verkehr — da mach ich keine Fehler."
^iesecke geht ungern in Vorträge, aber diesmal hat ihn die
Gattin mit Gewalt mitgeschleppt. Ein Professor V spricht über
„Das Problem des Raumes". Das ist nun sogar Frau Piesecke zu
viel. Auf physikalische, kosmische und philosophische Ausführungen
ist sie nicht geeicht. Nach einer guten Stunde, in der der Redner
über den „Raum als Funktion der Zeit," die vierte Dimension und
den gekrümmten astronomischen Raum gesprochen hat, lehnt sie sich
enttäuscht zu einem Nickerchen zurück.
Vorher aber stößt sie ihren Ehemann mit dem Ellenbogen an.
„Du, August, wenn er an die Vorhänge und Tapeten kommt, dann
wecke mich doch auf!"
Anhaltspunkt
„Was ist eigentlich ein Prominenter?"
„So genau kann ich dir das nicht erklären ... aber du bist keiner k"
Das Lied
„Warum pfeifen Sie fortwährend die Tonleiter, Minna?"
„Das ist doch das Lied, das Sie immer auf der Geige spielen,
junger Lerr!"
dersenstrauch betritt ein Lerrenkonfektionsgeschäft.
„Ich möchte Sporthosen!"
„Gewiß, mein Lerr."
„Was kosten denn die?"
„Wir haben die verschiedensten Preislagen."
„Ich möchte was anständiges haben."
„Gewiß, mein Lerr."
„Ich suche ein schönes, aber kein auffallendes Muster. So was
im englischen Geschmack."
„Sehr wohl, mein Äerr."
„Ein Vermögen möchte ich ja gerade nicht ausgeben — sie ver-
stehen doch?"
„Natürlich, mein Lerr. Ich rufe Ihnen sofort den Lerrn von der
entsprechenden Abteilung. — Lerr Schulz! Lerr Schulz nicht da? —
Lerr Fritsch, führen Sie mal den Lerrn in die Losenabteilung. —
Knicker, Lerr Schulz."
Aber da dreht sich Fersenstrauch scharf auf dem Absatz herum.
„Ich danke! Ich gehe wieder. Ich lasse mich hier nicht Knicker
nennen, wo ich noch kein Wort vom Preis gesprochen habe."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein abenteuerlicher Eindruck" "Sie haben beide schon bessere Zeiten gesehen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4746, S. 37
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg