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Die Stranduhr

dein den Rücken gewandt, da stand die Stranduhr auf Vier. Käge-
bein fluchte nachher beträchtlich und blickte mit rollenden Augen um-
her, wen er der Untat bezichtigen könnte. Aber er bemerkte nur
unschuldsvoll abgekehrte Rücken und mußte sich damit begnügen, un-
klare Drohungen gegen ihm noch Unbekannte auszustoßen, die er
„schon kriegen" würde.

Diese Drohungen waren unklug, denn jetzt wurde es eine Ehren-
sache, zu beweisen, daß man sich nicht kriegen lasse. Kägebein hatte
damit herausgefordert; er hatte einen Landschuh hingeworfen, und
der wurde aufgehoben. Bald hatte er viel zu erdulden. Er mochte
sich noch so fest vornehmen, auf dem Posten zu sein und den Mecha-
nismus der Uhrzeiger nicht eine» Moment aus den Augen zu lassen —
irgendwie konnte man ihn dann doch ablenken: durch ein scheinbar
schreckensvolles Linausweisen aus die Badenden in der See, durch
einen Schrei von der Düne, durch ein listig vorgenommenes kleines

Kampsspiel-und dann war auch schon an der Uhr gerückt.

Denn dazu bereite Arme und Lände fanden sich mehr und mehr
ein; die Sache sprach sich ja bei der in Flundershöft zu Gast weilen-
den Jugend herum.

Wenn man sich nicht mehr selbst helfen kann, wendet man sich
an die Obrigkeit. Kägebein ging zum Gemeindevorstand Pagel und
beschwerte sich über die verfluchten fremden Bälge. Jawohl, er sagte:
verfluchte fremde Bälge. Deshalb wollte sich Pagel nicht aus die
Beschwerde einlassen; Beschwerden, die unpassende Wendungen ent-
halten, werden ja meist von der Obrigkeit zurückgewiesen. Kinder,
die Geld nach Flundershöft bringenden Leuten gehörten, waren
keine verfluchten fremden Bälge. Wenn die Kinderchen sich solch einen
Spaß erlaubt hätten, meinte Pagel, dann wäre wohl Kägebein auch
etwas Schuld daran; er hätte sich wahrscheinlich zu wichtig gemacht.

Kägebein war gekränkt und wurde bockig. Er wäre als Strand-
wärter angestellt, sagte er, und nicht für die dämliche Uhr; davon
wäre nicht die Rede gewesen. Wegen der verrückten Uhr hätten
ihm die Badegäste schon einen Namen angehängt; Vater Chronos
riefen sie ihn, und das brauchte er sich nicht gefallen zu lassen. Denn
er wäre kein Vater, und hinter Chronos steckte vielleicht etwas ganz
Läßliches.

Pagel wußte auch nicht, was Vater Chronos bedeuten sollte,
und ging darum nicht darauf ein. Aber daß Kägebein von einer
dämlichen und verrückten Ahr sprach, kränkte ihn als den Erfinder
des Apparats. Barsch sagte er also, Kägebein könnte sich das ja
überlegen. Wenn ihm sein Amt als Strandwärter, zu dem nun

auch die Besorgung der Uhr gehörte, nicht mehr paßte-o bitte!

Da könnte man genug andere Leute haben.

Kägebein ging wortlos ab. Pagel glaubte, ihn geknickt zu haben,
aber er irrte sich. Kägebein legte gar keinen Wert darauf, seinen
Posten, der ja ohnehin in einigen Wochen überflüssig sein würde,
zu behalte»; gerade jetzt konnte er wegen der Ernte auf jedem der
großen Güter in der Nähe Unterkommen. Im Bewußtsein dieser
Aussicht handelte er. Allerdings verkehrt, den» der kleine Junge,

den er am nächsten Vormittag erwischte und verdrosch mit der Be-
schuldigung, er habe an der Ahrstrippe gezogen-eben dieser

kleine Junge war unschuldig, und das konnte bewiesen werden. Es
gab Krach und Spektakel am Strande, und dann zog eine Abord-
nung empörter Badegäste zum Gemeindevorstand Pagel, der sofort
ein Sühneopser darbrachte: Kägebein wurde fristlos entlassen. Daß
ihm dieses Sühneopfer sehr leicht fiel, verschwieg Pagel, um ihm
nicht den Schein einigen Wertes zu nehmen.-

„Na schön!" sagte Kägebein, packte seine paar Sachen und kam
am Nachmittag zu Pagel, den Rest seines Lohnes und seine Papiere
in Empfang zu nehmen. Dann sprach er zum Abschied: „Das is
nu allens bloß wegen die dämliche Ahr! Wo doch die verrückte Uhr-
gar nich' wär' nötig gewesen! Das is mich nämlich jetzt eingefallen."

Wegen der dämlichen und verrückten Ahr hätte Pagel jetzt
Kägebein am liebsten sofort hinausgeschmissen, aber er war neu-
gierig. Warum denn die Uhr nicht nötig gewesen wäre, fragte er.

And nun erklärte Kägebein nicht ohne triumphierenden Lohn:
„Tja, hier is doch so'ne schöne Kirchturmuhr! And man bloß die
olle Buche is davor, wo schon längst hätt' abgehauen werden können.
Da is bloß kein Döskopp drauf gekommen."

Der Gemeindevorstand Leinrich Pagel blieb stark betroffen
sitzen, als sich die Tür hinter Kägebein geschlossen hatte. Donner,
der verdammte Kerl halte recht! Da war ja der Kirchturm, und
wenn man die alte Buche, die unzweckmäßiger Weise so nahe dabei

hoch gewachsen war, fällen würde-ja, dann würde ja das

große Zifferblatt der Kirchturmuhr, besonders, wen» man es auf-
frischen würde, vom Strande aus für alle nicht zu schwachen Augen
sichtbar sein.-

Aber erst im Lerbst beantragte Pagel in der Gemeindesihung,
die alte Buche »mzuhauen und damit die allerbeste Uhr auch für
den Strand zu gewinnen. Man beglückwünschte ihn zu diesem Ge-
danken. Daß er von Kägebein stammte, verschwieg Pagel. Nun ja,
es kommt ja auch sonst manchmal vor, daß hochgestellte Lerren sich
die Einfälle kleiner Untergebener aneignen.

Verlust

Mein Nachbar Peterhans kam verzweifelt zu mir.

„Leute habe ich zwei Mark verloren!"

„Wann?"

„Vor einer Stunde."

„Wo hatten Sie denn das Geld?"

„Lier in der Tasche."

Mein Nachbar tat mir leid. Er ist nicht auf Rosen gebettet.
„Lier haben Sie Ihre zwei Mark wieder, Peterhans."

„Dank auch schön," sagte Peterhans ergriffen.

Ich wollte einen Abschluß des Gespräches finden.

„Wissen Sie wenigstens, wo Sie das Geld verloren haben?"
„Freilich." — „Wo denn?" — „Beim Skat."

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