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Am Weihnachtsabend

Tante Mathilde ist 46 Jahre alt, ihre Schwester
Lermine ein Jahr jünger. Die beiden unver-
mählten Damen leben im besten Einvernehmen
mit einander; sie haben sich ein behagliches kleines
Lauswesen eingerichtet.

Kurz ehe bei Bollmanns die Bescherung los-
gehen soll, klingelt es, und Tante Mathilde stürzt
herein. „Bitte, seid nicht böse, daß ich euch ge-
rade jetzt lästig sollen muß! Gönnt mir ein stilles
Plätzchen! Ich werde euch gar nicht stören."

„Aber Mathilde was ist denn los? Last
du dich mit Lermine gezankt?"

Tante Mathilde bricht in Tränen aus. „Ich
will nichts mehr von ihr wissen. Sie ist nicht
mehr meine Schwester, sie ist eine Schlange.
Schon seit ein paar Wochen war sie so merk-
würdig verändert, und nun ist sie dainit heraus-
gekommen: sie hat sich verlobt! Lahal" Tante
Mathilde lacht Lohn, und Bollmanns staunen.

„Lahal Verlobt hat sie sich, die alberne alte
Gans! Mit ihren 45 Jahren! In dem Alter denkt
man doch an sowas nicht mehr. Ja, und nun hat

sie ihren-ihren Verlobten für heute zum

Weihnachtsabend eingeladen. Soll ich etwa dabei
sitzen? Ausgeriffen bin ich. Und ihr müßt mir
auch ein Bett für die Nacht geben."

„Ich will nichts von ihr hören!" kreischt Tante
Mathilde.

„Aber beruhige dich doch! Lermine erwartet
also tatsächlich jetzt ihren Verlobten. Sie hat
natürlich nicht angenommen, daß du nicht dabei
sein würdest."

„Laha, das kann ihr ja nur angenehm sein."

„Die Sache ist nämlich die: es kommt noch
ein zweiter Gast. Der Bräutigam bringt seinen
Bruder mit. Der ist auch ein älterer Junggeselle.
And nun möchte Lermine doch nicht mit den
beiden Lerren allein sein."

Tante Mathilde vergißt Lohngelächter und
Tränen. „Noch ein Lerr kommt? Dann darf
ich allerdings nicht fehlen; da werde ich schon
das Opfer bringen müssen."

Und Tante Mathilde zieht wieder ihren Mantel
an und verschwindet in ziemlicher Eile.

Womit überrascht Schabritter die Gattin unter
dem Weihnachtsbaum? Mit einem Bilde, einem
echten Oelgemälde! Schabritter hat sich malen
lassen — von dem Künstler, der ihm die Miete
für die kleine Mansardenwohnung nicht hat zahlen
können.

Frau Schabritter ist entzückt. „Ach, Leinrich,
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Da klingelt der Fernsprecher. Lerr Bollmann
geht und hat ein langes Gespräch. Als er zurück-
kommt, hat er sich eines Auftrags zu entledigen.
„Lermine hat eben angerufen, ob du bei uns
bist, Mathilde."

hab's nur nicht sagen wollen."

„So so :-ein Bild von mir hast du dir

gewünscht?"

„Ach ja! Meine Freundin Emmy hat doch auch
solch ein Oelbild von ihrem seligen Mann."

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