o
Vom alten zum neuen Jahre
Küsel ist unzufrieden mit sich selbst und auch mit seiner lieben
Frau. Da hat er nun den Salat, wenn er addiert, was im Jahre
1936 ausgegeben worden ist. Ja, er hätte manchmal etwas wider-
borstig sein müffen; gegen diese und jene durchaus überflüssige Aus-
gäbe hätte er sein Vetorecht ausüben sollen.
Küsel knurrt: „Das Jahr hat zu viel gekostet, Olga!"
„Aber bitte-es war
doch auch ein Schaltjahr!"
*
Immer hat es bei Nippkes
am Silvesterabend Karpfen ge-
geben. Aber diesmal ist nichts
zu wollen; der Fischhändler
hat bedauert: Frau Nippke ist
zu spät gekommen. And wenn
sie ihn mit Gold aufwiegen
wollte — woran aber natürlich
nicht zu denken ist — er würde
ihr nicht den kleinsten Karpfen
geben können. Freilich, da sind
noch drei Stück, aber die sind
bereits verkauft; die gehören
dem Lerrn Stadtkämmerer.
„Dumme Sache!" ärgert
sich Nippke. „Ich bin zwar
nicht abergläubisch, Emma, aber
du weißt doch: am Silvester-
abend muß ich mir ein paar
Karpsenschuppen in die Geld-
tasche stecken."
„Die habe ich! Ein paar
Schuppen hat mir der Fisch-
händler von den Karpfen vom
Stadtkämmerer abgekratzt."
Groppschitz füllt zum erstenmal die Gläser — mit einem vorzüg-
lichen Weinchen, wie er ankündigt, einem Weinchen für Kenner.
Aber vielleicht will er damit nur einer Kritik Vorbeugen.
Groppschitz seufzt. „Also — trinken wir zuerst mal auf das alte
Jahr! Für mich war es das letzte Jahr im Amt, denn zum nächsten
April werde ich ja in den Ruhestand treten. Ja, so geht alles da-
hin l And deshalb fällt mir der Abschied von diesem Jahre schwer."
Der Vetter August hat einen tüchtigen Schluck genommen — einen
viel zu großen Schluck, wie er
jetzt mit Zunge und Gaumen
unter einigem Verzerren des
Gesichts feststellt. „Na, dann
verstehe ich nicht, warum du
dir den Abschied noch extra
sauer machst!"
Käthchen Globig ist seit vier
Jahren mit Lerbert Pahlke
verlobt. Eine lange Zeit des
Larrens und der Sehnsucht!
O, daß sie doch endlich zum
Standesamt gehen könnten!
Aber Lerbert verdient noch
immer nicht genug. Aebrigens:
so schlimm ist das nicht: Käth-
chen zählt erst 22 Jahre.
Bei Globigs soll es ein ge-
mütlicher Silvesterabend wer-
den. Frau Globig nimmt den
OnkelBerthold beiseite: „Bitte,
wünsche doch dem Brautpaar
nicht wieder wie voriges Mal,
daß sie im nächsten Jahre hei-
raten können! Du weißt doch,
wie es steht, und Lerbert wird
dann immer so verlegen."
(Sortierung Seite 420)
„Ein gutes neues Jahr, Lerr Meier! Aber um Limmelswillen-
was ist Ihnen denn passiert?"
„Lat nicht viel zu sagen, Frau Kulicke-ich bin bloß über die
Iahresschwelle gestolpert."
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Vom alten zum neuen Jahre
Küsel ist unzufrieden mit sich selbst und auch mit seiner lieben
Frau. Da hat er nun den Salat, wenn er addiert, was im Jahre
1936 ausgegeben worden ist. Ja, er hätte manchmal etwas wider-
borstig sein müffen; gegen diese und jene durchaus überflüssige Aus-
gäbe hätte er sein Vetorecht ausüben sollen.
Küsel knurrt: „Das Jahr hat zu viel gekostet, Olga!"
„Aber bitte-es war
doch auch ein Schaltjahr!"
*
Immer hat es bei Nippkes
am Silvesterabend Karpfen ge-
geben. Aber diesmal ist nichts
zu wollen; der Fischhändler
hat bedauert: Frau Nippke ist
zu spät gekommen. And wenn
sie ihn mit Gold aufwiegen
wollte — woran aber natürlich
nicht zu denken ist — er würde
ihr nicht den kleinsten Karpfen
geben können. Freilich, da sind
noch drei Stück, aber die sind
bereits verkauft; die gehören
dem Lerrn Stadtkämmerer.
„Dumme Sache!" ärgert
sich Nippke. „Ich bin zwar
nicht abergläubisch, Emma, aber
du weißt doch: am Silvester-
abend muß ich mir ein paar
Karpsenschuppen in die Geld-
tasche stecken."
„Die habe ich! Ein paar
Schuppen hat mir der Fisch-
händler von den Karpfen vom
Stadtkämmerer abgekratzt."
Groppschitz füllt zum erstenmal die Gläser — mit einem vorzüg-
lichen Weinchen, wie er ankündigt, einem Weinchen für Kenner.
Aber vielleicht will er damit nur einer Kritik Vorbeugen.
Groppschitz seufzt. „Also — trinken wir zuerst mal auf das alte
Jahr! Für mich war es das letzte Jahr im Amt, denn zum nächsten
April werde ich ja in den Ruhestand treten. Ja, so geht alles da-
hin l And deshalb fällt mir der Abschied von diesem Jahre schwer."
Der Vetter August hat einen tüchtigen Schluck genommen — einen
viel zu großen Schluck, wie er
jetzt mit Zunge und Gaumen
unter einigem Verzerren des
Gesichts feststellt. „Na, dann
verstehe ich nicht, warum du
dir den Abschied noch extra
sauer machst!"
Käthchen Globig ist seit vier
Jahren mit Lerbert Pahlke
verlobt. Eine lange Zeit des
Larrens und der Sehnsucht!
O, daß sie doch endlich zum
Standesamt gehen könnten!
Aber Lerbert verdient noch
immer nicht genug. Aebrigens:
so schlimm ist das nicht: Käth-
chen zählt erst 22 Jahre.
Bei Globigs soll es ein ge-
mütlicher Silvesterabend wer-
den. Frau Globig nimmt den
OnkelBerthold beiseite: „Bitte,
wünsche doch dem Brautpaar
nicht wieder wie voriges Mal,
daß sie im nächsten Jahre hei-
raten können! Du weißt doch,
wie es steht, und Lerbert wird
dann immer so verlegen."
(Sortierung Seite 420)
„Ein gutes neues Jahr, Lerr Meier! Aber um Limmelswillen-
was ist Ihnen denn passiert?"
„Lat nicht viel zu sagen, Frau Kulicke-ich bin bloß über die
Iahresschwelle gestolpert."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein gutes neues Jahr"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)