„Det is heute eene Arbeet, Frau Pilske!"
„Aber Karpfenschuppen bedeuten doch Glück!"
„So ville uff eenmal kann ick ooch wieder nich jebrauchen!"
Dann aber bemerkt er lächelnd: „Ich habe aber eine»
andern Kalender, Lerr Ruppel; ich habe erst später
Neujahr."
Der Lausmeister Ruppel steckt die 5 Mark ein.
„So so — — und wann is det, Lerr Iskender?
Dann komme ick noch mal."
Nur zwei Glückwunschkarten haben Ippelmanns
am Neujahrstage erhalten.
„Traurig ist das!" klagt Frau Ippelmann. „Aber
das ist deine Schuld, Albert! Du magst mit niemand
umgehn, du bist unfreundlich zu allen Leuten. Aber
wie schön ist es doch, wenn einem recht viele Leute
zu Neujahr Glück wünschen!"
Albert Ippelmann reicht der Gattin die letzte
Nummer des „Generalanzeigers". „Bitte — bediene
dich! Da stehen ein paar Lundert Leute drin, die an
Stelle von Neujahrskarten Glück wünschen." —on.
21. Dezember
Kinder, bald ist es geschafft.
Das ist nunmehr keine Frage,
Denn der kürzeste der Tage
Ist bereits dahingerafft.
Es geht wirklich ziemlich schnell:
Noch ein Stück der Bahnellipse,
Und man trägt schon bunte Schlipse
Und die Hose von Flanell.
Ping-Pong
Eine bisher unbekannte amerikanische Stenotypistin
wurde zum Londoner Film engagiert.
Bon einer Stenotypistin kann man erwarte», daß
sie eine ganz neue Type verkörpern wird.
Noch in Nebel eingetunkt,
Surrt die Erde die Ekliptik
Eang mit ihrem Welten-Triptik
Wieder hin zum Frühlingspunkt.
Langsam wickelt sie sich aus
Dem Bereich der feuchten Schnupfen,
Sich mit Krokus zu betupfen —■
Und dann sieht sie lustig aus.
Allerdings — nach Wochen dann,
Die wir an der See verplempern,
Ist es wieder am septembern —
Doch was geht uns das jetzt an!
Denn wer schon was prophezeit,
Der soll dann auch voll Vertrauen
In die weitre Zukunft schauen,
Nicht in die Vergangenheit.
Der Amerikaner John T. Larrington hat den
Antrag gestellt, man möge ihm die Weltmeisterschaft
im Niesen zusprechen, da er in den letzten 10 Jahren
100 000 mal geniest habe.
Er soll seine Ansprüche mit sprühendem Tempe-
rament vertreten.
Kmkerlitzchen
Der bekannte Kapitän Schneider übte eine neue Varietenummer
ein: in einem großen Glasbassin produzierten sich zwei junge Damen
im Kunsttauchen — zusammen mit drei Seelöwen. Als aber eine der
Damen erkrankte, und ein Mann für sie einsprang, knufften ihn die
Seelöwen so lange, bis er notgedrungen das Bassi» verließ.
Die Seelöwen wollten die Gesellschaft der junge» Dame allein für
sich haben; es scheinen Salonseelöwen zu sein.
Neujahrswünsche
Erst um 11 Ahr brüllt Knobbe, der Zimmerherr, nach seinem Früh-
stück. Frau Schummrig bringt es ihm. „Ein gutes neues Jahr, Lerr
Knobbe! Vor allen Dingen wünsche ich Ihnen, daß Sie mir immer
pünktlich die Miete zahlen können."
„Prosit Neujahr!" brummt Knobbe. „And ich wünsche Ihnen, daß
Sie nicht mehr aus pünktliche Zahlung angewiesen sein mögen."
Im Lause Grünstraße 7 steigt der Lausmeister Ruppel herum, den
verschiedenen Parteien seine Neujahrswünsche abzustatten. And sein
Trinkgeld dafür zu kriegen-das ist doch selbstverständlich.
Im zweiten Stock wohnt Lerr Iskender aus Teheran, der irgend-
welche Importgeschäfte betreibt. Zufällig öffnet er selber die Tür. Er
dankt für die liebenswürdigen Neujahrswünsche und gibt 5 Mark her.
„Sie müssen mir doch zugeben, Lerr Nanki-Poh, daß in Japan
sehr viele europäische Fabrikate nachgeahmt werden."
„O ja, aber man hat doch in Europa schon vor langer Zeit damit
angefangen."
„Ja, womit denn?" — „Mit den japanischen Lackarbeiten."
FLIEGENDE BLÄTTER
und Meggendorfer Blätter
Nr. 4770. 31. Dez. 1936
Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 2. Anzeigen-Annahme durch die Anzeigen-Verwaltung „Fliegende
Blätter“, München I, Theatinerstraße 8, Fernsprecher 11891 und alle zugelassenen Werbungsmittler.
Bestellungen bei allen Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungsexpeditionen und den Postämtern. Wochenausgabe: Vierteljahrs-Abonnement (13 Nummern) für Deutschland
ohne Zustellung RM 3.90; Postbezug RM 4.10; portofrei nach solchen Ländern des Weltpostvereins, für die ermäßigte Zeitschriften-Portosätze gelten, RM 3.60, nach allen
übrigen Ländern des Weltpostvereins RM 4.25. Besonders in Schutzpappe verpackte Ausgabe: Viertel Jahrs-Abonnement innerhalb Deutschlands, Postbezug oder
Postüberweisung vom Verlag aus RM 4.70. Einzelne Nummer: In Deutschland 30 Pfennig.
126
Redaktionsschluß: 10. Dezember 1936
„Aber Karpfenschuppen bedeuten doch Glück!"
„So ville uff eenmal kann ick ooch wieder nich jebrauchen!"
Dann aber bemerkt er lächelnd: „Ich habe aber eine»
andern Kalender, Lerr Ruppel; ich habe erst später
Neujahr."
Der Lausmeister Ruppel steckt die 5 Mark ein.
„So so — — und wann is det, Lerr Iskender?
Dann komme ick noch mal."
Nur zwei Glückwunschkarten haben Ippelmanns
am Neujahrstage erhalten.
„Traurig ist das!" klagt Frau Ippelmann. „Aber
das ist deine Schuld, Albert! Du magst mit niemand
umgehn, du bist unfreundlich zu allen Leuten. Aber
wie schön ist es doch, wenn einem recht viele Leute
zu Neujahr Glück wünschen!"
Albert Ippelmann reicht der Gattin die letzte
Nummer des „Generalanzeigers". „Bitte — bediene
dich! Da stehen ein paar Lundert Leute drin, die an
Stelle von Neujahrskarten Glück wünschen." —on.
21. Dezember
Kinder, bald ist es geschafft.
Das ist nunmehr keine Frage,
Denn der kürzeste der Tage
Ist bereits dahingerafft.
Es geht wirklich ziemlich schnell:
Noch ein Stück der Bahnellipse,
Und man trägt schon bunte Schlipse
Und die Hose von Flanell.
Ping-Pong
Eine bisher unbekannte amerikanische Stenotypistin
wurde zum Londoner Film engagiert.
Bon einer Stenotypistin kann man erwarte», daß
sie eine ganz neue Type verkörpern wird.
Noch in Nebel eingetunkt,
Surrt die Erde die Ekliptik
Eang mit ihrem Welten-Triptik
Wieder hin zum Frühlingspunkt.
Langsam wickelt sie sich aus
Dem Bereich der feuchten Schnupfen,
Sich mit Krokus zu betupfen —■
Und dann sieht sie lustig aus.
Allerdings — nach Wochen dann,
Die wir an der See verplempern,
Ist es wieder am septembern —
Doch was geht uns das jetzt an!
Denn wer schon was prophezeit,
Der soll dann auch voll Vertrauen
In die weitre Zukunft schauen,
Nicht in die Vergangenheit.
Der Amerikaner John T. Larrington hat den
Antrag gestellt, man möge ihm die Weltmeisterschaft
im Niesen zusprechen, da er in den letzten 10 Jahren
100 000 mal geniest habe.
Er soll seine Ansprüche mit sprühendem Tempe-
rament vertreten.
Kmkerlitzchen
Der bekannte Kapitän Schneider übte eine neue Varietenummer
ein: in einem großen Glasbassin produzierten sich zwei junge Damen
im Kunsttauchen — zusammen mit drei Seelöwen. Als aber eine der
Damen erkrankte, und ein Mann für sie einsprang, knufften ihn die
Seelöwen so lange, bis er notgedrungen das Bassi» verließ.
Die Seelöwen wollten die Gesellschaft der junge» Dame allein für
sich haben; es scheinen Salonseelöwen zu sein.
Neujahrswünsche
Erst um 11 Ahr brüllt Knobbe, der Zimmerherr, nach seinem Früh-
stück. Frau Schummrig bringt es ihm. „Ein gutes neues Jahr, Lerr
Knobbe! Vor allen Dingen wünsche ich Ihnen, daß Sie mir immer
pünktlich die Miete zahlen können."
„Prosit Neujahr!" brummt Knobbe. „And ich wünsche Ihnen, daß
Sie nicht mehr aus pünktliche Zahlung angewiesen sein mögen."
Im Lause Grünstraße 7 steigt der Lausmeister Ruppel herum, den
verschiedenen Parteien seine Neujahrswünsche abzustatten. And sein
Trinkgeld dafür zu kriegen-das ist doch selbstverständlich.
Im zweiten Stock wohnt Lerr Iskender aus Teheran, der irgend-
welche Importgeschäfte betreibt. Zufällig öffnet er selber die Tür. Er
dankt für die liebenswürdigen Neujahrswünsche und gibt 5 Mark her.
„Sie müssen mir doch zugeben, Lerr Nanki-Poh, daß in Japan
sehr viele europäische Fabrikate nachgeahmt werden."
„O ja, aber man hat doch in Europa schon vor langer Zeit damit
angefangen."
„Ja, womit denn?" — „Mit den japanischen Lackarbeiten."
FLIEGENDE BLÄTTER
und Meggendorfer Blätter
Nr. 4770. 31. Dez. 1936
Anzeigenpreise nach Preisliste Nr. 2. Anzeigen-Annahme durch die Anzeigen-Verwaltung „Fliegende
Blätter“, München I, Theatinerstraße 8, Fernsprecher 11891 und alle zugelassenen Werbungsmittler.
Bestellungen bei allen Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungsexpeditionen und den Postämtern. Wochenausgabe: Vierteljahrs-Abonnement (13 Nummern) für Deutschland
ohne Zustellung RM 3.90; Postbezug RM 4.10; portofrei nach solchen Ländern des Weltpostvereins, für die ermäßigte Zeitschriften-Portosätze gelten, RM 3.60, nach allen
übrigen Ländern des Weltpostvereins RM 4.25. Besonders in Schutzpappe verpackte Ausgabe: Viertel Jahrs-Abonnement innerhalb Deutschlands, Postbezug oder
Postüberweisung vom Verlag aus RM 4.70. Einzelne Nummer: In Deutschland 30 Pfennig.
126
Redaktionsschluß: 10. Dezember 1936
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Det is heute eene Arbeet" "Sie müssen mir doch zugeben, Herr Nanki-Poh, daß in Japan sehr viele europäische Fabrikate nachgeahmt werden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4770, S. 426
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg