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Diese Geschichte erzählt der portugiesische Seefahrer und Aben-
teurer Affonso de Fontanella in seinen nachgelaffenen Erinnerungen,
die aber wohl in keiner Bibliothek mehr zu finden sein dürften, nach-
dem schon vor 300 Jahren ihre Echtheit von den Gelehrten bestritten,
das schmale Bändchen vielmehr als das nicht ernst zu nehmende
Werk irgend eines obskuren Fabulierers betrachtet wurde. Man
glaubte das mit kaum einem Zweifel schließen zu dürfen aus der
geschmackvollen Zurückhaltung bei der Darstellung überstandener
Gefahren und Schwierigkeiten, der gewählten Sprache und vielen
geistreichen Bemerkungen, wozu Affonso de Fontanella, ein verwe-
gener, aber grober und ungebildeter Kerl, unter Amständen auch ein
gerissener Lund, sicherlich nicht fähig gewesen wäre. Immerhin ließe
sich aber annehmen, daß er einen geschickten, talentierten Sekretär
gehabt habe.

Als also Affonso de Fontanella mit drei Karavellen in die
nördliche Mündung des Flusses Bambal einlief und an dem noch
unbekannten Gestade mit begreiflicher Vorsicht einen leichte Rück-
zugsmöglichkeit gewährenden Ankerplatz wählte, wurde er von einer
zunächst nur kleinen, also keinesfalls gefährlichen Schar schwarz-
brauner Eingeborener empfangen, die ihrem Staunen sowohl über
die fremden Ankömmlinge als auch besonders über ihre Ankunft auf
dem Wasser und die dazu benutzten Fahrzeuge merklichen Ausdruck
gaben. Aus solcher Unkenntnis der Möglichkeit, das Wasser zu be-
fahren, schloß Fontanella mit Recht, diese Leute, die sonst alle
Zeichen nicht geringen irdischen Wohlergehens trugen, müßten ein
so gesegnetes Land besitzen, daß ihnen nie der Gedanke an weiteres
Linausschweifen gekommen wäre. Er beglückwünschte sich deshalb,
an diesen Platz geraten zu sein, da er die von ihm vertretenen Ex-
pansionsbcstrebungcn seines Vaterlandes natürlich nur auf lohnende
Gegenden zu richten wünschte. And wirklich erwies sich später diese
zwischen den beiden Armen des Flusses Bambal gelegene und des-
halb in der Eingeborenensprache Bambalporambi genannte Landschaft
als eine sehr nützliche Erwerbung.

Vorläufig war es freilich noch nicht so weit. Zunächst wurden
die üblichen Anfangsbeziehungen zu den Eingeborenen hergcstellt:
einiges Schlachtvieh, besonders Geflügel, Eier, Ziegenmilch und
Früchte wurden gegen bunten Kleinkram eingetauscht. Den» daß
die Fremdlinge essen wollten, begriffen die Eingeborenen natürlich
sofort. Aebrigens zeigte sich, daß zwei schwarze Männer, die Fon-
tanella einige Wochen vorher an einem ihm dann doch nicht behagen-
den Punkte der Küste aufgegriffen und mitgenommen hatte, weil
sie etwas Portugiesisch verstanden — wie sie dazu gekommen sein
mochten, wird nicht erklärt — andererseits auch die Sprach« der
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Leute von Bambalporambi kannten, die wohl nur ein von der ihrigen
etwas verschiedener Dialekt war. Es konnten also auch bald Be-
sprechungen stattfinden.

Affonso de Fontanella erfuhr nun, daß Bambalporambi zum
Reiche eines Monarchen namens Zabackuck gehöre, der in einer weit
jenseits der Deltalandschaft gelegenen Gebirgsstadt residiere — un-
gefähr dort, wo der Bambal aus dem Gebirge in die Ebene trete.
Ob dieser Zabackuck König oder Fürst oder nur Läuptling zu nennen
war, konnte gleichgültig sein; in der Sprache der Eingeborenen
lautete sein Titel „Kalpe", und das konnte ja beliebig übersetzt wer-
den. Zur Zeit befand sich der Kalpe Zabackuck auf einer Art In-
spektionsreise im Gebiet von Bambalporambi; es waren bereits
Boten an ihn abgeschickt worden, und man konnte also sein höchst-
persönliches Erscheinen erwarten.

Fontanella ließ nun in Eile am Strande eine Art Fort errich-
ten — so, daß es für den Notfall noch von den Kanonen seiner
Schiffe geschützt werden konnte- Es befand sich darin eine kleine,
mit allem auf den Schiffen entbehrlichen Prunk ausgestattete Lalle,
in der er den Zabackuck zu empfangen gedachte. Denn daß dieser
Monarch trotz aller Neugier nicht so unvorsichtig sein würde, sich
auf einen der Wafferwagen — so nannten die Eingeborenen die
Schiffe — zu begeben, war ja klar. Es wurden dort Posten mit
Musketen ausgestellt, deren Wirksamkeit den Eingeborenen an einigen
harmlos auf den Bäumen hockenden Affen demonstriert wurde. Aller-
dings nur einmal, denn es schien durchaus überflüssig, sie auf das
umständliche Laden dieser noch unvollkommenen, noch gar nicht in
eine mit Maschinengewehren gesegnete Zukunft deutenden Feuer-
waffen aufmerksam zu machen. Sie sollten denken, so ein Ding gehe
ohne zeitraubende Vorbereitung los. Denn es wäre doch eine miß-
liche Sache gewesen, wenn sie vermutet hätten, daß hundert Bogen-
schützen Zabackucks, die vielleicht gar vergiftete Pfeile entsenden
konnten, einem Dutzend Musketieren weit überlegen wären.

Zabackuck kam sogar mit einigen Lundert Schützen — auf einer
goldüberladenen Sänfte, umgeben von Fächerträgern, Trommlern
und Posaunenbläsern. Es war wohl seine Absicht gewesen, vor dem
Anführer der Fremdlinge mit überlegener Würde zu erscheinen, doch
verlor sich, wenn auch nicht die Würde, so doch die Acberlegenheit,
als ihm nun Fontanella in seiner Galauniform entgegentrat. Er
trug einen langen scharlachroten Rock mit gelben Aufschlägen und
grünen Stickereien, die allerlei Wappentiere und kriegerische Sym-
bole darstclllen. Dieses Kleidungsstück machte auf den schwarzbraunen
Fürsten einen so starken Eindruck, daß er dem darin steckenden Manne
viel mehr Entgegenkommen beiries, als ursprünglich in seinem Plane
gelegen hatte, und zu allen Vorschlägen nickte, die ihm Fontanella
zwecks Anbahnung angenehmer Landelsbeziehungen machte. Von
Landelsbeziehungen haben ja solche weißen Ankömmlinge zuerst im-
mer geredet; anfangs schienen sie überhaupt nichts anderes im Sinn
zu haben. So trennte man sich nach dieser ersten Zusammenkunft
in aller Lerzlichkeit. Zabackuck aber sah dem seine Schaluppe bestei-
genden Fontanella oder vielmehr dem Prachtrock noch lange mit
sehnsüchtigen Blicken nach.

Fontanella, der ja, wie gesagt, auch ein gerissener Lund war,
trug diesen Rock nun immer, und es war nicht zu verkennen, daß
Zabackuck ihn jedesmal mit größerer Begehrlichkeit betrachtete. Er
möchte ihn haben, dachte sich Fontanella, aber ohne Sorge, daß diese
Labgier in gewalttätiger Art sich äußern würde; dagegen schützte
das dem Kalpe mit großen Aedertreibungen berichtete Wunder der
Donnerbüchsen doch wohl einigermaßen.

And in der Tat: Zabackuck suchte einen andern Weg. Er bat
Fontanella zu einer Zusammenkunft, empfing ihn mit besonderer
Feierlichkeit und ließ ein Säckchen mit Goldstaub vor ihn hinstellen.
Damit habe es eine besondere Bewandtnis, mußte der Dolmetscher
erklären. Zwar sei bemerkt worden, daß die fremden Männer großes
Gefallen an diesem hierzulande reichlich vorhandenen Metalle fänden,
aber nicht dieser Amstand veranlasse ihn, es dem fremden Lerrn
anzubieten, sondern ein Traum. Er habe geträumt, daß er dem
weißen Manne solch ein Säckchen mit Gold geschenkt habe; Träume
aber seien, das glaube er und sein ganzes Volk, von den Göttern
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Erwerbung von Bambalporambi"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4773, S. 36
 
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