Fliegende Blätter (186.1937 (Nr. 4771-4795) = 93. Jahrg.)

„Wirklich, Fräulein Lore, ich bin mir selber ein Problem."

„So so — ich liebe es nicht, mich mit Problemen abzugeben."

Festgelegt

Bastian steht auf dem Seesteg von Sprottendorf und freut sich
am wilden Wogen des Meeres. Freilich — gar so wild, wie es dem
Binnenländer Bastian vorkommt, ist dieses Wogen noch nicht; es
ist strammer Seegang, aber man kann, wenn man sowas gewöhnt
ist, immerhin sich noch in einem von kundiger Land gelenkten Segel-
boot hinauswagen. Wenn man aber nicht daran gewöhnt ist, soll
man es lieber bleiben lassen. Und dazu hat sich Bastian entschlossen.

Nicht so Kreisel, der dem lockenden Angebot eines Fischers folgt
und einen schwankenden Kahn nicht ohne fast groteske Gliederver-
renkungen besteigt, was für Bastian ein erheiterndes Schauspiel
ist. So — jetzt hat Kreisel sich glücklich untergebracht. Er ruft zu
Bastian hinauf: „Wollen Sie nicht doch mitkommen?"

„Soll mir einfallen!" ruft Bastian zurück. „Sie sollten das auch
nicht machen! Menschenskind, Sie sind doch noch nie auf der See
gewesen-da sollten Sie sich lieber einen stilleren Tag aus-

suchen."

„Gerade heute wird es herrlich werden!" jauchzt Kreisel.
„Ahoi, hinaus in die wogende See!" And dann tanzt das Boot
davon. —

Zwei Stunden später wartet Bastian auf der Kurhausterrasse,
wohin er sich mit Kreisel zum gemeinsamen Mittagsmahle verab-
redet hat. Da kommt Kreisel an. Er kommt angeschlichen; seine
Glieder schlottern, sein Antlitz ist grünlich blaß — er ist ein ge-
brochener Mann. „Essen Sie nur allein!" jappst er. „Ich muß
mich erst mal hinlegen; mein Mage» dreht sich noch immer. Leider
haben Sie recht gehabt: ich hätte mir doch einen stilleren Tag
aussuchen sollen. O, es war furchtbar! Schon nach fünf Minuten
ging es los, und dann »och zwei Stunden lang diese entsetzliche
Qual!"

„Aber Mensch, warum haben Sie den» den Fischer nicht um-
kehren lassen?"

„Das konnte ich doch nicht-ich hatte doch das Boot für

zwei Stunden gemietet." —

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