Zeichnung von G. Traub
MÄT
Auch einmal zogs zum Fenster ihn —
Gleich war er hoch entzückt.
Da sah er links die Nachbarin,
Die er noch nie erblickt.
Der Seitenansicht Ebenmaß
War seiner Blicke Ziel,
And mit Gewalt ins Lerz sich fraß
Ihr herrliches Profil.
„Wie wundervoll!" — Da winkte sie.
Jedoch nicht ihm, o nein,
'ner blonden Freundin vis ä vis.
Mit Laar wie Sonnenschein.
Ein Maler hat im vierten Stock
Sein kleines Atelier.
Da malte er im Sammetrock
Manch herrliches Porträt.
And war zu malen nichts im Laus,
Stand er am Fenster bloß
And schaute auf die Straße raus.
Ob da vielleicht was los.
Fast traut er seinen Augen nicht
And wunderte sich baß.
Denn drüben sah er ein Gesicht —
Ganz herrlich wars en face.
Er könnt dem Drang nicht widerstehn.
Es war sein einz'ges Ziel,
Die Nachbarin en face zu sehn.
Vom vis ä vis 's Profil.
And um das zu erreichen, zog
Er gegenüber ein.
Des Nachts in seine Träume flog
Das Doppelbild hinein.
Als er vom neuen Wohnsitz dann
Nach den Geliebten schaut.
Da packte ihn ein Grauen an.
Er fuhr fast aus der Laut.
Die im Profil so zart fich beut.
War dürr und gar nicht schön.
And das en face war von der Seit
Mit Knollennas versehn.
Der arme Maler war entsetzt.
Wie das verständlich scheint.
Er hat sich stumm nur hingesetzt
And bitterlich geweint.
"V
Er l at mit seinem letzten Geld
Den Amzug bar bezahlt
And sich darauf glatt umgestellt
294
MÄT
Auch einmal zogs zum Fenster ihn —
Gleich war er hoch entzückt.
Da sah er links die Nachbarin,
Die er noch nie erblickt.
Der Seitenansicht Ebenmaß
War seiner Blicke Ziel,
And mit Gewalt ins Lerz sich fraß
Ihr herrliches Profil.
„Wie wundervoll!" — Da winkte sie.
Jedoch nicht ihm, o nein,
'ner blonden Freundin vis ä vis.
Mit Laar wie Sonnenschein.
Ein Maler hat im vierten Stock
Sein kleines Atelier.
Da malte er im Sammetrock
Manch herrliches Porträt.
And war zu malen nichts im Laus,
Stand er am Fenster bloß
And schaute auf die Straße raus.
Ob da vielleicht was los.
Fast traut er seinen Augen nicht
And wunderte sich baß.
Denn drüben sah er ein Gesicht —
Ganz herrlich wars en face.
Er könnt dem Drang nicht widerstehn.
Es war sein einz'ges Ziel,
Die Nachbarin en face zu sehn.
Vom vis ä vis 's Profil.
And um das zu erreichen, zog
Er gegenüber ein.
Des Nachts in seine Träume flog
Das Doppelbild hinein.
Als er vom neuen Wohnsitz dann
Nach den Geliebten schaut.
Da packte ihn ein Grauen an.
Er fuhr fast aus der Laut.
Die im Profil so zart fich beut.
War dürr und gar nicht schön.
And das en face war von der Seit
Mit Knollennas versehn.
Der arme Maler war entsetzt.
Wie das verständlich scheint.
Er hat sich stumm nur hingesetzt
And bitterlich geweint.
"V
Er l at mit seinem letzten Geld
Den Amzug bar bezahlt
And sich darauf glatt umgestellt
294
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ballade vom Kunstmaler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4867, S. 294
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg