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o

Post von «Wette V°n A. W.

Die beiden Forscher saßen in der niedrigen Schneehütte.

„Ich hätte die Lütte in dem Schneesturm nie entdeckt," sagte
Erikson, „wenn die Lunde nicht plötzlich stehen geblieben und nicht
weiter zu bringen gewesen wären. Ich verdanke den guten Tieren
mein Lebe»."

Gustafson öffnete eine neue Dose Corned Beef und goß dem
andern einen heißen Grog ein.

„Das erzählen Sie mir alles morgen," sagte er, „jetzt müssen Sie
vor allen Dingen schlafen — und
ich habe noch einen Brief zu lesen."

Er hob einen in die Schnee-
wand eingefügten Lappen, die
eine Lälfte eines Mehlbeutels,
in die Löhe. In der Wand wurde
eine Oeffnung sichtbar. Gustafson
holte einen Brief in blauem Am-
schlag daraus hervor, wischte das
Messer an der Lose ab und öffnete
ihn vorsichtig und zärtlich.

Der andere hatte sich in Decken
und Felle gewickelt.

„Post?" fragte er. „Wo be-
kommen Sie Post her?" Dann
schlief er aber auch schon.

Als Erikson erwachte, saß der
Bewohner der Lütte vor einer
Kiste und schrieb.

„Führen SieTagebuch, Gustaf-
son?"

„Das auch, aber nur kurz,
und erst Nachmittags."

„Was schreiben Sie denn?"

„Ich? Ich schreibe an Ivette."

Erikson sprang mit einem
Satz auf.

„Mensch, Gustafson,

Sie mal!"

„Ja, was denn?"

„Wie lange sind Sie hier allein in dieser Einsamkeit?"

„Ich glaube, bald 3 Monate."

„And wissen Sie, was wir heute für ein Datum haben?"

„Ja, mein Lieber, das weiß ich. Wir schreiben den 10. März.
And geben Sie sich keine Mühe, nach irgendwelchen Anzeichen von
Verrücktheit bei mir zu forschen. Denn darauf wollten Sie doch hinaus."

„Anstnn!" sagte Erikson „aber es ist doch etwas sonderbar, daß
Sie hier Briefe schreiben und — und bekommen."

„Sonderbar ist das gar nicht! Es ist wundervoll. Ich berichte
'Ivette genau, und sie schreibt mir immer sehr lieb zurück. Sie ist
ein sehr vernünftiges Mädel."

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„fern!"

„Warten Sie, ich lese Ihnen vor, was Ivette mir gestern Abend
geschrieben hat." Er zog den hellblauen Brief aus der Tasche.
Erikson staunte.

„Der ist ja sogar gestempelt!"

„Selbstverständlich! Die Stempel habe ich selber aus einem alten
Pneumatik geschnitten. Dieser Brief kam, wie Sie aus dem Auf-
druck unten links sehen, mit Luftpost."

.Das Bild des Königs! Stammen von
den kleinen Käsepackungen. Die
Zähnelung ist ein besonders mühe-
volles Verfahren."

Jetzt begann auch Erikson sich
für den Postbetrieb seines Kame-
raden zu interessieren.

„Lesen Sie doch einmal vor!"
bat er.

Gustafson las: „Lieber Gustaf-
son! Ihr Brief-"

„Was?" unterbrach der an-
dere, „Sie sagen noch Sie?"

„Wir haben uns schon geduzt,"
sagte Gustafson, „aber ich fand
das deplaciert, wo wir uns doch
noch nie gesehen haben — so
sind wir zum Sie zurückgekehri.
Aber hören Sie jetzt! »Lieber
Gustafson — Ihr Brief hat mich
aufs höchste erfreut. Ich habe
ihn wieder und wieder gelesen
und habe ihn nachts unter mein
Kopfkissen gelegt. Die Rosen,
die Sie mir schickten, haben das

ganze Zimmer vollgeduftet-'

Jetzt kommen rein persönliche
Angelegenheiten, die für Sie kein
Interesse haben," unterbrach sich
Gustafson.

„Warum nicht?"

„Aebrigens, finden Sie auch, daß der Bart mich so sehr schlecht
kleidet?"

„Dazu müßten Sie ihn wohl erst abrasteren. Wie soll ich das
sonst entscheiden?"

„Tue ich auch — heute noch!" sagte Gustafson. „Ivette findet
nämlich, daß ich ohne Bart viel besser aussah."

Lange Zeit herrschte Stille in der Lütte.

Dann sagte Erikson versonnen: „Glauben Sie, daß Ivette-"

„Fräulein Ivette, bitte — für Sie wenigstens."

„Glauben Sie, daß Fräulein Ivette mir auch antworten würde,
wenn ich ihr schriebe?" (Fortsetzung Seite 181)

„And die Marken?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich bin gewöhnt, vor dem Einschlafen einen Kuß zu bekommen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4886, S. 178
 
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