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o

Iocko als

Nein, in Anton Zippels Ehe war nicht mehr alles, wie es vor
zwei Jahren gewesen war, ehe sich Anton und Emilie die Land zum
Bunde gereicht hatten! Eine gesteigerte Reizbarkeit hatte sich ihrer
bemächtigt, und immer häufiger gab es Aerger, Verstimmungen und
Mißverständniffe. Gewiß, sie liebten sich noch immer, und meistens
folgte solchen Auftritten eine baldige Versöhnung. Wie aber sollte
es werden, wenn das so weilerging und sich die Fälle immer mehr
häuften, daß Anton stundenlang mit
gefurchter Stirn einherging, und Emilie
in einem Winkel dumpf vor sich hin
schmollte? Wenn man dagegen andere
Leute betrachtete, bei denen alles eitel
Wohlgefallen und Sonnenschein zu sein
schien . . I Da waren zum Beispiel
Friedemanns, die schon viel länger ver-
heiratet waren und in der ganzen Nach-
barschaft als geradezu lächerlich ver-
liebtes, zärtliches Ehepaar galten. „Ja,
wenn du dir Lerrn Friedemann zum
Muster nehmen wolltest. ." war eine
von Emiliens Redensarten, mit denen
sie ihn maßlos reizen konnte. „Friede-
mann," pflegte Anton darauf zu sagen,

„ist ein fader Geselle. Wenn er diese
reizende Frau nickt hätte . . !"

Die letzte erhebliche Meinungsver-
schiedenheit zwischen den Eheleuten
Zippel hatte Iocko verursacht. Als
Emiliens Tante Malwine gestorben war,
hatte sie ihren Graupapagei Emilie ver-
macht. Und Anton hatte mit aller Ent-
schiedenheit seine Zustimmung zur Auf-
nahme dieses Lausgenossen verweigert.

„Das Tier mit seinem blöden Geplapper
kommt mir nicht in die Wohnung!"
hatte er erklärt. Schließlich bekommen wir
noch die Papageienkrankheit, die nach-
gewiesenermaßen von diesen Viechern
übertragen wird!" Er hatte sich sogar
dazu Hinreißen lassen, Emilie vor die
Wahl zu stellen: „Entweder Iocko oder
ick!" — Da er allen Vernunftgründen
unzugänglich geblieben war, hatte ein
Vetter Emiliens den Papagei einst-
weilen zu sich genommen. Darüber
waren nun fünf Tage vergangen mit
Schmollen und Bitten. Dann hatte
endlich das verweinte, tiefbeleidigte,

82

Von L. Klockenbusch

vorwurfsvolle Gesicht seiner Frau Anton Zippels Widerstand ge-
brochen. „Also meinetwegen," sagte er, „du sollst deinen Vogel
haben!"

Ja, und nun hing gleich neben der Zimmerpalme der Käfig, von
dem aus Iocko die fremde Umgebung zunächst mißtrauisch musterte.
Da ihn Frau Emilie sorgfältig pflegte, hatte er sich bald an sie ge-
wöhnt, während Anton Zippel nach einer peinlichen Erfahrung vor-
zog, seinen Zeigefinger nicht mehr necken-
derweise durch die Gitterstäbe zu stecken.
— Einen Wortschatz schien Iocko nicht
zu besitzen. Mißvergnügt und in undurch-
dringliches Schweigen gehüllt, hockte er
auf seiner Stange, und obgleich Frau
Emilie mit rührender Geduld versuchte,
ihm einige Wörter beizubringen, blieb
ihren Bemühungen auch der bescheidenste
Erfolg versagt. Das veranlaßt« Anton
des öfteren zu der Bemerkung, daß sich
Emilie besser um ihre häuslichen Pflich-
ten kümmern würde, statt dem stockdum-
men Tier Albernheiten vorzuschwätzen.

Eines Tages gerieten die ohnehin
gereizten Gemüter wieder einmal in
Wallung. Beim Essen gab es einen
häßlichen Auftritt wegen der Suppe,
die nach Zippels Behauptung völlig
versalzen war. Da die Fenster geschlos-
sen waren, nahm Anton Zippel kein
Blatt vor den Mund und tobte gewaltig.
And da geschah es, daß Iocko seine
Stimme erhob und in eine Atempause
Antons ganz deutlich: „Freut euch des
Lebens" hineinkrächzte.

Verblüfft unterbrach Zippel seinen
Redefluß, indes Iocko in einem sanften,
verweisenden Ton ganz klar die Worte:
„Aber Ottokar!" in die Stille hinein-
fprach.

Ottokar, erinnerte sich Zippel, hatte
Tante Malwinens Mann geheißen, der
ein äußerst lebenslustiger Lerr gewesen
sein sollte. And plötzlich erschien ein
Lächeln auf den Gesichtern der Eheleute
Zippel, und der Friede war für dieses
Mal wiederhergestellt.

In der Folgezeit kam es hie und
da zu kleinen Anstimmigkeiten zwischen
(Fortsetzung Seite 8«

Die Strafe „Wie? Der verzärtelte

Bengel heult, weil er Tante Betty kein Küßchen
geben mag? Nun muß er es erst recht tun!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Strafe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4906, S. 82
 
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