Preisaufgabe: Preise 200 Reichsmark
Die „Fliegenden Blätter“ bringen jede zweite Woche für ihre Leser eine lustige Aufgabe, deren beste Lösung mit RM 60.—, zweite
mit RM 30.— und dritte mit RM 20.— belohnt wird; außerdem kommen noch 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je RM 3.—
an weitere 30 Einsender von Lösungen zur Verteilung. Mit der Entscheidung durch die Schriftleitung erklärt sich jeder Teilnehmer
einverstanden. Korrespondenzen können wegen der Preisaufgaben nicht geführt, Einsendungen nicht zurückgeschickt werden.
Bei gleichwertigen Einsendungen entscheidet das Los.
Preisaufgabe Nr. 417: „Ein Buchstabe fehlt"
Der Ingenieur Tiftler plant ein Anternehmen, dem er großen
Nutzen für das Gemeinwohl beimißt. Worum es sich handelt, wissen
wir nicht, da er die Sache noch geheim hält. Er hat fick) zunächst an
einen bedeutenden Mann seines Fachs gewendet, der ihm dann einen
anerkennenden Brief geschrieben und ihm nahegelegt hat, die für
die Verwirklichung eines solchen Unternehmens in Frage kommende
Regierungsstelle für sein Projekt zu interessieren; er hat dabei zu
verstehen gegeben, daß es an seiner Unterstützung niä)t fehlen solle,
und zu diesem Zweck noch um einige Angaben ersucht.
Tiftler hat nun die nötigen Anterlagen zusammengepackt und sitzt
jetzt an der Schreibmaschine, de» Begleitbrief an seinen Gönner vom
Konzept abzuschreiben. Gleich wird er damit fertig sein. Eben hat er
das dem letzten Absatz vorausgehende Wort getippt. Es lautet: kann.
Aber das zweite n ist zu schwach herausgekommen. Tiftler betätigt
die Rücktaste und schlägt noch einmal auf das n. O weh — der Lebel
fällt auseinander. Er hat eine Bruchstelle gehabt, und deshalb hat
der Buchstabe beim letzten Mal schon nicht mehr ordentlich ange-
geben. Aber jetzt wird es überhaupt unmöglich sein, noch ein n in
dem Briefe unterzubringen.
Tiftler sieht sein Konzept an. Der letzte Absatz sollte lauten.
„Sinter diesen Amständen hegen auch Sie, wie ich auf Grund Ihres
Schreibens anzunehmen mir gestatte, den Wunsch, meinen Vorschlag
an der maßgebenden Stelle beachtet zu sehen. Ick) möchte Sie des-
halb um Befürwortung bitten und gebe in der Anlage gleich die
näheren Einzelheiten meines Plans."
Verflucht — darin kommt ja der Buchstabe n 28 mal vor! Was
nun? Der Brief muß gleich zur Post. Eine andere Schreibmaschine
ist nicht da; den Schluß mit der Land schreiben möchte Tiftler nicht,
denn das würde sich nicht gut machen, und er hat auch eine recht
undeutliche Landschrift. Also bleibt nichts anderes übrig, als den
beiden letzten Sähen eine Fassung zu geben, die den fatalen Buch-
staben entbehrlick) macht.
Tiftler ist ein guter Ingenieur, aber kein großer Wortkünstler.
Er muß sich tüchtig quälen, bis er eine Fassung gefunden hat, in der
kein einziges n vorkommt, die aber auch nicht zu erzwungen wirkt.
Jetzt heißt es: „Bei solcher Sachlage besteht auch Ihrerseits, wie ich
Ihrem Brief zufolge hoffe, das Begehr, daß dieser Vorschlag durch die
maßgebliche Stelle beachtet werde. Ich bitte Sie deshalb um Ihre Für-
sprache,auch gebe ich aufder Beilage gleich weitere Details desProjekts."
So, und nun kann er unterschreiben und seinen Brief abschicken,
der hoffentlich die gewünschte Wirkung haben wird.
Aber was dem Ingenieur Tiftler widerfahren ist, kan» auch
manchem andern geschehen, und dann wird er sich in der gleichen Art
helfen müssen. Wollen Sie uns ein Beispiel bringen? Es handelt sich
also darum, zunächst ungezwungen einen oder zwei Sätze — über 40
bis 50 Wörter insgesamt braucht dabei nicht hinausgegangen zu
werden — niederzuschreiben, dann das Versagen eines Buchstabens
anzunehmen und nun ohne diesen Buchstaben möglichst das Gleiche
auszudrücken. Auf welches Gebiet der gedachte Brief sich beziehen
soll, auf Geschäft, Technik, Theater, Literatur, verwandtschaftliche
Zusammenhänge, oder was es sonst sein mag — das soll dabei ganz
gleichgültig sein. Auch die Wahl des ausfallenden Buchstabens steht
frei. Allerdings: wenn es sich um einen häufiger auftretenden Buch-
staben handelt, wird die Arbeit schwieriger, und das wird natürlich
bei der Bewertung der Einsendungen eine Rolle spielen. Wir bitten
deshalb, damit wir bei der Durchsicht nicht auch noch die Zählarbeit
haben, selbst anzugeben, wie oft der gewählte Buchstabe aus-
gefallen ist.
Einsendungen, denen keine anderen Mitteilungen beigefügt sein dürfen, bis2. November 1939 an: Schriftleitung der Fliegenden Blätter
(Preisaufgabe), München 27, Möhlstraße 34. — Briefumschläge müssen die Aufschrift „Preisaufgabe" tragen. — Werden Lösungen
mehrerer Aufgaben zu einer Sendung vereinigt, so ist für jede ein besonderes Blatt mit Angabe des Absenders zu verwenden.
Entscheidung in Nummer 4922.
Humor des Auslandes
Gesellschaftsreise ins Gebirge
Der Fremdenführer erklärt: „Lier, meine Damen und Lerren,
hört jeglicher Pflanzenwuchs auf, 800 Meter höher auch das Bier
und noch weitere 500 Meter höher sogar die Ansick)tskarten!"
(Söndagsnisse)
Das soll man sich gefallen lassen?
„Der Beschuldigte weigerte sich also, das Gebiß zu bezahlen, als
Sie ihm die Rechnung präsentierten?"
„Jawohl," erhitzte sich der Zahnarzt, „er weigerte sich nicht nur
zu zahlen, er war sogar so unverschämt, mir frech ins Gesicht zu
lachen-- mit meinen eigenen Zähnen!" (Tidens Tegn)
Polnische Wirtschaft
„Ihre Scheinwerfer brennen nicht 1" hielt der Verkehrsschutzmann
auf der Lauptstraße in Warschau den nachlässigen Autofahrer an.
172
„Ich danke Ihnen-aber das kostet doch wohl keine Strafe?"
„Wie bitte-kann ich mal Ihren Führerschein sehen?"
„Führerschein? — Ich habe nie einen gehabt 1"
„So, dann zeigen Sie doch mal den Kraftfahrzeugscheinl"
„Labe ich ebenfalls nicht!"
„So, das sind schon drei strafbare Vergehen . ."
In diesem Augenblick steckt die Frau des Autofahrers den Kopf
zum Fenster hinaus und sagt freundlick): „Achten Sie doch nicht
darauf, was mein Mann sagt, Lerr Wachtmeister — — er redet
immer soviel Ansinn, wenn er betrunken istl" (nmusantje)
*
Ein stilles Mädchen
„Sie ist etwas schweigsam, das muß man wirklich sagen!" klagte
Lerr Wieland seinem Freunde. „Das einzige Wort, das ich gestern
aus ihr heraus bekam, war,Nei>ü . . und da mußte ich ihr auch
erst einen Leiratsantrag machen 1" (Hemma)
Die „Fliegenden Blätter“ bringen jede zweite Woche für ihre Leser eine lustige Aufgabe, deren beste Lösung mit RM 60.—, zweite
mit RM 30.— und dritte mit RM 20.— belohnt wird; außerdem kommen noch 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je RM 3.—
an weitere 30 Einsender von Lösungen zur Verteilung. Mit der Entscheidung durch die Schriftleitung erklärt sich jeder Teilnehmer
einverstanden. Korrespondenzen können wegen der Preisaufgaben nicht geführt, Einsendungen nicht zurückgeschickt werden.
Bei gleichwertigen Einsendungen entscheidet das Los.
Preisaufgabe Nr. 417: „Ein Buchstabe fehlt"
Der Ingenieur Tiftler plant ein Anternehmen, dem er großen
Nutzen für das Gemeinwohl beimißt. Worum es sich handelt, wissen
wir nicht, da er die Sache noch geheim hält. Er hat fick) zunächst an
einen bedeutenden Mann seines Fachs gewendet, der ihm dann einen
anerkennenden Brief geschrieben und ihm nahegelegt hat, die für
die Verwirklichung eines solchen Unternehmens in Frage kommende
Regierungsstelle für sein Projekt zu interessieren; er hat dabei zu
verstehen gegeben, daß es an seiner Unterstützung niä)t fehlen solle,
und zu diesem Zweck noch um einige Angaben ersucht.
Tiftler hat nun die nötigen Anterlagen zusammengepackt und sitzt
jetzt an der Schreibmaschine, de» Begleitbrief an seinen Gönner vom
Konzept abzuschreiben. Gleich wird er damit fertig sein. Eben hat er
das dem letzten Absatz vorausgehende Wort getippt. Es lautet: kann.
Aber das zweite n ist zu schwach herausgekommen. Tiftler betätigt
die Rücktaste und schlägt noch einmal auf das n. O weh — der Lebel
fällt auseinander. Er hat eine Bruchstelle gehabt, und deshalb hat
der Buchstabe beim letzten Mal schon nicht mehr ordentlich ange-
geben. Aber jetzt wird es überhaupt unmöglich sein, noch ein n in
dem Briefe unterzubringen.
Tiftler sieht sein Konzept an. Der letzte Absatz sollte lauten.
„Sinter diesen Amständen hegen auch Sie, wie ich auf Grund Ihres
Schreibens anzunehmen mir gestatte, den Wunsch, meinen Vorschlag
an der maßgebenden Stelle beachtet zu sehen. Ick) möchte Sie des-
halb um Befürwortung bitten und gebe in der Anlage gleich die
näheren Einzelheiten meines Plans."
Verflucht — darin kommt ja der Buchstabe n 28 mal vor! Was
nun? Der Brief muß gleich zur Post. Eine andere Schreibmaschine
ist nicht da; den Schluß mit der Land schreiben möchte Tiftler nicht,
denn das würde sich nicht gut machen, und er hat auch eine recht
undeutliche Landschrift. Also bleibt nichts anderes übrig, als den
beiden letzten Sähen eine Fassung zu geben, die den fatalen Buch-
staben entbehrlick) macht.
Tiftler ist ein guter Ingenieur, aber kein großer Wortkünstler.
Er muß sich tüchtig quälen, bis er eine Fassung gefunden hat, in der
kein einziges n vorkommt, die aber auch nicht zu erzwungen wirkt.
Jetzt heißt es: „Bei solcher Sachlage besteht auch Ihrerseits, wie ich
Ihrem Brief zufolge hoffe, das Begehr, daß dieser Vorschlag durch die
maßgebliche Stelle beachtet werde. Ich bitte Sie deshalb um Ihre Für-
sprache,auch gebe ich aufder Beilage gleich weitere Details desProjekts."
So, und nun kann er unterschreiben und seinen Brief abschicken,
der hoffentlich die gewünschte Wirkung haben wird.
Aber was dem Ingenieur Tiftler widerfahren ist, kan» auch
manchem andern geschehen, und dann wird er sich in der gleichen Art
helfen müssen. Wollen Sie uns ein Beispiel bringen? Es handelt sich
also darum, zunächst ungezwungen einen oder zwei Sätze — über 40
bis 50 Wörter insgesamt braucht dabei nicht hinausgegangen zu
werden — niederzuschreiben, dann das Versagen eines Buchstabens
anzunehmen und nun ohne diesen Buchstaben möglichst das Gleiche
auszudrücken. Auf welches Gebiet der gedachte Brief sich beziehen
soll, auf Geschäft, Technik, Theater, Literatur, verwandtschaftliche
Zusammenhänge, oder was es sonst sein mag — das soll dabei ganz
gleichgültig sein. Auch die Wahl des ausfallenden Buchstabens steht
frei. Allerdings: wenn es sich um einen häufiger auftretenden Buch-
staben handelt, wird die Arbeit schwieriger, und das wird natürlich
bei der Bewertung der Einsendungen eine Rolle spielen. Wir bitten
deshalb, damit wir bei der Durchsicht nicht auch noch die Zählarbeit
haben, selbst anzugeben, wie oft der gewählte Buchstabe aus-
gefallen ist.
Einsendungen, denen keine anderen Mitteilungen beigefügt sein dürfen, bis2. November 1939 an: Schriftleitung der Fliegenden Blätter
(Preisaufgabe), München 27, Möhlstraße 34. — Briefumschläge müssen die Aufschrift „Preisaufgabe" tragen. — Werden Lösungen
mehrerer Aufgaben zu einer Sendung vereinigt, so ist für jede ein besonderes Blatt mit Angabe des Absenders zu verwenden.
Entscheidung in Nummer 4922.
Humor des Auslandes
Gesellschaftsreise ins Gebirge
Der Fremdenführer erklärt: „Lier, meine Damen und Lerren,
hört jeglicher Pflanzenwuchs auf, 800 Meter höher auch das Bier
und noch weitere 500 Meter höher sogar die Ansick)tskarten!"
(Söndagsnisse)
Das soll man sich gefallen lassen?
„Der Beschuldigte weigerte sich also, das Gebiß zu bezahlen, als
Sie ihm die Rechnung präsentierten?"
„Jawohl," erhitzte sich der Zahnarzt, „er weigerte sich nicht nur
zu zahlen, er war sogar so unverschämt, mir frech ins Gesicht zu
lachen-- mit meinen eigenen Zähnen!" (Tidens Tegn)
Polnische Wirtschaft
„Ihre Scheinwerfer brennen nicht 1" hielt der Verkehrsschutzmann
auf der Lauptstraße in Warschau den nachlässigen Autofahrer an.
172
„Ich danke Ihnen-aber das kostet doch wohl keine Strafe?"
„Wie bitte-kann ich mal Ihren Führerschein sehen?"
„Führerschein? — Ich habe nie einen gehabt 1"
„So, dann zeigen Sie doch mal den Kraftfahrzeugscheinl"
„Labe ich ebenfalls nicht!"
„So, das sind schon drei strafbare Vergehen . ."
In diesem Augenblick steckt die Frau des Autofahrers den Kopf
zum Fenster hinaus und sagt freundlick): „Achten Sie doch nicht
darauf, was mein Mann sagt, Lerr Wachtmeister — — er redet
immer soviel Ansinn, wenn er betrunken istl" (nmusantje)
*
Ein stilles Mädchen
„Sie ist etwas schweigsam, das muß man wirklich sagen!" klagte
Lerr Wieland seinem Freunde. „Das einzige Wort, das ich gestern
aus ihr heraus bekam, war,Nei>ü . . und da mußte ich ihr auch
erst einen Leiratsantrag machen 1" (Hemma)