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Heiratsofferten

Von So Lanns RSSler

Verzeiht, Freunde, ich tat es nun
einmal! Lin und wieder will er sich
einen Jux machen, der böse Mensch in
mir. And so gab ich in einer großen
Zeitung fünf Leiratsinserate zugleich
aus. In dem einen suchte ich eine frohe
Sportskameradin für frohe Wander-
tage, in dem zweiten ein Lerz, das
nach Liebe sich sehnt, im dritten eine
gepflegte Frau mit hoher Kultur für
gemeinsame Theaterbesuche, dann noch
eine Ehrlichgemeinte fürs ganze Leben
mit getrennter Rechnung und zuletzt
ganz offen eine Freundin mit modernen
Ansichten für kurze Abendstunden.

Anter den zahlreichen Briefen, die
auf diese Anzeigen einliefen, wählte
ich fünf Schreiben aus, von denen
jedes auf eine der fünf Anzeigen kam.
Lier sind sie, euch zur Freude nieder-
geschrieben:

Der erste Brief:

„Sehr geehrter Sportskamerad I Sie
suchen ein sonnenbraunes, straffes und
strammes Sportsmädel mit hellem
Kopf und klarem Blick. Zch melde mich
gern zur Stelle. Seit frühester Jugend
treibe ich Sport, spiele Tennis, stoße
Fußball, laufe Ski, boxe, schwimme,
reite, baseballe, golfe, fechte, springe,
stoße Kugeln und werfe Diskus. Mein
Gewicht ist untrainiert knapp fünfzig
Kilo, Brustumfang hundertunddreiund-
zwanzig. Mein Leben gilt allein dem
Sport. Leider fehlt mir jedoch stets
der geeignete Partner, der mir weiter
nichts sein soll als ein echter, treuer
Sportskamerad. Wenn Sie also genau
so veranlagt sind und es mit mir ver-
suchen wollen, bin ich gern bereit, an-
zutreten. Mit guten Sportsgrüßen —"

Der zweite Brief:

„Lieber Lerr! Soll es eine Fügung
des Limmels sein? Noch nie las ich
in einer Zeitung, heute früh aber fiel
mir Ihr Inserat in die Augen, als
202

„Bringen Sie den Aermsten eine Kleinigkeit,
sie sitzen schon seit einigen Stunden so gramver-
sunken dort."

„Pst, die Lerren spielen Schach."

ich mit meinem lieben Mütterchen
am Kaffeetische saß. Wie ein Blitz
durchzuckte es mich! Mein Lerz er-
bebte. Ich fand keine Ruhe — meine
Ruhe ist hin, mein Lerz ist schwer —
jetzt verstand ich zum ersten Male die
Worte unseres großen Dichters, der
diesen Zustand so treffend auszudrücken
verstand. Ja, ich bin das Leimchen am
Lerd, das Glück im Winkel, das Sie
suchen. Ich bin das unmoderne Mädel
aus der guten, alten Zeit, das nichts
übrig hat für freche Flirts, sinnlosen
Sport, moderne Tänze und derlei un-
weibliche Dinge. Meine innerste Sehn-
sucht ist ein trautes Leim — trautes
Leim, Glück allein — mit einem guten,
charakterfesten Mann und vielen, vielen
Kinderchen. Wenn ich diesen Mann
finde, will ich ihm immer sein kleiner
Sonnenschein sein und ihm das Leben
recht hübsch machen. Sind Sie es, den
mir der liebe Gott — der Mensch
denkt und Gott lenkt — in seiner un-
erforschlichen Güte vorbestimmt hat?
Ich schließe Sie jedenfalls bereits heute
auf alle Fälle in mein kleines Abend-
gebet ein und hoffe zitternden Lerzens
auf einige Zeilen von Ihrer lieben
Land. Zn scheuer Scham-"

Der dritte Brief:

„Lieber Freund! Wenn Sie Lust
haben, machen Sie mir, bitte, das Ver-
gnügen und nehmen Sie eine Taffe
Tee bei mir. Sie suchen die moderne,
gepflegte, kultivierte Frau, die schöne,
schicke, fesche Witwe mit Eigenheim
und Telephonanschluß. Dies alles kann
ich Ihnen bieten. Ich bin der Typ, den
Sie brauchen. Schlank, rassig, elegant/
temperamentvoll, ein Widdermensch
und eine Rotblondine dazu, dabei in
den Dingen der großen Welt nicht
unerfahren. Das Lerz scheidet natür-
lich bei unseren Beziehungen völlig
aus, wenn ich Sie recht verstanden
habe. Dafür darf ich wohl auf einen
nur gutsituierten Lerrn hoffen. Jeder-
zeit die Ihre-"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bringen Sie den Aermsten eine Kleinigkeit..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4914, S. 202
 
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