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Der Mann mit dem neuen Anzug

Don Peter Robinson

Seit einigen Jahren hat sich Strietzfelde zum reichen Kranz der
deutschen Kurorte gesellt. Der Satz hört sich gar nicht gut an, aber
die Prospekte von Strietzfelde fangen mit ihm an, und deshalb soll
er nicht unterschlagen werden, obwohl er es verdiente. Strietzfelde
liegt weder am Meer noch an einem schönen Binnengewäffer; es
liegt nicht im Gebirge oder inmitten großer Waldungen, es hat auch
keine Leilquelle. aber es wollte doch Kurort werden. Deshalb nannte
es sich Luftkurort, und dagegen läßt sich nichts sagen, denn Luft ist
da. Tatsächlich kommen auch Kurgäste dorthin; dafür sorgen die in
großen Mengen verschickten Prospekte. Im übrigen ist Strietzfelde
ein ganz hübsches, lebhaftes Städtchen.

Ein Kurort braucht eine Kurdirektion, die zunächst die Gäste an-
lockt und dann sich um ihr Behagen kümmert; außerdem hat sie
die Kurtaxe einzuziehen. In Strietzfelde besorgt diese Geschäfte zu-
nächst noch der Bürgermeister selber; später, wenn der Kurort auf-
geblüht sein wird, soll er einen besonderen Kurdirektor bekommen,
wozu sich irgend ein pensionierter Lerr wohl leicht einfangen lassen
wird. Der Bürgermeister Runke ist ein ganz tüchtiger Mann; er

würde noch viel tüchtiger sein, wenn die Kasse von Strietzfelde besser
gefüllt wäre. So manche menschlichen Bestrebungen werden ja leider
durch Geldrücksichten gehemmt. —

Es ist in der Mitte der Saison, die nicht so wenige Gäste gebracht
hat, wie man gefürchtet, aber auch nicht so viele, wie man gehofft
hat. Der Bürgermeister Runke hat gerade seine Sprechstunde als
Kurdirektor, da kommt ein Kurgast zu ihm, von dem ihm bekannt ist,
daß er schon längere Zeit in Strietzfelde weilt. Denn er hat ihn oft
genug gesehen, und außerdem hat ja der Gast seiner Zeit seine
Anmeldung bei ihm bewirkt. Für den Fall aber, daß der Bürger-
meister sich des Namens nicht mehr erinnern sollte, stellt sich der
Lerr vor: „Clemens Biester!"

„Sehr angenehm!" sagt der Bürgermeister Runke. „Bitte, nehmen
Sie Platz, Lerr Biester! Womit kann ich Ihnen dienen?"

Clemens Biester überlegt; er scheint längere Erklärungen vor-
zubereiten. „Ja, da mutz ich etwas ausholen, Lerr Bürgermeister.
Ich komme nämlich wegen meines Anzugs — wegen dieses Anzugs,
den ich jetzt anhabe."

Schlechte Angewohnheit

„Mein neuer Untermieter gefällt mir
nicht."

„Er geht wohl nicht mit den Lühnern
zu Bett?"

„Rein, aber mit den Schuhen."

Olantz hat eine philosophische Anwand,
lung. Er meint zu Bückelberg: „Kein
Mensch kann bei einigem Nachdenken mit
sich selbst ganz zufrieden sein. Sind Sie
etwa mit sich ganz zufrieden?"

Bückelberg schüttelt heftig den Kopf.
„Aber durchaus nicht! Mit meinem Magen
bin ich gar nicht zufrieden."

Wichtig

Munkels schliefen den Schlaf der Ge-
rechten. Plötzlich fuhr Frau Munkel hoch,
rüttelte ihren Gatten munter und sagte:
„Emil! Emil! So höre doch mall"

Munkel gähnte schlaftrunken: „Ra, was
ist denn? Mäuse? Einbrecher?"

„Viel schlimmer," grollte Frau Munkel,
„du hättest mich doch auch daran erinnern
können, daß ich gestern zur Anprobe sollte!"
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Das Ständchen

Premiere

„Leute koch ich nach einem ganz neuen
Rezept; da sollst du aber staunen!"

„Freilich, du wirst ja sicher wieder etwas
ganz anderes draus machen."

Nicht mehr nötig

Frau Kallsen sagte zu dem neuen
Mädchen: „Minna, ich hoffe doch, daß Sie
nicht so schrecklich neugierig sind, wie Ihre
Vorgängerin?"

„Ree, nee," meinte Minna, „meine
Vorgängerin hat mir ja schon alles
erzählt!"

Begründete Vermutung

Zwiebler hat den ganzen Sonntag vor-
mittag im Lehnstuhl gedöst. Jetzt merkt
er was vom Mittagessen. „Donner, riecht
das gut! Schade, daß ich keinen Spazier-
gang gemacht habe, dann hätte ich mehr
Appetit."

„Ansinn, Gustav! Dann könntest du
grade weniger essen; du wärst ja unter-
wegs eingekehrt."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Ständchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4922, S. 290
 
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