Fliegende Blätter (192.1940 (Nr. 4927-4952) = 96. Jahrg.)

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Kalte Füße

„Du trägst wollene Strümpfe?"
„Ja, der Arzt hat mir den ge—strickten
Befehl gegeben."

Unter Aerzten

„Was macht denn eigentlich der
Kollege Larynx?"

„Da muß es mit der Praxis hapern."
„Wieso?"

„Er macht ein Gesicht, als wären
ihm alle Fälle weggeschwommen."

Himmelsschlüssel

Die jungen Wiesen küßte weicher Win-,
Un- lachen- sprang -er kleine Bach ;u Tale,
Der sonst so still un- matt im Gras verrinnt.

Ich sah -ich an — -a fiel mit einem Male
Das Trübe von uns ab, wie ein Gewan-.
Da war in uns -er Winter überwunden,
Da hielten wir, in Seligkeit verbun-en>
Des Himmels gol-ene Schlüssel in der Hand.

J.L.

Falsche Diagnose

„Ra, wo fehlt's denn? Sprechen Sie
nur frisch von der Leber." ermuntert
der Arzt denPatienten.—„Wieso Leber?
Ich hab's doch an der Niere!"

Das Schiff schaukelte munter im
Seegang. Eine alte Dame stand auf
Deck mit besorgter Miene. Als ein
Matrose vorüberkam, fragte sie ihn:
„Sagen Sie mal, junger Mann, der
Kapitän wird doch nicht betrunken sein?"

Dunkles Mädchen — Blonder Herr

Von Josef Robert Larrer

Was nützt der entschlossene Mut, wenn man ihn nicht hat? Zum
Don Juan muß man geboren sein; und wenn man es nicht ist, muß
man eine Anzeige in die Zeitung geben. Oskar tat es. And seine
Anzeige lautete:

„Junger blonder Lerr sucht nette Bekanntschaft für Ausflüge, Spa-
ziergänge und Theaterbesuche. Zuschriften erbeten an ,Seelenadell."

Die Anzeige war nicht originell, dafür aber war sie kurz. Trotz
der Kürze aber hatte sie gelogen, denn Oskar besaß tiefschwarzes
Laar. Diese kleine Lüge war Oskars Trick; doch davon später. Als
er nach einigen Tagen klopfenden Äerzens die Antworten behoben
hatte, fand er ein Schreiben darunter, das ihm zusagte. Er las:

„Werker blonder Lerr!

Ich habe immer schon für
Blond geschwärmt! Auch
für Ausflüge, Spazier-
gänge undTheaterbesuche!

Ich bin ein Mädchen mit
schwarzem Laar, ich habe
feurige klugen und täglich
nach sechs Ahr abends freie
Zeit. Schreiben Sie unter
usw. usw."

Oskar schrieb: „Ich
werde nächsten Donners-
tag um halb sieben Ahr
abends vor der Oper auf
Sie warten. An meinen
blonden Locken und an
einem Buch, das in einem
blaurot gestreiften Ein-
band steckt, werden Sie
mich erkennen! Grüße im
vorhinein! Wollen Sie
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nicht auch ein Buch im blaurot gestreiften Einband als Erkennungs-
zeichen tragen?"

Der Donnerstag kam. Oskar steckte das Buch in die Tasche; er
wollte es nicht offen tragen, er wollte sich vorher das Mädchen an>
sehen. Wenn es ihm nicht gefiel, konnte er noch immer unerkannt
entweichen, denn schließlich war er kein blonder, sondern ein schwarzer
Lerr. Oskar lächelte; wenn er auch nicht mutig war, schlau war er
bestimmt.

Bald nach sechs Ahr stand er schon vor der Oper. Sein Lerz
schlug erregt; je näher die Zeit kam, umso aufmerksamer blickte er
um sich. Ach, was es Mädchen gab, wenn man die Augen offen hatte!

Oskar verstand plötzlich
nicht, wozu man erst An-
zeigen in der Zeitung
brauchte! Sie waren über-
flüssig. Man brauchte nur
ein wenig Mut, ein wenig
Frechheit.

Gegen halb sieben Ahr
erschien ein Mädchen mit
dem schönsten schwarzen
Laar. Das ist sie, dachte
er. Aber sie trug kein
Buch, sie trug eine Rose
in der Land. Sie ging
auf und ab und blickte
nervös um sich. Schon
wollte Oskar das Buch
aus der Tasche ziehen, als
ein Lerr auf das Mäd-
chen zutrat. Das Mädchen
lächelte, der Lerr grüßte,
die beiden verschwanden..

„Rur Geduld, Frollein! Bald kommt det Iemüse wieder
aus unfern Kolonien, denn kriejen Se 's spottbillich!"