Ich traf Mönkewitz
Von Ursula Piwonka
„Mensch, Mönkewitz — du?"
Mönkewitz saß in einem mittelmäßigen Auto am Potsdamer Platz
und sah sich erstaunt um.
„Iill," sagte er erfreut, „nein, so was!"
Er kletterte aus dem Auto heraus und klopfte mir aus die Schul-
ter. „Zehn Jahre," sagte er gerührt, „Mensch, zehn Jahre."
Ich betrachtete ihn von der Seite. Er sah selbstbewußt aus und
trug eine teure Krawatte.
„Gehen wir einen Schoppen trinken," sagte er. Dabei schob er
mich freundschaftlich voran durch das Gewühl. „Ich kenne hier eine
nicht unsympathische Weinstube. Labe mich da mal heftig getröstet,
als ich vor fünf Jahren das Pech mit Senta hatte."
Ich kannte Senta nicht, ich hatte ja Mönkewitz seit dem Abitur
nicht gesehen. „War sie vielleicht rothaarig?" fragte ich vorsichtig,
„rote Laare sollen Unglück bringen."
„I bewahre," sagte Mönkewitz, „schwarz wie türkischer Mokka
und ein Temperament — und trotzdem." Er seufzte.
Ich versuchte. Tröstliches vor mich hin zu murmeln. Mönkewitz
sah nicht so aus, als ob Frauen ihm das Lerz brechen konnten.
Ablenkend fragte ich:
„And wie geht es dir sonst, altes Laus? Anständige Beschäfti-
gung? Wolltest du nicht damals Zoologie studieren?"
„Wollte ich, habe ich sogar teilweise getan," nickte Mönkewitz,
„aber es kam die Sache mit Mimi dazwischen. Ich erzähle es dir
gleich, wir sind angelangt. — Was willst du trinken?"
Ich sagte, daß mir nach etwas Feurigem zu Mute wäre, denn
draußen sähe es nach Regen aus. Aber Mönkewitz meinte mit um-
wölkter Stirn, er hätte in allem Feurigen ein Laar gefunden, und
ein herber Mosel wäre gerade das Richtige.
„Siehst du," fuhr er fort, „ich dachte früher genau wie du. Aber
„Schon vor 200 Jahren haben meine
Vorfahren das Gut gehabt. Mir sind
ein alteingesessenes Geschlechtl"
Besucher: „Das habe ich sogleich
gemerkt, als ich mich in den Sessel
niederließ I"
Beileid
Ich war einige Jahre nicht in Ber-
lin gewesen. Am Tag meiner Ankunft
traf ich auf der Straße den alten Zech-
bauer wieder. Ich entsann mich, daß
ihm vor einem Jahr seine Frau ge-
storben war und holte mein Beileid
nach. Ich sprach in tröstenden Worten
von der lieben Verstorbenen und er-
muntette ihn, den Kopf nicht hängen
zu lassen, die Zeit heile alle Wunden,
auch wenn es heute noch sehr schwer
für ihn fei.
Am Abend saß ich an unserem alten
Stammtisch. Ich erzählte Freunden von
meiner Begegnung mit Zechbauer und
schloß:
„Meine Worte schienen wenig Ein-
druck auf ihn zu machen."
„Das glaube ich gern."
„Warum?"
„Weil er längst wieder verheiratet ist."
Auf Llrlaub „Last du fein organisiert, meinen
letzten Arlaubsabend, italienische
Nacht und ein deutscher Wein vom deutschen Rhein."
„Ihr Gesicht muß ich schon mal
anderswo gesehen haben I"
„Irrtum! Ich trage es immer vorn
am Kopf!"
Schmitts machen beim Ausflug ein
Picknick am Waldesrand. Sie packen
Wurst, Bier, Käse und Tomaten aus.
Plötzlich taucht ein Stier auf.
Malwine schreit: „Es ist nur gut,
daß ich mein rotes Kleid nicht anhabe I"
Flüstert Schmitt: „Loffentlich steht
der Stier die Tomaten nicht!"
Anter Mädchen
„Das sage ich dir: Fritz wird mich
noch ganz anders kennen lernen!"
„Denk dir, er befürchtet das auch."
Das Zimmer
Ich nahm mir ein möbliertes Zim-
mer. Bei einer gewissen Frau Sax.
Nach drei Tagen zog ich aus.
„Warum?"
„Die Frau Sax hat einen falschen
Namen."
„Die Sax?"
„Ja. Sie hat ein Xfür ein ll gemacht."
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Von Ursula Piwonka
„Mensch, Mönkewitz — du?"
Mönkewitz saß in einem mittelmäßigen Auto am Potsdamer Platz
und sah sich erstaunt um.
„Iill," sagte er erfreut, „nein, so was!"
Er kletterte aus dem Auto heraus und klopfte mir aus die Schul-
ter. „Zehn Jahre," sagte er gerührt, „Mensch, zehn Jahre."
Ich betrachtete ihn von der Seite. Er sah selbstbewußt aus und
trug eine teure Krawatte.
„Gehen wir einen Schoppen trinken," sagte er. Dabei schob er
mich freundschaftlich voran durch das Gewühl. „Ich kenne hier eine
nicht unsympathische Weinstube. Labe mich da mal heftig getröstet,
als ich vor fünf Jahren das Pech mit Senta hatte."
Ich kannte Senta nicht, ich hatte ja Mönkewitz seit dem Abitur
nicht gesehen. „War sie vielleicht rothaarig?" fragte ich vorsichtig,
„rote Laare sollen Unglück bringen."
„I bewahre," sagte Mönkewitz, „schwarz wie türkischer Mokka
und ein Temperament — und trotzdem." Er seufzte.
Ich versuchte. Tröstliches vor mich hin zu murmeln. Mönkewitz
sah nicht so aus, als ob Frauen ihm das Lerz brechen konnten.
Ablenkend fragte ich:
„And wie geht es dir sonst, altes Laus? Anständige Beschäfti-
gung? Wolltest du nicht damals Zoologie studieren?"
„Wollte ich, habe ich sogar teilweise getan," nickte Mönkewitz,
„aber es kam die Sache mit Mimi dazwischen. Ich erzähle es dir
gleich, wir sind angelangt. — Was willst du trinken?"
Ich sagte, daß mir nach etwas Feurigem zu Mute wäre, denn
draußen sähe es nach Regen aus. Aber Mönkewitz meinte mit um-
wölkter Stirn, er hätte in allem Feurigen ein Laar gefunden, und
ein herber Mosel wäre gerade das Richtige.
„Siehst du," fuhr er fort, „ich dachte früher genau wie du. Aber
„Schon vor 200 Jahren haben meine
Vorfahren das Gut gehabt. Mir sind
ein alteingesessenes Geschlechtl"
Besucher: „Das habe ich sogleich
gemerkt, als ich mich in den Sessel
niederließ I"
Beileid
Ich war einige Jahre nicht in Ber-
lin gewesen. Am Tag meiner Ankunft
traf ich auf der Straße den alten Zech-
bauer wieder. Ich entsann mich, daß
ihm vor einem Jahr seine Frau ge-
storben war und holte mein Beileid
nach. Ich sprach in tröstenden Worten
von der lieben Verstorbenen und er-
muntette ihn, den Kopf nicht hängen
zu lassen, die Zeit heile alle Wunden,
auch wenn es heute noch sehr schwer
für ihn fei.
Am Abend saß ich an unserem alten
Stammtisch. Ich erzählte Freunden von
meiner Begegnung mit Zechbauer und
schloß:
„Meine Worte schienen wenig Ein-
druck auf ihn zu machen."
„Das glaube ich gern."
„Warum?"
„Weil er längst wieder verheiratet ist."
Auf Llrlaub „Last du fein organisiert, meinen
letzten Arlaubsabend, italienische
Nacht und ein deutscher Wein vom deutschen Rhein."
„Ihr Gesicht muß ich schon mal
anderswo gesehen haben I"
„Irrtum! Ich trage es immer vorn
am Kopf!"
Schmitts machen beim Ausflug ein
Picknick am Waldesrand. Sie packen
Wurst, Bier, Käse und Tomaten aus.
Plötzlich taucht ein Stier auf.
Malwine schreit: „Es ist nur gut,
daß ich mein rotes Kleid nicht anhabe I"
Flüstert Schmitt: „Loffentlich steht
der Stier die Tomaten nicht!"
Anter Mädchen
„Das sage ich dir: Fritz wird mich
noch ganz anders kennen lernen!"
„Denk dir, er befürchtet das auch."
Das Zimmer
Ich nahm mir ein möbliertes Zim-
mer. Bei einer gewissen Frau Sax.
Nach drei Tagen zog ich aus.
„Warum?"
„Die Frau Sax hat einen falschen
Namen."
„Die Sax?"
„Ja. Sie hat ein Xfür ein ll gemacht."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auf Urlaub"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4962, S. 110
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg