Fliegende Blätter (193.1940 (Nr. 4953-4978) = 96. Jahrg.)

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Der Kaffee

Von Alfred Richter

Als er merkte, daß England, das „Kleinod in der Silbersee", den
Krieg verlieren könnte, ging Mister Lindsay, ein vorsichtiger Bürger
des Städtchens Greentown, hin und kaufte bei Krämer Brown drei
Pfund Kaffee. And Krämer Brown trat im Lintergrund des stin-
kigen Ladens an einen Kasten und füllte, ohne mit der Wimper zu
zucken, dem ehrenwerten Mister Lindsay drei Pfund Kaffee in eine
Tüte, sagte: „So!" und gab sie ihm gegen Entgegennahme des be-
reits ein wenig in die Löhe geschraubten Kaufpreises. Lindsay, ob-
gleich er persönlich noch niemals Kaffee eingeholt hatte, sondern das
stets durch seine Haushälterin hatte besorgen lassen, merkte wohl,
daß er überteuert wurde, sagte aber nichts, denn vor allen Dingen
wollte er drei Pfund Kaffee besitzen. Damit, so meinte er, würde
er den Krieg schon aushalten. Er verstaute die große Tüte in seine
Aktentasche, zahlte und ging.

Zu Lause hatte er schon eine alte Blechbüchse bereitgestellt, in der
früher einmal holländisches Kakaopulver gelagert hatte. War auch
schon ziemlich lange her. Mister Lindsay seufzte, horchte und lugte
erst noch, ob nicht die neugierige Laushälterin angetrappt käme, die
durchaus nichts von dem Kaffeevorrat zu erfahren brauchte, und
ließ dann die Kaffeebohnen in die Blechbüchse hinabrumpeln.

Aber was war denn das für ein hellklingendes Zwischengeräusch?
Mister Lindsay ging mit Büchse und Tüte ans offene Tageslicht
und hätte fast fallen lassen, was er in Länden hielt: Mindestens
ein Drittel des angeblichen Kaffees bestand aus Steinen! Sollte
man einen solchen Schwindel für möglich halten?

Mister Lindsay überlegte lange, was hier zu tun sei. Die Ent-
scheidung war nicht so einfach! Denn: erstens durfte er Hamstern?
And zweitens' wenn er Krach schlug, erfuhr ja die Laushälterin alles.

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