Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lotte, du irrst dich! Wir spielen Eishockey — nicht Golfs

Versuchungen

auf stand er auf und begann erregt hin und herzugehen. Zur
Polizei? La — Ein Mensch, der fast zweihundert Mark so leicht-
sinnig verliert, hat keinen Anspruch darauf, sie wiederzuerlangen.
Außerdem konnte man mit dem Geld allerhand anfangen. Ein fabel-
Hafter neuer Wintermantel, ganz schmerzlos — oder ein paar Wochen-
endausflüge mit Lilly, dem neuen Stern am Limmel Jansens, Wochen-
ende wie noch nie —. Andrerseits war es natürlich wieder eine riesige
Gemeinheit. „Gerechter Strohsack," murmelte Jansen, „nur wer die
Versuchung kennt, weiß, was ich leide. Gebe ich sie nicht ab, bin ich
ein Strolch. Gebe ich sie ab, bin ich ein Rindvieh —." An diesem
Punkt seiner weltanschaulichen Auseinandersetzung erschütterte Jansen
der schrille Ton der Türklingel. Lästig steckte er die Brieftasche ein,
ging ins Vorzimmer, öffnete und empfing einen seelischen Schlag
von 220 Volt.

„Sie sind doch Lerr Jansen?" sprach der draußen stehende Schutz-
mann nicht unfreundlich. „Sie möchten doch gleich einmal ins Revier
rüberkommen."

„In welcher Angelegenheit?" erkundigte sich Jansen mit zuckenden
Lippen.

„Soviel ich weiß," sagte der Schutzmann, „sollen Sie mit einer
Fundsache in Verbindung stehen. Genaueres werden Sie schon
drüben erfahren."

„Ja, ja," bebte es aus des jungen Mannes trockener Kehle, „na-
türlich, ich wollte ja gerade selbst hinübergehen —"

„Das trifft sich," meinte der Beamte, „dann gehen wir gleich
zusammen."

And während Jansen neben dem Wachtmeister und mit Ohren-
sausen die Treppe hinunterstieg, versuchte sein Gehirn in Notwehr
das Geheimnis zu ergründen, wieso die Polizei dahintergekommen
war. Latte ihn doch jemand beobachtet — ?

„Also Sie sind der Lerr Jansen?" wurde der junge Mann von
einem ernsten Beamten begrüßt, als er im Revier vor dessen Schreib-
tisch stand. — „Die Sache ist mir äußerst peinlich," sprudelte Jansen
mit hochrotem Kopf hervor. „Ich wollte eben hierher, nachdem ich
vorher dringend auf einen Sprung nach Lause mußte. Lier ist die
Brieftasche, die ich vorhin im Autobus gefunden habe. Ich habe noch
gar nicht hineingesehen."

Der Beamte griff mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck nach
der Tasche, und begann, sie sachlich auszuweiden. Dann nahm er einen
Bogen Papier und nahm mit dem jungen Mann in Seelenruhe
das Fundprotokoll auf.

„Sie zweifeln doch nicht etwa, daß ich die Tasche abliefern wollte?"
erkundigte sich Jansen nachher bange.

„Keinesfalls!" versicherte der Beamte und lächelte wie ein Faun
bei Sonnenuntergang. „Kennen Sie übrigens Fräulein Lilly?"

„Doch!" rief Jansen entsetzt. „Das wissen Sie also auch?"

„Die Polizei weiß alles!" meinte der Mann, während sich sein
Lächeln noch vertiefte. „Außerdem habe ich Sie wegen einer ganz
andern Sache rufen lassen. Es wurde heute hier eine Damenhand-
tasche abgegeben. Die einzigen Anhaltspunkte bezüglich der Aus-
forschung der Verlustträgerin aus dem Inhalt der Tasche waren ein
Taschentuch mit dem eingestickten Namen Lilly und Ihre Visitenkarte.
Klar, daß man sich da mit einigem Scharfsinn an Sie wendet, damit
Sie uns die Anschrift Ihrer kleinen Bekannten verraten. And was
die andere Geschichte anbelangt, so zweifelt natürlich kein Mensch an
Ihrer Anständigkeit, Lerr Jansen."

In diesem Augenblick sah Jansen nicht besonders geistreich aus.

„Ä)as Warmes möchten S'? Wie wär's mit 'nem Grog?"

„Trinken will ich nicht, sondern essen!"

„Ich könnt 'n Ihnen ja recht steif machen!"

15
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lotte, du irrst dich!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4980, S. 15
 
Annotationen