Fliegende Blätter (194.1941 (Nr. 4979-5004) = 97. Jahrg.)

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Ein Faß Madeira

Von Peter Robinson

Zwei Stunden später hätte der „Oswald Brack" am Bollwerk
festgemacht, und Kapitän und Mannschaft hätten sich freuen können,
glücklich aus dem Sturm heraus zu sein. So aber mußten sie mit
der Losenboje an den Strand reiten, und der „Oswald Brack" lag
draußen bis über Deck unter Wasser. Zn den Akten des Seeamts
vom Jahre 1888 über diesen Fall von Strandung steht es, daß mensch-
liches Verschulden nicht in Frage kam. Denn wer kann etwas dafür,
wenn eine Schraubenwelle bricht? Nun ja, Brack und Kompagnie,
denen das Schiff gehörte, hätten den verdammten alten Kasten schon
längst einmal gründlich Überholen lassen müssen. Aber davon sprach
man nicht; es war ja kein Mensch zu Schaden gekommen.

Erst nach zehn Tagen — damals ging das nicht so schnell —
hatten fie den Kasten glücklich in den Lasen gebracht. Die Ladung
aber wollten die Leute, für die sie bestimmt gewesen war, natürlich
nickt mehr haben; was zehn Tage im Seewasser gelegen hat, nimmt
man doch nicht. So geschah, was immer in solchem Fall geschieht:
die Versicherungsgesellschaft, die zu zahlen hatte, übernahm den ganzen
Krempel und ließ ihn versteigern. Viele Kauflustige fanden sich nicht
ein. In der Stadt hatte gerade der große Dominiksmarkt angefangen,
und da mochte mancher sich nicht mit dem Weg nach dem Lasen
hinaus versäumen. Ein paar Krämer taten sich zusammen und kauften
den Kaffee und den Rohrzucker um das sogenannte Butterbrot. Aber

(Fortsetzung Sette 88)

Mißverständnis

„Die Mehlknödel werden ja
ganz schwarz, die Sie mit Ihren
schmutzigen Länden formen! Die
müssen Sie mal waschen!"

„Wie kann man Knödel denn
waschen?"

Vermutung

„Diese schwedische Landschaft
mit dem Signum des berühmten
Malers hat sich als Fälschung
erwiesen." — „Ist das gar keine
schwedische Landschaft?"

Die rechte Stelle

„Zuerst hatte ich meinen Sohn
zu einem Schlächter in die Lehre
getan, aber für dieses Landwerk
war er zu ungeschickt — jetzt ist
er bei einem Barbier!"

Aünzel, der schüchterne junge
Mann, steht unschlüssig vor dem
Schaufenster einer Buchhandlung.

Da kommt sein Freund Laubold
hinzu. „Was gaffst du denn da?"

„Ach, da liegt ein Buch: ,Glück
bei den Damen/ Das würde ich
gerne haben. Willst du vielleicht
so gut sein, hineinzugehn und es
für mich zu kaufen?"

98

„Du kannst weder singen noch tanzen, wieso hast
du eine besondere Begabung zur Revue?"
„Ich kann mich blitzschnell umziehen."

„Von mir aus! Aber warum
gehst du nicht selbst?"

„Ich traue mich nicht. Zn
dem Laden sind nur junge Ver-
käuferinnen "

Bei der Zollrevision

„Dieser Koffer enthält nur zu-
sammengerollte Strümpfe, wie
Si- sehen!" — „Nichts drin?"

„Ja . . . Löcher!"

Sornemann hat auf der rech-
ten Wange, vulgo Backe, ein
kleines sogenanntes Atherom,
vulgo Grützbeutel. Kornemann
pflegt hastig zu sprechen, und
deshalb gerät dann der Grütz-
beutel ins Lüpfen, was recht
lustig aussieht. Dadurch werden
dann die Blicke eines Gesprächs-
partners gewöhnlich auf die be-
troffene Backe gelenkt.

Lülse unterhält sich mit Korne-
mann und muß jetzt auch immer
auf den Grützbeutel stieren.
Schließlich zeigt er darauf und
fragt: „Warum lassen Sie das
Ding nicht wegnehmen? Ist es
Ihnen nicht lästig?"

„Durchaus nicht!" knurrt Kor-
nemann. „Mich belästigt bloß,
daß jeder Dämlack danach fragt."