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Onkel Kaludrigkeit VonPeterRobinso»

Junger Llrzt: „Du kannst mir gratulieren, Onkel, ich bin jetzt
bei allen Kassen zugelassen!" — „Nur nicht bei meiner, mein Junge."

Der letzte Tag

„Wie gerne möchte ich dich fragen,"
so sagte er, „ob du nicht meine kleine
Frau werden wolltest!"

„Frage nicht, Konrad, frage nicht,"
antwortete das Mädchen düster.

„Ich trage eine schwere Schuld mit
mir herum, Käthe."

„Ich, Konrad! Aber du?"

„Ich bin nicht Konrad, ich bin ein
Schurke. Mein Kamerad mußte im letz-
ten Augenblick den Urlaub verschieben,
und er hat mich nur geschickt, um dir
Grüße zu bestellen. And als ich dich
sah, da war es um mich geschehen —"

„Konrad!" rief das Mädchen mit
bebender Stimme. „Wie habe ich die

ganzen Tage gelitten. Ich bin nämlich
nicht Käthe. Käthe ist meine Freun-
din, sie hatte damals eine geschwollene
Backe und schickte mich. And dann
sah ich dich, und dann habe ich gelo-
gen, gelogen, gelogen —"

Es folgte eine Knutschstille von zwei
Minuten.

„Sage nicht mehr Käthe zu mir,"
flüsterte das Mädchen, „ich heiße Ella."

„Ella, welch schöner Name, Käthe!"
ries der junge Mann. „Ich heiße
Erwin, sage auch nicht Konrad zu mir.
Liebste."

„Nie wieder, Konrad."

And damit wurden sie beide an die-
sem letzten Tag noch restlos glücklich.

Böglers fahren jeden Sommer an die samländische Küste.
Bei dieser Gelegenheit sehen sie öfter einen Onkel, von dem
sie nachher allerlei zu erzählen wissen, was sie selbst mit ihm
erlebt oder von andern Verwandten gehört haben. Dieser Onkel
heißt Kaludrigkeit. Er ist ein Mann in guten Amständen und macht
kein Lehl daraus, aber ebenso wenig daraus, daß er mit Ver-
gnügen diese guten Amstände nicht in Anspruch nimmt, wenn
jemand für ihn bezahlt. „Na, wenn einer so dammlich is'!"
pflegt er zu sagen. Zu seiner weiteren Kennzeichnung braucht
nur noch ein anderes Wort von ihm erwähnt zu werden. Er
saß mit Böglers beim Mittagessen in einer Gastwirtschaft,
wo der Ansturm der Gäste das Personal herumhetzte, und
dabei hatte ein Serviermädchen das Anglück, ein ganzes Tablett
mit Geschirr fallen zu lassen. Ausrufe des Bedauerns wurden
laut. „Schade um das Geschirr!" sagten die einen, und die
andern: „O, das arme Mädchen!" Onkel Kaludrigkeit aber
rief: „Iawoll-unten liegt's am besten!" Ja, so ist er.

Vielleicht war es nach diesem Mittagessen, daß Onkel
Kaludrigkeit nach einem Schläfchen am Strande sich einen extra
guten Kaffee wünschte. Böglers hatten für die Sommerwochen
nur ein möbliertes Zimmer, aber auf Kaffeekochen waren sie
eingerichtet — wenigstens für sich selbst. Sie hatten einen
Spiritusapparat und zwei Tassen. Also bekam der Gast eine
Tasse, und Lerr Bögler mußte sich mit einem Wasserglas be-
gnügen. Onkel Kaludrigkeit sah seine Tasse an und schielte
dann voll Mißtrauen nach dem Glase. And dann
sprach er: „Aha, da geht wohl mehr 'rein?"

Onkel Kaludrigkeit spricht im Vorübergehen beim
Schwager Otto vor. „Mensch, ich fall' beinah' um!

Mir is so flau im Magen-hast du nich' 'nen

Schnaps da?" tFortsetzung Seite 54)

Zwecklos

Rollank ist jetzt über die Sechzig
hinaus, und schließlich hat er es doch
zu etwas gebracht. Aber was hat der
Mann auch alles im Leben versucht!
Welche Enttäuschungen hat er gehabt,
wie oft ist er betrogen worden, wie hat
er allmählich durch Schaden klug wer-
den müssen!

Nun hat er Ströllpitz einiges davon
erzählt. Der staunt und meint bewun-
dernd: „Sie könnten ja ein ganzes Buch
über Ihre Erfahrungen schreiben, ein
Buch, das jungen Anternehmern nütz-
liche Warnungen geben würde."

„Ja, das könnte ich," nickt Rollank.
„Aber ich habe auch die Erfahrung
gemacht, daß es gar keinen Zweck hat,
andere warnen zu wollen."

Der Engel

Es ist ein Sauwetter, das Gegen,
teil jenes Wetters, wie es, einer her-
kömmlichen Redensart zufolge, im Buche
steht, wobei aber nicht klar ist, welches
Buch gemeint ist.

Der Schriftsteller sitzt fleißig am
Schreibtisch, da kommt seine Frau von
Besorgungen zurück. Sie ist entsetzt.
„Aber Felix, wer ist denn inzwischen
hier gewesen und hat all den Dreck
hereingetragen? Der Teppich muß
ja geradezu abgekratzt werden. Welch
ein Rüpel ist das gewesen?"

Der Schriftsteller strahlt. „Kein
Rüpel, Liebste — ein Engel!"

„Na, da bin ich neugierig. Wer
war's denn?"

„Der Geldbriefträger!"

„Sehen Sie mal, Lerr Ober: drei Zentimeter unterm
Strich! Glauben Sie, ich schenke Ihnen das?"
„Da reden Sie mal mit unserm Schenkkellner,
mein Lerr!"

52
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Junger Arzt..." "Sehen Sie mal, Herr Ober..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Macon, Julius
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5008, S. 52

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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