Fliegende Blätter (195.1941 (Nr. 5005-5030) = 97. Jahrg.)

Amerikana

Peach und Mustard gehen aus dem Kino nach Lause. Sie
haben einen Film gesehen, bei dem Roosevelt das Lerz — denn
immerhin hat er eines — im Leibe gelacht hätte. Aber er hat
natürlich keine Zeit fürs Kino. Ein Film war das, in dem das
deutsche Volk und seine Soldaten so gezeigt wurde», wie es zur
Erzeugung überschäumenden Grolls, geballter Fäuste und eines
möglichst vollkommenen Einverständnisses mit einer strammen
Kriegspolitik dienlich schien.

„Scheußlich!" sagt Mustard und schüttelt stck.

„Ekelhaft!" erklärt Peach und spuckt aus.

Mustard ballt die Fäuste. „So etwas von Gemeinheit!"

Peach führt einen Lieb durch die Luft. „Eine Schweinerei!"

„Ah, Sie möchten auch dreinschlagen auf die Bande, nicht
wahr?" fragt Mustard begeistert.

„Eine Wonne würde mir das sein. Aber leider geht es doch
nicht," seufzt Peach.

„Warum soll's nicht gehn? Sie sind doch noch kräftig und
nicht so alt."

„Aber dann würde ich doch eingesperrt werden."

„Eingesperrt? Wenn Sie gegen die Deutschen ziehn."

„Ach so, Sie meinten die Deutschen! Na, dann guten Abend!"
And Peach biegt ab, um allein weiter zu gehen.

„Ja, wen haben Sie denn gemeint?" ruft Mustard ihm nach.

Peach ruft zurück: „Natürlich das verdammte Gesindel, das
diese ausgestunkenen Lügen zusammengefilmt hat." —on-

P r o b e a r b e i t e n

Duff Cooper ist längst abgereist,

Und nun sucht Mister Brandon Bracken
Zu zeigen, daß er’s besser kann
Und bei den Propagandazwecken
Gescheiter vorzugehen weiß.

Gleich gab er allerlei zur Probe,

Daß er dem Volk die Sorgen nehm’,
Und ihn sein Meister Churchill lobe.

Bus seinem Ministerium
Hat schöne Dinge man vernommen:
„Den Sowjets geht es jetzt sehr gut;

Sie werden wohl nach Warschau kommen,
fluch Danzig ist dann bald bedroht.

Sie haben neue Kraft gewonnen.
Hingegen ist das deutsche Heer
Jetzt matt und nicht mehr forsch gesonnen.

fluch sonst steht alles ganz famos,

Weil in der Luft wir mächtig siegen,

Und im Atlantik nur noch leicht,

Kaum merkbar die Verluste wiegen.

So dürfen wir voll Hoffnung sein,

Und jede Sorge muß entschwinden,
Wogegen sich die Deutschen schon
ln allergrößten Rengsten winden.“

Dies und noch ähnlich Schönes hat
Gemeldet Mister Brandon Bracken
In seinem Eifer, frischen Mut
Im Volk der Briten zu erwecken.

Doch meint man, daß ein Wandel nicht
Bei seinen Meldungen erscheine:

Wie bei Duff Cooper haben sie
Die gleichen, allzu kurzen Beine.

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