Fliegende Blätter (195.1941 (Nr. 5005-5030) = 97. Jahrg.)

Ein Lut ist reizvoll ohne Frage!

Jedoch der Wind ist eine Plage.
Dahin, was dir einst teuer war!
Da sträubt sich einzeln jedes Laar.

Du stürzt dich vor, vom Wunsch beseelt,

Da ist ein guter Mensch bereit,
der dich von deiner Qual befreit!

st

Gefaßt nimmst du, was einst so reich bebändert
und denkst im Stillen nur: „Wie hast du dich verändert!"

Die Sternschnuppe

mäßiger Entfernung neben sie und machte weiterhin artig Konver-
sation. Nach einer Weile schielte er nach der Armbanduhr und sprach:
„Fräulein Ingrid, darf ich Sie zum Abendessen einladen?"
„Danke," entgegnete sie, „ich habe keinen Lunger."

„Aber, es ist doch nicht nur wegen des Essens —"

„Danke, ich habe auch keinen Durst," lachte Ingrid.

Lothar kämpfte mit aufsteigender Verzweiflung. Was sollte er
mit diesem kühlen, unnahbaren Mädchen bloß anfangen? Wäre In-
grid weniger schön gewesen, hätte er nach ihrer Land gegriffen, und
alles weitere hätte sich gesunde». Welch komplizierte Frau: nicht
einmal zum Essen wollte sie mit ihm gehen! Vielleicht, wenn er ihr
vorsichtig seine Seele offenbarte —

Der junge Mann sprach und sprach. Er sprach von seiner Zu-
kunft, von seinen Aussichten und natürlich auch davon, daß er sich
möglichst bald ein Leim gründen wollte. Ingrid saß daneben und
blickte träumerisch in die Unendlichkeit.

„Es wird kühl," sagte sie nach einer Weile, und es schien, als
wäre sie nähergerückt. Lothar hielt für einen Augenblick den Atem
an, aber dann schüttelte er ungläubig das Laupt und sprach weiter.
Unterdessen war es dunkel geworden.

„Iö," rief plötzlich Ingrid, „eine Sternschnuppe. Laben Sie sich
was gedacht?"

„Doch," meinte Lothar, schnell gefaßt, „ich habe eben gedacht,
welch Glück es wäre, eine Frau anbeten zu dürfen, eine so wunder-
bare Frau — nur anbeten — wirklich nur anbeten —"

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