Im Sommer baden kann ein jeder!
Damen-Gambit
nun kam, überstieg meine boshaften Erwartungen allerdings bei
weitem: Olden hielt den längsten Vortrag, den ich je von ihm hörte,
und meine Frau schwieg dazu länger, als ich es für möglich gehalten
hatte. Sie konnte einfach nicht anders, denn der gute Olden be-
geistert in seinem Fahrwasser schwimmend — ließ sie nicht zu Wort
kommen:
„. . . man unterscheidet Indisch, Königsindisch, Lalbindisch, Alt-
indisch, Sizilianische Partie, Budapester Gambit, holländisch, Ita-
lienisch, Spanisch, Schottisch, Benoni-Gambit, Reti-System, Aljechin-
Verteidigung ... — Die Grundbegriffe des Schachspiels: Fesselung,
Doppelangriff, Abzugschach, Opfer, Mattführung unterteilen sich in
Angriff, Kombination, Nahopposition, Dreiecknuhung, Fernoppo-
sition . . . Der Aljechin-Verteidigung, die sich großer Beliebtheit
erfreut, und dem Gegenzug c7—c5 im Damenbanernspiel müssen
Sie besondere Aufmerksamkeit schenken, damit Sie als Waffe gegen
den Zug d 2—d 4 nicht ausschließlich auf die holländische Verteidigung
beschränkt sind ... Unter den Spielarten, die für Schwarz in Betracht
kommen, wenn auf e2 — e4 nicht mit dem Doppelschritt des Königs-
bauer» geantwortet werden soll, hat sich die. französische Partie von
jeher großer Beliebtheit erfreut, denn sie gibt in den meisten ihrer Va-
rianten dem Anziehenden wie dem Nachziehenden große Gewinnaus-
sichten. Ich demonstriere jetzt die Züge der beiden Parteien . . . Der
Königsangriff im Mittelspiel ist der große Angriff gegen das Herz der
feindlichen Stellung, den König, der von jeher als der klassische An-
griff gegolten hat. Er umfaßt die Lauptgruppen „Kombinierter An-
griff von Bauern und Figuren" und „Figurenangriff," bei denen
man erstens den Angriff gegen die kurze Rochade, zweitens den An-
griff gegen die lange Rochade und drittens den Angriff gegen den
König in der Mitte unterscheidet ... Die Endspiele unterteilt man —
je nach Vorhandensein der Figuren — in Bauernendspiel, Damen-
endspiel. Turmendspiel und Endspiel mit schweren und leichten Figuren,
wobei die Geburt des Aeberbauern oft die letzte Sieqesmöglichkeit
darstellt . . ."
324
Olden war vor lauter Schach-Theorie die Zigarre ausgegangen,
er machte eine Pause, um die Virginia wieder in Gang zu bringen.
Diese Gelegenheit benutzte meine arme, gequälte Frau zu der —
bei uns später klassisch gewordenen Frage: „Ach bitte, um was
handelt es sich eigentlich?"-
Der Sanitätsrat verabschiedete sich auffallend plötzlich, wobei er
sichtlich verstört etwas von einem Krankenbesuch murmelte. Als er
draußen war, fiel mir meine Frau weinend um den hals und schluchzte:
„Nie — wieder — Schach!"-
Ich habe an diesem Nachmittag zwei Wetten gleichzeitig gewonnen,
ohne daß meine beiden Partner etwas von der Gegenwette wußten:
Olden hatte verloren, weil er meiner Frau das Schachspiel nicht
beibringen konnte, und meine Frau, iveil sie es nicht lernte, weder
von mir noch von Olden. Offen gesagt: vom Mitglied eines Schach-
vereins würde ich es auch nicht lernen.
Eile
Schon dreimal hatte Pimmer die Zeit verschlafen. And der Chef
war zuletzt sehr deutlich geworden.
Jetzt sitzt Pimmer im Mantel am Schreibtisch.
„Nanu," meint der Chef, „wollen Sie denn nicht den Mantel
bei der Arbeit ausziehen?"
„Nein," sagt Pimmer verlegen, „ich Hab ja nur den Schlafanzug
drunter!"
„Na, aber den Lut könnten Sie doch wenigstens abnehmefi?"
„Ach, gekämmt habe ich mich nämlich auch noch nicht!"
Echlempe ist schon über die Vierzig und doch nicht verheiratet.
Manchmal denkt Schlempe über die Ehe nach. Neulich erklärte er:
„Ein Mann darf keine Frau haben, die gescheiter ist als er."
„Stimmt!" nickte Loppel. „Aber deshalb brauchen Sie die Hoff-
nung doch nicht ganz aufzugeben."
Damen-Gambit
nun kam, überstieg meine boshaften Erwartungen allerdings bei
weitem: Olden hielt den längsten Vortrag, den ich je von ihm hörte,
und meine Frau schwieg dazu länger, als ich es für möglich gehalten
hatte. Sie konnte einfach nicht anders, denn der gute Olden be-
geistert in seinem Fahrwasser schwimmend — ließ sie nicht zu Wort
kommen:
„. . . man unterscheidet Indisch, Königsindisch, Lalbindisch, Alt-
indisch, Sizilianische Partie, Budapester Gambit, holländisch, Ita-
lienisch, Spanisch, Schottisch, Benoni-Gambit, Reti-System, Aljechin-
Verteidigung ... — Die Grundbegriffe des Schachspiels: Fesselung,
Doppelangriff, Abzugschach, Opfer, Mattführung unterteilen sich in
Angriff, Kombination, Nahopposition, Dreiecknuhung, Fernoppo-
sition . . . Der Aljechin-Verteidigung, die sich großer Beliebtheit
erfreut, und dem Gegenzug c7—c5 im Damenbanernspiel müssen
Sie besondere Aufmerksamkeit schenken, damit Sie als Waffe gegen
den Zug d 2—d 4 nicht ausschließlich auf die holländische Verteidigung
beschränkt sind ... Unter den Spielarten, die für Schwarz in Betracht
kommen, wenn auf e2 — e4 nicht mit dem Doppelschritt des Königs-
bauer» geantwortet werden soll, hat sich die. französische Partie von
jeher großer Beliebtheit erfreut, denn sie gibt in den meisten ihrer Va-
rianten dem Anziehenden wie dem Nachziehenden große Gewinnaus-
sichten. Ich demonstriere jetzt die Züge der beiden Parteien . . . Der
Königsangriff im Mittelspiel ist der große Angriff gegen das Herz der
feindlichen Stellung, den König, der von jeher als der klassische An-
griff gegolten hat. Er umfaßt die Lauptgruppen „Kombinierter An-
griff von Bauern und Figuren" und „Figurenangriff," bei denen
man erstens den Angriff gegen die kurze Rochade, zweitens den An-
griff gegen die lange Rochade und drittens den Angriff gegen den
König in der Mitte unterscheidet ... Die Endspiele unterteilt man —
je nach Vorhandensein der Figuren — in Bauernendspiel, Damen-
endspiel. Turmendspiel und Endspiel mit schweren und leichten Figuren,
wobei die Geburt des Aeberbauern oft die letzte Sieqesmöglichkeit
darstellt . . ."
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Olden war vor lauter Schach-Theorie die Zigarre ausgegangen,
er machte eine Pause, um die Virginia wieder in Gang zu bringen.
Diese Gelegenheit benutzte meine arme, gequälte Frau zu der —
bei uns später klassisch gewordenen Frage: „Ach bitte, um was
handelt es sich eigentlich?"-
Der Sanitätsrat verabschiedete sich auffallend plötzlich, wobei er
sichtlich verstört etwas von einem Krankenbesuch murmelte. Als er
draußen war, fiel mir meine Frau weinend um den hals und schluchzte:
„Nie — wieder — Schach!"-
Ich habe an diesem Nachmittag zwei Wetten gleichzeitig gewonnen,
ohne daß meine beiden Partner etwas von der Gegenwette wußten:
Olden hatte verloren, weil er meiner Frau das Schachspiel nicht
beibringen konnte, und meine Frau, iveil sie es nicht lernte, weder
von mir noch von Olden. Offen gesagt: vom Mitglied eines Schach-
vereins würde ich es auch nicht lernen.
Eile
Schon dreimal hatte Pimmer die Zeit verschlafen. And der Chef
war zuletzt sehr deutlich geworden.
Jetzt sitzt Pimmer im Mantel am Schreibtisch.
„Nanu," meint der Chef, „wollen Sie denn nicht den Mantel
bei der Arbeit ausziehen?"
„Nein," sagt Pimmer verlegen, „ich Hab ja nur den Schlafanzug
drunter!"
„Na, aber den Lut könnten Sie doch wenigstens abnehmefi?"
„Ach, gekämmt habe ich mich nämlich auch noch nicht!"
Echlempe ist schon über die Vierzig und doch nicht verheiratet.
Manchmal denkt Schlempe über die Ehe nach. Neulich erklärte er:
„Ein Mann darf keine Frau haben, die gescheiter ist als er."
„Stimmt!" nickte Loppel. „Aber deshalb brauchen Sie die Hoff-
nung doch nicht ganz aufzugeben."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Sommer baden kann jeder!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5025, S. 324
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg