Per» tut es nicht anders
obwohl diesen ein solcher Schaber-
nack durchaus zuzutrauen war! — wenn
er in diesem Augenblick die erschrockene
und ratlose Frau Müller gesehen hätte,
der es mit seinem Zylinder unmög-
lich war, Klein-Peters dringenden
Wunsch zu erfüllen. And Peter tat
es doch nicht anders! Mit dem Zettel,
der am Boden des Zylinders lag und
mit den Worten „Lochverehrte Fest-
versammlnng!" begann, konnte Peter
schon gar nichts anfangen.
„Ich möchte Ihre Tochter heiraten!"
„Was verdienen Sie denn?"
„Tausend Mark im Monat. Ich bin
Zuschneider."
„Ich glaube. Sie schneiden auf!"
„Den Jägersmann wollen wir nicht stören, er soll auch mal Schonzeit haben."
Der tapfere Patient
Von Ralph Urban
„Ach, sind Sie wieder einmal da, Lerr Lopfinger," sagte der
Zahnarzt Schnetz nicht sehr erfreut zu dem kräftigen Mann, der als
erster Patient der Nachmittagssprechstunde den Behandlungsraum
betrat. Zuletzt war der vor einem halben Jahr hier gewesen, um
sich einen Zahn ziehen zu lassen. Du liebe Güte, was gab dies da-
mals für ein Theater. Zweimal riß er dem Doktor vom Operations-
stuhl weg aus, und als der ihn endlich so weit hatte, da brüllte er,
daß all die anderen Patienten aus dem Wartezimmer davonliefen.
„Nun," fragte Dr. Schnetz, während er sich die Lände wusch,
„wo fehlt es denn?"
„Links oben, der letzte," entgegnete Lerr Lopfinger gar nicht
bedrückt. „Raus muß er, das Luder. Keine Nacht ist Ruhe, immer
die Schmerzen mit dem saudummen Zahn. Leute Nacht war's schon
»Zum Schluß möchte ich die Lerrschaften auf eine persönliche Sehenswürdig,
keit aufmerksam machen: mein Bart ist der größte der ganzen Umgegend."
gar nicht mehr zum aushalten. ,Lat keinen Sinnh Hab ich heute
morgen zu meiner Frau gesagt, ,sich wegen so was quälen lassen.
Zwei Sekunden, und draußen ist er —' Ist's nicht wahr, Doktor?"
„Sieh einer den Lerrn Lopfinger an," meinte der Zahnarzt er-
freut. „Das nenne ich vernünftig sein. Wäre auch lächerlich, wenn
so ein großer und starker Mann Angst hätte."
„Na, na, Angst Hab' ich gar keine," antwortete der Mann.
„Das ist brav," lobte der Doktor und öffnete den Instrumenten-
schrank. „Vorher eine kleine Spritze, dann spürt man überhaupt nichts."
„Ach was, Spritze," lehnte Lerr Lopfinger mit einer Land-
bewegung verächtlich ab.
„Auch gut," nickte Dr. Schnetz und griff nach, der Zange. „Dann
gehen wir es also an, Lerr Lopfinger."
„Jawohl, gehen wir's an!" polterte der Mann los, ging
zur Tür, riß sie auf und rief forsch ins Wartezimmer: „Komm'
'rein, Frau, jetzt ist es so weit. Mach mir aber keine Schand
und schrei nit!"
Indirekt
Block hat von Schnase etwas zu fordern; er wartet schon
lange daraus, und mit der Zeit ist er etwas grimmig geworden.
Leute stößt er auf Schnase. Er schaut ihn mit einem heuch-
leriscken Lächeln an. „Wie Sie mich an Korkmeier erinnern!"
„An Korkmeier? Aber der sieht mir doch nicht im geringsten
ähnlich."
„Rein, nein-aber der verdammte Kerl ist mir auch
hundert Mark schuldig." „
Seine Portion
Wenn Emil Kolbe morgens ins Geschäft geht, pflegt seine
Gattin ihn noch wegen des Mittagessens zu befragen.
Leute schlägt sie vor: „Soll ich ein Lühnchen braten, Emil?"
„Fein!" schnalzt Kolbe. „Aber, was willst du dann essen?"
Etrietz und von Kollritz sind im Theater. In der Pause wan-
deln sie in der deshalb Wandelgang genannten Lokalität umher.
Strietz bemerkt etwas. „Da kommt ja Klützow mit einer
merkwürdigen Dame an. Jedenfalls die glücklich errungene
Braut mit den reichen Mitteln."
„Au verflucht!" sagt von Kollritz. „Wir wollen uns drücken;
ich habe ihm noch keinen Glückwunsch zur Verlobung geschickt."
„Na, das kannst du jetzt ja mündlich tun."
„Nee-- ein Brief grinst nicht."
85
obwohl diesen ein solcher Schaber-
nack durchaus zuzutrauen war! — wenn
er in diesem Augenblick die erschrockene
und ratlose Frau Müller gesehen hätte,
der es mit seinem Zylinder unmög-
lich war, Klein-Peters dringenden
Wunsch zu erfüllen. And Peter tat
es doch nicht anders! Mit dem Zettel,
der am Boden des Zylinders lag und
mit den Worten „Lochverehrte Fest-
versammlnng!" begann, konnte Peter
schon gar nichts anfangen.
„Ich möchte Ihre Tochter heiraten!"
„Was verdienen Sie denn?"
„Tausend Mark im Monat. Ich bin
Zuschneider."
„Ich glaube. Sie schneiden auf!"
„Den Jägersmann wollen wir nicht stören, er soll auch mal Schonzeit haben."
Der tapfere Patient
Von Ralph Urban
„Ach, sind Sie wieder einmal da, Lerr Lopfinger," sagte der
Zahnarzt Schnetz nicht sehr erfreut zu dem kräftigen Mann, der als
erster Patient der Nachmittagssprechstunde den Behandlungsraum
betrat. Zuletzt war der vor einem halben Jahr hier gewesen, um
sich einen Zahn ziehen zu lassen. Du liebe Güte, was gab dies da-
mals für ein Theater. Zweimal riß er dem Doktor vom Operations-
stuhl weg aus, und als der ihn endlich so weit hatte, da brüllte er,
daß all die anderen Patienten aus dem Wartezimmer davonliefen.
„Nun," fragte Dr. Schnetz, während er sich die Lände wusch,
„wo fehlt es denn?"
„Links oben, der letzte," entgegnete Lerr Lopfinger gar nicht
bedrückt. „Raus muß er, das Luder. Keine Nacht ist Ruhe, immer
die Schmerzen mit dem saudummen Zahn. Leute Nacht war's schon
»Zum Schluß möchte ich die Lerrschaften auf eine persönliche Sehenswürdig,
keit aufmerksam machen: mein Bart ist der größte der ganzen Umgegend."
gar nicht mehr zum aushalten. ,Lat keinen Sinnh Hab ich heute
morgen zu meiner Frau gesagt, ,sich wegen so was quälen lassen.
Zwei Sekunden, und draußen ist er —' Ist's nicht wahr, Doktor?"
„Sieh einer den Lerrn Lopfinger an," meinte der Zahnarzt er-
freut. „Das nenne ich vernünftig sein. Wäre auch lächerlich, wenn
so ein großer und starker Mann Angst hätte."
„Na, na, Angst Hab' ich gar keine," antwortete der Mann.
„Das ist brav," lobte der Doktor und öffnete den Instrumenten-
schrank. „Vorher eine kleine Spritze, dann spürt man überhaupt nichts."
„Ach was, Spritze," lehnte Lerr Lopfinger mit einer Land-
bewegung verächtlich ab.
„Auch gut," nickte Dr. Schnetz und griff nach, der Zange. „Dann
gehen wir es also an, Lerr Lopfinger."
„Jawohl, gehen wir's an!" polterte der Mann los, ging
zur Tür, riß sie auf und rief forsch ins Wartezimmer: „Komm'
'rein, Frau, jetzt ist es so weit. Mach mir aber keine Schand
und schrei nit!"
Indirekt
Block hat von Schnase etwas zu fordern; er wartet schon
lange daraus, und mit der Zeit ist er etwas grimmig geworden.
Leute stößt er auf Schnase. Er schaut ihn mit einem heuch-
leriscken Lächeln an. „Wie Sie mich an Korkmeier erinnern!"
„An Korkmeier? Aber der sieht mir doch nicht im geringsten
ähnlich."
„Rein, nein-aber der verdammte Kerl ist mir auch
hundert Mark schuldig." „
Seine Portion
Wenn Emil Kolbe morgens ins Geschäft geht, pflegt seine
Gattin ihn noch wegen des Mittagessens zu befragen.
Leute schlägt sie vor: „Soll ich ein Lühnchen braten, Emil?"
„Fein!" schnalzt Kolbe. „Aber, was willst du dann essen?"
Etrietz und von Kollritz sind im Theater. In der Pause wan-
deln sie in der deshalb Wandelgang genannten Lokalität umher.
Strietz bemerkt etwas. „Da kommt ja Klützow mit einer
merkwürdigen Dame an. Jedenfalls die glücklich errungene
Braut mit den reichen Mitteln."
„Au verflucht!" sagt von Kollritz. „Wir wollen uns drücken;
ich habe ihm noch keinen Glückwunsch zur Verlobung geschickt."
„Na, das kannst du jetzt ja mündlich tun."
„Nee-- ein Brief grinst nicht."
85
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Den Jägersmann wollen wir nicht stören..." "Zum Schluß möchte ich die Herrschaften..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5036, S. 85
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg