3Bte sage ich es meiner Frau?
Glücklicher, ganze drei Mark Verlust,
während Ferdinand 37 Mark ver-
wettet hatte. Aergerlich brummte er:
„Wie sage ich es meiner Frau?
Vertuschen wird schwer sein, denn
Sonja hat mittags meine Brief,
tasche kontrolliert!"
Ich überlegte; plötzlich fiel mir ein
Kindheitserlebnis ein.
„Mach es so," sagte ich, „wie ich
es einmal als Kind tat. Der Lehrer
ertappte mich, als ich während der
Schönschreibstunde Läufer und Wan-
derin" zeichnete. Er schrieb unter das
Blatt: ,Das ist die Arbeit Ihres
Sohnes während der Schönschreib-
stunde !'. Er reichte mir das Blatt
wieder und sagte: ,Das soll dein
Vater unterschreiben!" Ich schlich
kleinlaut heim, denn ich ahnte eine
qualvolle Behandlung meines Sitz-
fleisches. Wie war das nur zu ver-
hindern, überlegte ich. Da traf ich
den Karl aus der anderen Klasse;
er erzählte mir Neuigkeiten aus
Vorsichtsmaßnahme
„Lat man das hohe Gitter um das Denkmal gemacht,
damit es nicht beschädigt werden kann?"
„No — damit er nicht wieder davonlaufen kann!"
seiner Klasse. And da faßte ich auch
schon meinen Plan. Als mich daheim
der Vater fragte, was in der Schule
los gewesen sei, erzählte ich weit und
breit, was mir Karl berichtet hatte...
,Ia, und der Lerr Schuldiener
hat die Treppen so glatt geputzt,
daß der Oberlehrer hingeflogen ist!
And —!" ,Schon gut!" sagte mein
Vater. ,Sonst war nichts los?" Ich
schwätzte weiter von anderen Dingen,
nur nicht von mir, mein Vater hörte
nicht mehr hin, so war ich gerettet.
Das Blatt gab ich dem Vater erst
am nächsten Morgen zum Unter-
schreiben, als ich schon in der Türe
stand. ,Bitte, Vater, das sollst du
unterschreiben! Aber, bitte, schnell,
sonst komme ich in die Schule zu
spät!" Mein Vater schimpfte, er unter-
schrieb und sagte: ,Warte nur,
Schlingel, wenn du mittags heim-
kommst!" Aber mittags hatte mein
Vater alles vergessen . . . Mach es
so ähnlich, lieber Ferdinand, lenke
deine Frau ab, erzähle ihr tausend
„Warum soll ich den Soldaten nicht mit einem weißen Taschentuch winken?"
„Weil es aussieht, als wollte» wir uns schon ergeben. Erst muß man sich erobern lassen!"
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Glücklicher, ganze drei Mark Verlust,
während Ferdinand 37 Mark ver-
wettet hatte. Aergerlich brummte er:
„Wie sage ich es meiner Frau?
Vertuschen wird schwer sein, denn
Sonja hat mittags meine Brief,
tasche kontrolliert!"
Ich überlegte; plötzlich fiel mir ein
Kindheitserlebnis ein.
„Mach es so," sagte ich, „wie ich
es einmal als Kind tat. Der Lehrer
ertappte mich, als ich während der
Schönschreibstunde Läufer und Wan-
derin" zeichnete. Er schrieb unter das
Blatt: ,Das ist die Arbeit Ihres
Sohnes während der Schönschreib-
stunde !'. Er reichte mir das Blatt
wieder und sagte: ,Das soll dein
Vater unterschreiben!" Ich schlich
kleinlaut heim, denn ich ahnte eine
qualvolle Behandlung meines Sitz-
fleisches. Wie war das nur zu ver-
hindern, überlegte ich. Da traf ich
den Karl aus der anderen Klasse;
er erzählte mir Neuigkeiten aus
Vorsichtsmaßnahme
„Lat man das hohe Gitter um das Denkmal gemacht,
damit es nicht beschädigt werden kann?"
„No — damit er nicht wieder davonlaufen kann!"
seiner Klasse. And da faßte ich auch
schon meinen Plan. Als mich daheim
der Vater fragte, was in der Schule
los gewesen sei, erzählte ich weit und
breit, was mir Karl berichtet hatte...
,Ia, und der Lerr Schuldiener
hat die Treppen so glatt geputzt,
daß der Oberlehrer hingeflogen ist!
And —!" ,Schon gut!" sagte mein
Vater. ,Sonst war nichts los?" Ich
schwätzte weiter von anderen Dingen,
nur nicht von mir, mein Vater hörte
nicht mehr hin, so war ich gerettet.
Das Blatt gab ich dem Vater erst
am nächsten Morgen zum Unter-
schreiben, als ich schon in der Türe
stand. ,Bitte, Vater, das sollst du
unterschreiben! Aber, bitte, schnell,
sonst komme ich in die Schule zu
spät!" Mein Vater schimpfte, er unter-
schrieb und sagte: ,Warte nur,
Schlingel, wenn du mittags heim-
kommst!" Aber mittags hatte mein
Vater alles vergessen . . . Mach es
so ähnlich, lieber Ferdinand, lenke
deine Frau ab, erzähle ihr tausend
„Warum soll ich den Soldaten nicht mit einem weißen Taschentuch winken?"
„Weil es aussieht, als wollte» wir uns schon ergeben. Erst muß man sich erobern lassen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorsichtsmaßnahme" "Warum soll ich den Soldaten nicht mit einem weißen Taschentuch winken?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5055, S. 390
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg