Fliegende Blätter (197.1942 (Nr. 5057-5083) = 98. Jahrgang)

„Mein ©off, was Hab ich in letzfer Zeit abgenommen!"

Kleine Tragllvmödie

isf es zu späf. Die Sfafion des jungen
Mannes kommf; er stehf auf. Aber auch
das Mädchen Käthe erhebf sich. „Wir
wollen noch darüber reden, Lans. Ich
sfeige mif dir aus, damif du siehsf, daß
ich gar keinen Werf darauf lege, jenen
andern Lerrn zu freffen. Ich fahre dann
zehn Minufen später."-

Der Zug fährf weifer. Der alte Lerr
bemcrkf zu der älferen Dame: „Sie isf
ausgesiiege», weil sie jetzf nichf gefaßf
genug war, dem andern in meiner Gegen-
warf zu begegnen."

„Wahrscheinlich!" meinf die allere Dame.
Sie bekommf drohende Augen. „Aber jetzf
mengen Sie sich gesälligsf nichf mehr in
diese Sache ein. Das werde ich besorgen,
und zwar so, wie es richfig isf."

Der zweife, der schwarzhaarige junge
Man» sfeigf ein. Er schauf sich suchend
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um und scheinf dann efwas bekümmerf.
Die allere Dame nickt ihm freundlich zu.
„Leute kommf sie efwas späfer; sie mußfe
noch einmal zurück, Haffe wohl efwas ver-
gessen."

Der junge Mann sreuf sich, daß die
sonsf so energisch blickende Dame so neff
isf und sich so freundlich benimmt, als
wollte sie Schwiegermutter werden. „O,
ich danke sehr, gnädige Frau!" sagt er
beglückt. Der alle Lerr starrt vor sich auf
den Boden.

Der alle Lerr und die ältere Dame
steigen an der gleichen Station aus und
gehen zusammen die Treppe hinunter. Die
Dame wendet sich an den Lerrn: „Waruin
haben Sie sich eingemischt? Die jungen
Leute gehen Sie doch gar nichts an."

Der alte Lerr nickt; er scheint das jetzt
selbst zu bedauern. „Vielleicht war es,
objektiv betrachtet, nicht richtig von mir.

Most remarquable

„Lundert Vorträge habe ich gegen die
Nazis gehalten, und Germany lebt
immer noch."

Aber ich war einer subjektiven Empfindung unter-
legen." Er seufzt, und es ist, als kämen ihm fast
Tränen. „Denn sehen Sie: ich bin in meinen
jungen Jahren einmal schändlich von einem
Mädchen getäuscht worden. And vor einer ähn-
lichen Erfahrung wollte ich den jungen Mann
bewahren. Bitte, sagen Sie doch ganz offen:
meinen Sie nicht auch, daß das Mädchen es mit
beiden hält?"

„Selbstverständlich! Sie führt mindestens einen
an der Nase oder vielleicht gar beide, falls noch
ein dritter auftaucht."

„Aber warum haben Sie mir dann wider-
sprochen?"

Die ältere Dame lacht höhnisch auf. „Weil ich

sehr zufrieden war. Denn mich, mein Lerr ;-

mich hat einmal ein Kerl schniählich sitzen lassen."

Logisch

Düsterbecks wandern durch den grünen Wald.
Ihr Ziel ist ein freundliches Dorf, das sie auf
Grund des von Gustav Düsterbeck vorgenom-
menen Studiums einer zuverlässigen Karte in
einer Stunde erreichen müssen. Die Stunde nimmt
ei» Ende, aber der Wald tut das nicht; erst nach
weiteren vierzig Minuten tritt man aus seinem
Schatten hinaus in die freie Landschaft, und da

--ja, da muß Düsterbeck, nachdem er wieder

auf seine Karte geschaut, seufzend erklären:
„Dumme Sache! Wir sind falsch gegangen,
Emma."

Emma zuckt die Achseln und meint etwas spitz:
„Wie kannst du sagen: wir? Du hast geführt,
also bist du falsch gegangen."

„Nur ich? Aber Emma, willst du denn un-
logischer Weise behaupten, daß du richtig ge-
gangen bist?"