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Der Tierfreund „.so und nun noch einen Streifen
etwas tiefer .... die armen Lunde sollen auch sehen,
wo bei Nacht die Laternen stehn . .!"
„Du wirst das nicht umsonst machen," sagte Frau Mai und
legte damit den geistigen Grundstein zu dem Erneuerungs-Institut
Mai & Co. Lerr Mai hing das Versicherungsgeschäft an den viel-
beredeten Nagel und widmete sich ausschließlich der Erschaffung von
Neuem aus Altem. And da auf dieser Welt die Dinge gleich den
Menschen unaufhaltsam altern und verfallen, so läßt sich erwarte»,
daß Lerr» Mais Erneuerungsunternehmen allein in unverwelklicher
Blüte bleiben wird. F.
cy&ie (/V\
Von Georg Büstng
Jeden .Herbst zur Kartoffelernte stellte Bauer Garbade wie alle
andern im Dorf ein paar Arbeiter zur .Hilfeleistung ein. And jedes
Jahr hatte er merkwürdigerweise die besten Leute auf seinem Acker. —
Er hat eben Glück, der Garbade, sagte man im Dorf. Aber Garbade
lächelte nur zu diese» Redensarten. Es käme da ja nur auf die
richtige Musterung an!
Im letzten Lerbst war ich gerade auf Garbades Los, als sich
zwei Arbeiter zum Kartoffeln-Ausbuddeln meldeten. Ein großer,
breitschultriger Bursche und ein kleiner, krummbeiniger, der neben
dem Großen wie ein Zwerg wirkte. Garbade sah sich die beiden
einen kurzen Augenblick an und stellte dann den Kleinen durch Land-
schlag ein.
„Das verstehe ich den ganzen Tag nicht, Garbade," sagte ich.
„Kann ich mir vorstellen! Du hättest natürlich den großen Kerl
behalten."
„Das ist doch ganz klar! Der schafft doch viel mehr!"
„Nee, mein Jung', das tut er bestimmt nicht! Ich Hab' das sofort
gesehen."
„Gesehen? Woran denn das?"
„Tscha, hättest mal bester zugucken müssen! Der Große, der hatte
die Flicken in seiner Lose nämlich vorm Lintern, der sitzt also gern.
And der Lütte hatte sie vor den Knien, der ist zum Kartoffeln-Aus-
buddeln gerade richtig!"
fievr Mai als Neuerer
es in jedem ordentlichen Laushalt gibt. Schränke und Kommoden,
Kisten und Truhen sind wahre Fundgruben der herrlichsten Wert-
losigkeiten. In einer Zeit, da man um Geschenke verlegen ist, braucht
man nur in alte Schachteln zu greifen und zieht die schönsten
Rohstoffe für den Weihnachtstisch hervor. Die sachverständige Kur-
susleiterin hatte ganz recht: Ein bißchen Phantasie, ein bißchen Kom-
binakionsgabe und die prächtigsten Geschenke entstanden. Aus einer
längst entschlummerten Schlummerrolle fabrizierte Lerr Mai einen
naturgetreuen Teddybären, aus längst aus der Mode gekommenen
Lutfedern seiner Gattin einen prachtvollen indianischen Kopfputz und
allerlei in den Ruhestand versetzte Kochgeschirre ergaben ein sehr
laut tönendes Musikinstrument.
Frau Mai war entzückt von Lerrn Mais Weihnachtserzeugnissen.
Sie posaunte sein neuentdecktes schöpferisches Talent unter Bekannten
und Verwandten aus. Alle brachten Wracke von Spielsachen, Torsos
von Lausgerät zu dem genialen Neugestalter. „Alles nei macht
Lerr Mai" wurde ein geflügeltes Wort im ganzen Viertel. Er
verfertigte Foxterriers mit Reißverschluß zu leichterem Studium
ihrer Anatomie, Lanswurste mit Ahrwerk zur Regulierung ihres
Seelenlebens, modernisierte alte Korsette durch Blechbeschlag in
Ritterrüstungen usw.
284
„Gell, Mutti, wenn der Kleine so groß ist wie der Große,
dann dass er auch so rauchen?"
Der Tierfreund „.so und nun noch einen Streifen
etwas tiefer .... die armen Lunde sollen auch sehen,
wo bei Nacht die Laternen stehn . .!"
„Du wirst das nicht umsonst machen," sagte Frau Mai und
legte damit den geistigen Grundstein zu dem Erneuerungs-Institut
Mai & Co. Lerr Mai hing das Versicherungsgeschäft an den viel-
beredeten Nagel und widmete sich ausschließlich der Erschaffung von
Neuem aus Altem. And da auf dieser Welt die Dinge gleich den
Menschen unaufhaltsam altern und verfallen, so läßt sich erwarte»,
daß Lerr» Mais Erneuerungsunternehmen allein in unverwelklicher
Blüte bleiben wird. F.
cy&ie (/V\
Von Georg Büstng
Jeden .Herbst zur Kartoffelernte stellte Bauer Garbade wie alle
andern im Dorf ein paar Arbeiter zur .Hilfeleistung ein. And jedes
Jahr hatte er merkwürdigerweise die besten Leute auf seinem Acker. —
Er hat eben Glück, der Garbade, sagte man im Dorf. Aber Garbade
lächelte nur zu diese» Redensarten. Es käme da ja nur auf die
richtige Musterung an!
Im letzten Lerbst war ich gerade auf Garbades Los, als sich
zwei Arbeiter zum Kartoffeln-Ausbuddeln meldeten. Ein großer,
breitschultriger Bursche und ein kleiner, krummbeiniger, der neben
dem Großen wie ein Zwerg wirkte. Garbade sah sich die beiden
einen kurzen Augenblick an und stellte dann den Kleinen durch Land-
schlag ein.
„Das verstehe ich den ganzen Tag nicht, Garbade," sagte ich.
„Kann ich mir vorstellen! Du hättest natürlich den großen Kerl
behalten."
„Das ist doch ganz klar! Der schafft doch viel mehr!"
„Nee, mein Jung', das tut er bestimmt nicht! Ich Hab' das sofort
gesehen."
„Gesehen? Woran denn das?"
„Tscha, hättest mal bester zugucken müssen! Der Große, der hatte
die Flicken in seiner Lose nämlich vorm Lintern, der sitzt also gern.
And der Lütte hatte sie vor den Knien, der ist zum Kartoffeln-Aus-
buddeln gerade richtig!"
fievr Mai als Neuerer
es in jedem ordentlichen Laushalt gibt. Schränke und Kommoden,
Kisten und Truhen sind wahre Fundgruben der herrlichsten Wert-
losigkeiten. In einer Zeit, da man um Geschenke verlegen ist, braucht
man nur in alte Schachteln zu greifen und zieht die schönsten
Rohstoffe für den Weihnachtstisch hervor. Die sachverständige Kur-
susleiterin hatte ganz recht: Ein bißchen Phantasie, ein bißchen Kom-
binakionsgabe und die prächtigsten Geschenke entstanden. Aus einer
längst entschlummerten Schlummerrolle fabrizierte Lerr Mai einen
naturgetreuen Teddybären, aus längst aus der Mode gekommenen
Lutfedern seiner Gattin einen prachtvollen indianischen Kopfputz und
allerlei in den Ruhestand versetzte Kochgeschirre ergaben ein sehr
laut tönendes Musikinstrument.
Frau Mai war entzückt von Lerrn Mais Weihnachtserzeugnissen.
Sie posaunte sein neuentdecktes schöpferisches Talent unter Bekannten
und Verwandten aus. Alle brachten Wracke von Spielsachen, Torsos
von Lausgerät zu dem genialen Neugestalter. „Alles nei macht
Lerr Mai" wurde ein geflügeltes Wort im ganzen Viertel. Er
verfertigte Foxterriers mit Reißverschluß zu leichterem Studium
ihrer Anatomie, Lanswurste mit Ahrwerk zur Regulierung ihres
Seelenlebens, modernisierte alte Korsette durch Blechbeschlag in
Ritterrüstungen usw.
284
„Gell, Mutti, wenn der Kleine so groß ist wie der Große,
dann dass er auch so rauchen?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Tierfreund"
"Gell, Mutti, wenn der Kleine so groß ist wie der Große..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)