Fliegende Blätter (199.1943 (Nr. 5109-5135) = 99. Jahrg.)

Aufs Trockene geraten

Si, si, Kinder, er war ein Badoglio-Anhänger!“

KLEINE CHRONIK

Zwei neue jüdische Ansiedlungen i» Palästina haben die Namen
Stalin und Maisky bekommen.

Sollten diese neuen Ansiedlungen auf den Stätten von Sodom
und Gomorra errichtet sein?

Die ASA-Zeitschrift „Fortune" hat berechnet, daß England, um
seine Auslandsschulden zu bezahlen, zehn Jahre lang überhaupt keine
Einfuhr haben dürfe, dafür aber seine Ausfuhr um 50 Prozent
gegenüber dem Jahre 1938 steigern müsse.

Wie sollte England das fertig bringen? Ohne Einfuhr kann es
nicht leben, und die Ausfuhr wird sicherlich sehr viel geringer sein
als früher. Das Problem ist aber doch sehr leicht zu lösen: man
wird eben die Schulden nicht bezahlen.

Wie die „Correspondenza Republicana" erzählt, hat Badoglio in
den Jahren 1925 bis 1941, wenn er in Zivil war, stets das faschistische
Abzeichen getragen.

Wenn er seine Marschalluuiform trug, war das aber auch eine
Tarnung; ein richtiger Marschall steckte nicht darunter.

Salomon Mickoels, der Leiter des Jiddischen Staatstheaters in
Moskau und Itzig Pfeffer, ein jiddischer Sowjetpoet, haben in
England Vorträge in jiddischer Sprache gehalten. Der Journalist
Swaffer, der in Manchester solch einen Vortrag hörte, erzählt, er
habe nur drei Wörter verstanden: Antisemitismus, Schlamassel und
meschugge.

Der Zusammenhang wird wohl so gewesen sein: Der Antisemitis-
mus bringt uns Jude» ins Schlamassel; es ist, meschugge zu werden.

Der Erzbischof vo» Canterbury hat erklärt, die bolschewistische
Revolution sei eine moralische Revolution gewesen.

Gerade so moralisch wie diese Erklärung.

Die innere Schuld Großbritanniens ist im Kriege von drei Mil-
liarden auf 17 Milliarden Pfund gestiegen. Es kommen also auf
den Kopf der Bevölkerung 362 Pfund.

Darum lassen auch viele Engländer die Köpfe hängen.

*

Die anglo-amcrikanischen Besatzungstruppen haben in Süditalicn
alle Radio- und Photoapparate beschlagnahmt.

Run ja, wegen des Benehmens der Besatzungstruppen vergeht
den Leuten dort ohnehin Lören und Sehen.

1-

Frau Roosevelt hat verlangt, daß auf der einstigen Friedens-
konferenz auch die Reger vertreten sein sollen; wenigstens ein Reger
müsse am Konferenztisch über den Frieden der Welt mitbestimmen.

Da viele Reger berühmte Namen aus der amerikanischen Ge-
schichte tragen, könnte man ja einen George Washington delegieren.
And wenn bei dieser oder jener Frage die Meinungen beinahe gleich
geteilt sind, würde vielleicht die Stimme des Negers den Ausschlag
geben.

295