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Zeichnung von M. Clans

Der Betrlebsunterhalter

abermals, aber mit Lautstärke zwölf. Die Privatsekretärin nebenan
in ihrer Koje hörte auf zu tippen. — „Nun vielleicht der Löwe?"
sagte der Mann drinnen gerade diensteifrig und brüllte los. Die
Lampe begann zu schwanken, so stabil sie war. Die Scheibe» bebten.
In der Tür erschien die Privatsekrctärin, einen Stenoblock in der
Land, aber ohne Absicht zu schreiben, sie wollte bloß sehen, hören
und staunen. Es tat sich auch die Äaupttür auf, und der Teilhaber,
Lerr Tröltsch, marschierte ein. Er machte runde Augen wie ein
Kind, das vom Weihnachtsmann hat sprechen hören. Der Besucher
machte diesem Lerrn, wie übrigens auch der Dame, eine graziöse
Verbeugung und meinte zu Lerr» Gisecke hin: „Jetzt der Elefant."
And trompetete in die Landschaft, daß alle drei Zuhörer sich die
Ohren zuhielten. Rasch sprang der Künstler zur Giraffe über, dann
zum Nashorn, darauf zu den Affen. Bei der Giraffe war der Ober-
ingenieur, beim Nashorn der Oberbuchhalter einpaffiert, und bei
den Affen kamen nacheinander der Betriebsleiter, der Anzeigenchef,
der Personalleiter und, ganz abgehetzt, weil er in einer anderen
Etage gewesen war, der erste Korrespondent. Lerr Gisecke hatte
einen Anlauf genommen, der Szene einen Vorhang üverzuwerfen.

doch der Artist halte das, feinfühlend, wie er in seiner Praxis ge-
worden war, gewittert und kam dem zuvor durch die geschwinde
Ankündigung: „Nun mal ein Parterreakt!" And schon machte er
den Landstand auf der Lehne von Lerrn Giseckes Sessel und be-
wegte ihn unter seiner Körperlast in kurzen Rucken schrittartig durch
das Zimmer. Lerr Tröltsch, der längst lächelte, rührte die Lände
und rief halblaut: „Bravo!" Da glättete sich auch die Miene des
Lerr» Gisecke, denn Lerr Tröltsch war sein wirklicher Freund, und
Differenzen suchten sie allerwege zu vermeiden. Das Auditorium
hatte sich noch um einige Personen vermehrt, die in einem Chefbüro
sonst nicht das Geringste zu suchen hatten. Diesmal hatten sie einen
Vorwand ausgeknobelt, der vielleicht lächerlich war, aber wenigstens
erfuhren sie doch, welcher Zirkus hier beim eilten gespielt wurde.

Da machte Gisccke der Sache kurz entschlossen ein gutes Ende.
„Lerr Doktor," bat er de» Chefingenieur, „wollen Sie unseren,
Gaüdarsteller mit ein paar Worten sagen, was ein Betriebsunter-
halter wirklich ist?"

Der Ingenieur tat es; gesenkte» Kopfes hörte der Mann der
unterhaltsamen Künste zu. Dann hob er das Laupt und sagte be-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Frage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5135, S. 315
 
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