14 Gambrinias.
(Fortsetzung.)
III. Gesang.
Wie König Gambrinus auf dem Throne sitzt und Rath hält.
/Pf "fl
Im reichgcschmücktcn Saale da sah der Held Gambrin,
Wie prangt er im Ornate, in Sammt und Hermelin! 75
Den Scepler in der Rechten, am Haupt die giild'ne Krön',
; Ein Humpen frischen Bieres stand links auf seinem Thron'!
i Der war mit güld'nen Leisten und Buckel reich verziert,
Des Königs Lieblingswappen im Schild' er oben führt.
| Zur Linken und zur Rechten auf Säulcnschaftcn sitzt
- Ein Löw' und Hirsch, gar kiinstlich aus Elfenbein geschnitzt;
Der Bock im Frontispice schloß die symbol'schc Terz.
Im Fußgestelle prangten aus reinstem Silbererz ’
Durch Meisterhand vollendet vom Fuße bis zum Kopf
Ein Paar Carhatidcn — Haarbeutel und der Zopf. 85
Dahinter eine Tafel gesenket in die Wand,
Der Bräuerkunst Mysterium in Mitte hierauf stand.
Zu beiden Seiten las man in Lettern pur von Gold —
Die wackern Namen Aller, die dem Gewerke hold.
Hier waren sie geschrieben — je nach der Qualität; 90
Die Zunft der Münchner Brauer an aller Anfang steht.»—
So saß der Held Gambrinus auf seiner Väter Thron,
Hieß da zusammenkommen die Großen seiner Krön';
Und als er so befohlen, da kamen auf sein Wort
Die Mannen hergezogcn von Süden und von Nord: 95
Voran Herr Bock als Fiedler, des Königs lust'ger Rath,
Ein Sachse, aber säßig zu München in der Stadt.
An seiner grünen Seite ein edeler Cumpan,
Braunbier aus München, dem es noch keiner vorgethan!
Am Hute die Citrone hieraus der Schwabe kam, 100
Noch triefend von dem Wasser, da er den Lech durchschwamm.
Ihm folgt mit ernster Miene das sinnigste Gebrau,
Der Großcomlhur des Reiches — St. Salvator aus der Au;
Daraus Jungfräulcin Gose und M e i st e r Puff aus Hall,
Braun schweizer Mumme trippelt daneben allzumal; 105
Aus Brandenburger Landen Herr Mord und T o d t s ch l a g kam,
Wie schaut er d'rein so grimmig — der Recke, sonst so zahm!
Da war in deutschen Landen kein Markt und keine Stadt,
Die ihren Teputirten nicht abgcordnct hat,
Aus Halberstadt und Jena, aus Marburg und aus Kehl, 110
Ja — Lübeck selbst, das freie, schickt seinen Israel.
Doch — eh' es ging zum Rathe, da hielten sic Gelag,
Daß man in fernen Landen noch lange davon sprach,
Von all' dem Staat und Aufwand, von Speis' und Lustbarkeit,
Davon des Königs Säle verhallten weit und breit. 115
Denn also ward's gehaltm zu allen Zeiten gleich,
Daß man zuerst gegessen im heil'gen deutschen Reich,
Eh' man zum Consulliren und zum Berathen ging,
Düwcil ein leerer Magen sei gar ein arges Ding.
lind aber — nach zwölf Monden und einen vollen Tag 120
Fand man, daß oausa belli ganz klar am Lichte lag!
80
(Fortsetzung.)
III. Gesang.
Wie König Gambrinus auf dem Throne sitzt und Rath hält.
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Im reichgcschmücktcn Saale da sah der Held Gambrin,
Wie prangt er im Ornate, in Sammt und Hermelin! 75
Den Scepler in der Rechten, am Haupt die giild'ne Krön',
; Ein Humpen frischen Bieres stand links auf seinem Thron'!
i Der war mit güld'nen Leisten und Buckel reich verziert,
Des Königs Lieblingswappen im Schild' er oben führt.
| Zur Linken und zur Rechten auf Säulcnschaftcn sitzt
- Ein Löw' und Hirsch, gar kiinstlich aus Elfenbein geschnitzt;
Der Bock im Frontispice schloß die symbol'schc Terz.
Im Fußgestelle prangten aus reinstem Silbererz ’
Durch Meisterhand vollendet vom Fuße bis zum Kopf
Ein Paar Carhatidcn — Haarbeutel und der Zopf. 85
Dahinter eine Tafel gesenket in die Wand,
Der Bräuerkunst Mysterium in Mitte hierauf stand.
Zu beiden Seiten las man in Lettern pur von Gold —
Die wackern Namen Aller, die dem Gewerke hold.
Hier waren sie geschrieben — je nach der Qualität; 90
Die Zunft der Münchner Brauer an aller Anfang steht.»—
So saß der Held Gambrinus auf seiner Väter Thron,
Hieß da zusammenkommen die Großen seiner Krön';
Und als er so befohlen, da kamen auf sein Wort
Die Mannen hergezogcn von Süden und von Nord: 95
Voran Herr Bock als Fiedler, des Königs lust'ger Rath,
Ein Sachse, aber säßig zu München in der Stadt.
An seiner grünen Seite ein edeler Cumpan,
Braunbier aus München, dem es noch keiner vorgethan!
Am Hute die Citrone hieraus der Schwabe kam, 100
Noch triefend von dem Wasser, da er den Lech durchschwamm.
Ihm folgt mit ernster Miene das sinnigste Gebrau,
Der Großcomlhur des Reiches — St. Salvator aus der Au;
Daraus Jungfräulcin Gose und M e i st e r Puff aus Hall,
Braun schweizer Mumme trippelt daneben allzumal; 105
Aus Brandenburger Landen Herr Mord und T o d t s ch l a g kam,
Wie schaut er d'rein so grimmig — der Recke, sonst so zahm!
Da war in deutschen Landen kein Markt und keine Stadt,
Die ihren Teputirten nicht abgcordnct hat,
Aus Halberstadt und Jena, aus Marburg und aus Kehl, 110
Ja — Lübeck selbst, das freie, schickt seinen Israel.
Doch — eh' es ging zum Rathe, da hielten sic Gelag,
Daß man in fernen Landen noch lange davon sprach,
Von all' dem Staat und Aufwand, von Speis' und Lustbarkeit,
Davon des Königs Säle verhallten weit und breit. 115
Denn also ward's gehaltm zu allen Zeiten gleich,
Daß man zuerst gegessen im heil'gen deutschen Reich,
Eh' man zum Consulliren und zum Berathen ging,
Düwcil ein leerer Magen sei gar ein arges Ding.
lind aber — nach zwölf Monden und einen vollen Tag 120
Fand man, daß oausa belli ganz klar am Lichte lag!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gambrinias"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 26, S. 14
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg