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Zeichnung von M. Claus

Abzug „Leute spielt der Junge ja immer nur mit einer Land, Lerr Meier —
diese Stunde kostet doch hoffentlich nur die Lälfte?"

Juwelenraub

dem denkwürdigen Vorfall, „sie gab an, mit ihrem Vater im Lotel
zu wohnen und ein Schmuckstück kaufen zu wollen, das sie vor ein
Paar Tagen in meiner Auslage gesehen hatte. Ich hatte zunächst
kein Bedenken, ihr den wertvollen Schmuck vorzulegen, öffnete mein
Safe und nahm die einzelnen Stücke heraus. Bald aber machte mich
ihre nervöse Art stutzig, umsomehr, als sie plötzlich erklärte, kein
Geld bei sich zu haben, und den Schmuck unbedingt sofort mitnehmen
wollte.

Meine Begleitung ins Lotel lehnte sie strikt ab. Als ich darauf
bestand, griff sie empört und hastig nach ihrer Landtasche und wollte
mein Geschäft verlassen. Ich bat sie, zu bleiben, bis ich mich überzeugt
hätte, daß alle dem Safe entnommenen Schmuckstücke vorhanden
wären. Nicht umsonst hatte ich ja meinen Verstand an krimina-
listischen Romanen geschärft, ich hatte es unzählige Male schwarz
auf weiß gelesen, wie gern Schmuckstücke in der Last des plötzlichen
Aufbruches verschwinden. Ich beharrte also ziemlich barsch auf meinem
Standpunkt, als sich die Tür öffnete und ein Offizier in der Aniform
eines fremden Staates nieinen Laden betrat.

„Vincent! Äelfen Sie mir! Man hat mich beleidigt!", ries die
lunge Gräfin leidenschaftlich und e.lte auf den Offizier zu. Der

Offizier sah mich einen Augenblick an, dann fragte er: „Wollen Sie
mir eine Erklärung geben, mein Lerr?" Ich gab sie ihm. Er fand
für meine Lage Verständnis. „Ich kenne die Gräfin Remy," sagte
er nur, „ich war oft Gast im Schlosse ihres Vaters. Vertrauen Sie
ihr ruhig den Schmuck an. Genügt Ihnen mein Wort als Offizier?"

Ich bedauerte. Von falschen Uniformen hatte ich zu viel gelesen.
„Ich habe nicht den Vorzug, Sie zu kennen," sagte ich kurz. Er
warf seine Legitimation auf den Tisch. Es war ein bekannter Name,
von der Gesandtschaft bestätigt. Ohne nieine Antwort abzuwarten
händigte er der Gräfin den Schmuck aus und führte sie zur Tür.

„Wann darf ich Sie hier wieder erwarten?"

„In spätestens fünf Minuten bin ich zurück."

Der Offizier küßte ihr die Land und kam zu mir zurück.

„Ich warte inzwischen als Pfand bei Ihnen," sagte er.

Was blieb mir übrig? Ich wußte, ich saß in einer Falle. Ich
kannte dieses alte abgekartete Spiel, ich hatte es unzählige Male
gelesen. Aber mir waren die Lände gebunden. Es konnte ebensogut
wahr sein, die Aniform konnte echt sein, ich konnte es mir nicht leisten,
den guten Ruf meiner Firma aufs Spiel zu setzen. Ich versuchte
daher, die Peinlichkeit der Lage zu überbrücken. Der Offizier kam
mir dabei entgegen, zog seine goldene Tabatiere aus der Tasche

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Abzug"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Klavier
Klavierunterricht
Klavierlehrer

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5137, S. 5137_015

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