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TaufchhanÖel

Lerr Theo Bünzlein hatte von seiner Tante Veronika einen Fox-
terrier weiblichen Geschlechtes und überdies fünftausend Mark mit
der Auflage geerbt, die Zinsen hievon zur Fortzüchtung der edlen
Rasse zu verwenden, wofür ihm nach Verbreitung Fifis in fünfhundert
Exemplaren Kapital und Zinsen zu persönlicher Verfügung stehe» sollte.

Lerr Theo Bünzlein war Junggeselle, lebte unter der gemieteten
Terrorherrschaft von Frau Knorpel und durfte es nicht wagen, die
heiligen Plüschräume zum Zweck der von Tante Veronila ausge-
tragenen Fortpflanzung zu entweihen. Er mußte daher Fifi in eine
Luudepension geben, wo Tante Veronikas letzter Wille sich unbe-
anstandet vollziehen ließ.

Rach Ablauf der von der Natur gesetzten Frist brachte Fifi
acht niedliche Geschöpfchen ihrer Gattung zur Welt. Um diese Zeit
hatte infolge der-kriegsbedingten Verknappung aller Waren eine
neue Aera wirtschaftlichen Tauschverlehrs begonnen. Wer etwas
entbehren konnte, tauschte es gegen etwas, das er notwendig brauchte.
Lerr Bünzlein hatte plötzlich entbehrliche Sachwerte im Ueberfluß,
acht an der Zahl, gegen die sich andere Gegenstände einhandeln
ließen. Er inserierte sein Lundepack und erhielt dafür angeboten:
Zwei Bettvorleger, eine weibliche Skihose, eine Weckeruhr, eine elek-
trische Kochplatte, einen Tirolerhut, ein paar grüne Damenhalbschuhe,
eine Krusepuppe und fünf leere Marmeladeeimer. Wenn auch Lerr
Bünzlein trotz offenkundigen Warenhungers für einige dieser Gegen-
stände keinen dringenden Bedarf hatte, so erstand er sie doch samt
und sonders. Sachwert ist Sachwert, sagte er sich, was man ein-
tauschen kann, kann man auch wieder austauschen. In Lerrn Bünz-
lein steckte zweifellos ein großer Wirtschafter.

Etliche Monate, nachdem Fifis Nachkommenschaft in Sachwerte
umgewandelt war, bescherte sie Lerrn Bünzlein wieder mit einem
Läuflein Tauschobjekten, diesmal sechs an der Zahl. Der große Wirt-

„Den Winterschlaf verbringt der Bär in einer Löhle, wobei
er bedeutend abmagert."

„Das muß ein recht strenger Winter gewesen sein, GroßvaterI"


Des Juden Nachkriegs-Traum

schafter behielt davon zwei Weibchen zur Züchtung neuer Tausch-
güter zurück, die übrigen tauschte er in eine Windjacke, eine Man-
doline, ein Faltboot und fünf Kochtöpfe um. Im nächsten Jahr be-
dachten ihn seine drei Weibchen mit dreißig kleinen Terriers. Dafür
erstand er in systematischem Austausch des Eintausches zu guter Letzt
ein Küchenbüffet, eine eiserne Bettstelle, einen Schreibtisch, zwei
Korbsessel, ein paar Reitstiefel, eine Kinderbadewanne, zwei Nacht-
kästchen. Wohlweislich hatte er wieder zwei Weibchen zur groß-
zügigen Vermehrung seiner Tauschgüter zurückbehalten. Damit er-
zielte er im nächsten Jahr zweiundfünfzig Tauschobjekte. Sie brachten
ihm in geduldigem Warengiro eine halbe Wohnzimmereinrichtung,
einen Schlafdivan, ein weibliches Morgen- und Abendkleid, etliche
Küchenhandtücher, ein Leizkissen, eine Wiege, ein elektrisches Bügel-
eisen, drei Oeldrucke und zwei Maßkrüge ein.

Lerr Bünzlein war an Sachwerten reichbegütert, war eine gute
Partie geworden. Nachdem er seine 94 Lunde angeboren, bot er sich
selber an. „Ich bin," inserierte er, „Besitzer von zwei Bettvorlegern,
einer Damenskihose, einer elektrischen Kochplatte, eines Tiroler Lutes,
einer Mandoline, eines Faltbootes, einer eisernen Bettstelle, eines
Küchenbüffets, zweier Korbsessel, einer Kinderbadewanne, eines
halben Wohnzimmers, eines Leizkissens, zweier Maßkrüge, eines
guten Wuchses, einer anständigen Gesinnung und eines verträglichen
Charakters und suche hiezu das geeignete weibliche Gegenstück." Es
boten sich enorm viele Gegenstücke an, er wählte unter ihnen eine
Dame mit einem leeren Wochenendheim, bei der er seine Sachgüter
lebenslänglich einstellen konnte.

Lier errichtete er mit den klr- und Arurenkeln Fifis auf erehe-
lichtem Grund und Boden eine Kundezuchtanstalt und hofft durch
Großerzeugung von Tauschobjekten bald eine herrschaftliche Villa
sein zu nennen. F.

,7
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Den Winterschlaf verbringt der Bär in einer Höhle, wobei er bedeutend abmagert" "Des Juden Nachkriegs-Traum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Rainer, Sigi
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
Höhlenbär
Antisemitismus
Juden

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5137, S. 5137_017

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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