Ein neues Lied.
Da sieht man Schlangen, sieht man Nattern
Hoch schwingen mit entfleischten Händen
Herauf, herab, und quer und krumm
Ihre Schüler an der Nase herum.
Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden,
Die Rechte hält das Elfenbein,
Und gellende Hörner schallen darein
Und erfüllen die Seele mit Grausen.
Umwandelnd des Theaters Rund,
Die Wirbelwinde sausen,
Und stille wird's über dem Wafferschlund.
Und über dem Theater hin
Zwei Wandrer sieht man die Straße ziehn
Zu des Vaters Freudenblick,
In des keuschen Mädchens Arm zurück.
Und als sie traten in's Kämmerlein,
Da sprach der edle Gras Garein:
„Die Lerche war's, nicht die Nachllgall,
Stoßt an mit dem Glücke von Edenhall!"
Er stand aus seines Daches Zinnen,
Die rüstigste der Wäscherinnen
Reicht' ihm lächelnd den Pokal.
Und außen, horch! geht's trab, trab, trab,
Die Scene wird zum Tribunal
Und der Todtengräber gräbt ein frisches Grab.
Er trägt ein kleines Hütchen, er trägt ein einfach Kleid,
Bis er die Schwester dem Gatten gefreit.
Die Cither ruht in seiner Linken,
Doch seinem Arm wird sie zu schwer,
Er sieht sie stürzen, trinken
Und sinken tief in's Meer.
Heftig saßt er sie mit weichen Armen,
Die jetzt für ihn bittet mit weichem Erbarmen.
Doch eine Würde, eine Höhe entfernte die Vertraulichkeit,
Wo in düstrer Einsamkeit
Ein Regenstrom aus Felsenriffen,
Gelocket von der Spiele Pracht
Den schwarzen Thäter kenntlich macht.
Da crgreift's ihm die Seele mit Himmelsgewalt,
Und sie sprach zu ihm, und sang zu ihm:
„Lebe wohl, du schöner Wald,
Ade nun, ihr Berge, du väterlich Haus,
Wenn das Herz im Leibe zersprungen, gehn die Lieder
nach Haus.
Ich ziehe rüstig meiner Straßen,
Bald wird der Trompeter blasen.
Dann Jäger schwingt's Gefieder,
Denn Bettler werden Fürstenbrüder
Und böse Menschen haben keine Lieder."
155
Aus den populären Vorträgen des Professors
»r. Regenpfeifer
„©ewig ist Niemand in der verehrten Versammlung zu
bestreiten geneigt, daß Sparsamkeit der eigentliche fette Marsch-
boden ist, in dem die kostbare Pflanze einer geordneten, in
sich befriedigten Häuslichkeit am besten gedeiht, und daß es
recht eigentlich die vornehmste Ausgabe der Hausfrau ist, sich
j ^re ^l>ung nach allen Seiten hin zur strengsten Pflicht
zu machen.
Wahrhaft erhebend aber ist es, zu beobachten, daß eine
! Hausfrau durch fortgesetzte Aufmerksamkeit sich in der Kunst
! der Wirthschaftlichkeit auf eine so hohe Stufe zu erheben ver-
mag, daß sie selbst dort noch etwas zu erübrigen weiß, wo der
Ununterrichtete blos die baaren nackten Auslagen zu erblicken
glaubt.
Da ist zum Beispiel die Frau des Calculators Tipfel-
! berger ein wirklich merkwürdiges Muster von Wirthschaftlichkeit;
i die denkt auf Alles; — wenn sie aus den Ball geht, (und sie
laßt keinen aus), schickt sie ihren Mann bei Zeiten um den Wa-
gen fort, und wenn er damit zurückkommt, so wartet sie schon
: am Hausthor, damit sie ihm den Weg in den dritten Stock
erspart."
Das kluge Dienstmädchen.
Frau. „Höre, Christel, gehe einmal zur Frau Oekono-
mieinspektor Bullrich und lade sie auf Morgen zu einer Tasse
Kaffee bei mir ein. Hast Du's verstanden?"
Dienstmädchen. „Ja wohl, Madame."
Frau. „Nun, bist Du bei Madame Bullrich gewesen?
Was sagte sie denn?"
Dienstmädchen (schüchtern). „Ja, ich bin dort gewe-
sen, aber —
Frau. „Nun?"
Dienstmädchen. „Ja aber nehmens nicht übel Madame,
Sie sagten, ich sollte sie zu einer Tasse Kaffee einladen, das
kann doch Ihr Ernst nicht sein, das ist doch zu wenig, ich habe
sie zu drei Tassen eingeladen."
Die Aehnlichkeit.
Achbauer. „Du Scppel, weißt Du, was der Weg-
weiser da für eine Aehnlichkeit mit unserm Herr Lehrer hat?"
Seppel. „Nein, ich kann's mir nit denken."
Achbauer. „Ru, so siechst' es halt; all zwei zeigen uns
den rechten Weg, aber keiner geht 'n selber."
Falsche Spekulation.
Bettler. „Euer Gnaden, schenken S' mir etliche Gul-
den, mir geht's gar so schlecht, ich bet' schon fleißig für Sie,
damit Sie recht Glück haben und noch reicher werden!"
Banquier: Mein lieber Freund! ich glaube, daß Ihr
im Himmel nicht genug Credit habt!"
20*
Da sieht man Schlangen, sieht man Nattern
Hoch schwingen mit entfleischten Händen
Herauf, herab, und quer und krumm
Ihre Schüler an der Nase herum.
Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden,
Die Rechte hält das Elfenbein,
Und gellende Hörner schallen darein
Und erfüllen die Seele mit Grausen.
Umwandelnd des Theaters Rund,
Die Wirbelwinde sausen,
Und stille wird's über dem Wafferschlund.
Und über dem Theater hin
Zwei Wandrer sieht man die Straße ziehn
Zu des Vaters Freudenblick,
In des keuschen Mädchens Arm zurück.
Und als sie traten in's Kämmerlein,
Da sprach der edle Gras Garein:
„Die Lerche war's, nicht die Nachllgall,
Stoßt an mit dem Glücke von Edenhall!"
Er stand aus seines Daches Zinnen,
Die rüstigste der Wäscherinnen
Reicht' ihm lächelnd den Pokal.
Und außen, horch! geht's trab, trab, trab,
Die Scene wird zum Tribunal
Und der Todtengräber gräbt ein frisches Grab.
Er trägt ein kleines Hütchen, er trägt ein einfach Kleid,
Bis er die Schwester dem Gatten gefreit.
Die Cither ruht in seiner Linken,
Doch seinem Arm wird sie zu schwer,
Er sieht sie stürzen, trinken
Und sinken tief in's Meer.
Heftig saßt er sie mit weichen Armen,
Die jetzt für ihn bittet mit weichem Erbarmen.
Doch eine Würde, eine Höhe entfernte die Vertraulichkeit,
Wo in düstrer Einsamkeit
Ein Regenstrom aus Felsenriffen,
Gelocket von der Spiele Pracht
Den schwarzen Thäter kenntlich macht.
Da crgreift's ihm die Seele mit Himmelsgewalt,
Und sie sprach zu ihm, und sang zu ihm:
„Lebe wohl, du schöner Wald,
Ade nun, ihr Berge, du väterlich Haus,
Wenn das Herz im Leibe zersprungen, gehn die Lieder
nach Haus.
Ich ziehe rüstig meiner Straßen,
Bald wird der Trompeter blasen.
Dann Jäger schwingt's Gefieder,
Denn Bettler werden Fürstenbrüder
Und böse Menschen haben keine Lieder."
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Aus den populären Vorträgen des Professors
»r. Regenpfeifer
„©ewig ist Niemand in der verehrten Versammlung zu
bestreiten geneigt, daß Sparsamkeit der eigentliche fette Marsch-
boden ist, in dem die kostbare Pflanze einer geordneten, in
sich befriedigten Häuslichkeit am besten gedeiht, und daß es
recht eigentlich die vornehmste Ausgabe der Hausfrau ist, sich
j ^re ^l>ung nach allen Seiten hin zur strengsten Pflicht
zu machen.
Wahrhaft erhebend aber ist es, zu beobachten, daß eine
! Hausfrau durch fortgesetzte Aufmerksamkeit sich in der Kunst
! der Wirthschaftlichkeit auf eine so hohe Stufe zu erheben ver-
mag, daß sie selbst dort noch etwas zu erübrigen weiß, wo der
Ununterrichtete blos die baaren nackten Auslagen zu erblicken
glaubt.
Da ist zum Beispiel die Frau des Calculators Tipfel-
! berger ein wirklich merkwürdiges Muster von Wirthschaftlichkeit;
i die denkt auf Alles; — wenn sie aus den Ball geht, (und sie
laßt keinen aus), schickt sie ihren Mann bei Zeiten um den Wa-
gen fort, und wenn er damit zurückkommt, so wartet sie schon
: am Hausthor, damit sie ihm den Weg in den dritten Stock
erspart."
Das kluge Dienstmädchen.
Frau. „Höre, Christel, gehe einmal zur Frau Oekono-
mieinspektor Bullrich und lade sie auf Morgen zu einer Tasse
Kaffee bei mir ein. Hast Du's verstanden?"
Dienstmädchen. „Ja wohl, Madame."
Frau. „Nun, bist Du bei Madame Bullrich gewesen?
Was sagte sie denn?"
Dienstmädchen (schüchtern). „Ja, ich bin dort gewe-
sen, aber —
Frau. „Nun?"
Dienstmädchen. „Ja aber nehmens nicht übel Madame,
Sie sagten, ich sollte sie zu einer Tasse Kaffee einladen, das
kann doch Ihr Ernst nicht sein, das ist doch zu wenig, ich habe
sie zu drei Tassen eingeladen."
Die Aehnlichkeit.
Achbauer. „Du Scppel, weißt Du, was der Weg-
weiser da für eine Aehnlichkeit mit unserm Herr Lehrer hat?"
Seppel. „Nein, ich kann's mir nit denken."
Achbauer. „Ru, so siechst' es halt; all zwei zeigen uns
den rechten Weg, aber keiner geht 'n selber."
Falsche Spekulation.
Bettler. „Euer Gnaden, schenken S' mir etliche Gul-
den, mir geht's gar so schlecht, ich bet' schon fleißig für Sie,
damit Sie recht Glück haben und noch reicher werden!"
Banquier: Mein lieber Freund! ich glaube, daß Ihr
im Himmel nicht genug Credit habt!"
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