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Fliegende Blätter — 3.1846 (Nr. 49-72)

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Nr. 63
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https://doi.org/10.11588/diglit.2125#0120
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116

Das Gastmahl der Katzem

Die nimmer fürchten der Hausfrau Wuth,

Wenn sie lechzt mit dem Besen nach ihrem Blut,
Die, wenn der Besen schon nieder will schlagen,
Einen Braten noch ans der Küche tragen.

Sie leben hoch! —

Donnernd hallte das Lebehoch durch den
Saal — daS Orchester nahm die Pauken zum
Riesentusch bedeutend in Anspruch, — Hierauf
baten eine emancipirte verwittwete Katze (ihr
Mann war Dichter gewesen) nebst einem jungen,
studirenden Kater, ihrem heimlichen Liebhaber,
der fich in den Ferien bei seinen Eltern aufhielt, i
um die Erlaubniß, ein Duett aus einer eben
erschienenen Oper vortragen zu dürfen. Gern
gestattete dies das ästhetische Katzenhausener
Publikum, und die Wiltwe begann, nachdem
sie sich mehrmals mit ihrem rosenrolhen Züngel-
chen über die bärtigen Lippen gefahren war und
ihrem Leibfuchse einen Blick mit Allerlei zuge-
wvrfen, unter zartem Erröthen:

Denkst du daran, mein tapfrer Waffenbruder,

Als ich dereinst auf unsres Hauses Dach
Bor eurer Schaar ein ganzes Rattenfuder
Getödtet Hab' mit einem Heldenfchlag;

Denkst du daran, als wir sie dann verzehrten
I» einer Bodenkammer, eng und klein,

Und pfeilgeschwind mit wüthigen Geberden
Ein biß'ger Spitz zur Thüre brach herein?

Die Sängerin warf schämig die Blicke zu
Boden — und der junge Sänger trat vor mit
einer von Liebe und Wein purpurn gefärbten
Nasenspitze. Er hüstelte ganz leise, weil ihm
ein Spatzenpfötchen in der Kehle stecken geblie-
ben war, und flötet« dann:

Denkst du daran, als wir im Hühnerstalle
Einst auch versuchte» unsrer Tatzen Glück,

Als du schon eine hieltest in der Kralle

Und fie bcschaut'st mit trnnknem Siegerblick!
Wie daun urplötzlich von der Hühnerstange
Der große Hahn gar wüthig kam herab,

Dich grimmig zwickte mit des Schnabels Zange
Und mit den Flügeln steile Quarten gab?


In allen Bärten perlten Thränen der Rührung, des Mitleids und der
Buch. — Ein grauer Kater bat um'S Wort und entflammte in einer be-
zeisterten Rede die Tafelrunde zur furchtbarsten Rache an dem Geschlecht« der
Hatten, und Alle schwangen sie wild die Schwänze und legten sie dann kreuz-
weis zum Zeichen der Verschwörung über einander. Der Moment war zu
seierlich, als daß sie sich durch eine Ratte, die eben mit Todesahnung über den
Saal rannte, stören lassen konnten. — Die Begeisterung schnellte kurz darauf
einen andern alten Herrn trotz einem Gummiballe von seinem Sessel und ließ
ihn in folgenden Toast ausbreche».

E« leben dle Katzen allzumal,

Die alten ond jungen, allüberall,

Die gute Bürte und Schwänze haben.

Sich geru an dampfendem Blute laben.

Die immer munter, und immer schlau
Stehlen die Vögel auf grüner Au,

Durch'- kleinste Loch fich schmiegen und biegen
Und pfeilgeschwind aizf dem Bauche kriechen,

Die fich klammern mit scharfen und spitzen Krallen
An steile Wün^e und doch nicht fallen.

(Schluß folgt.)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Gastmahl der Katzen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Lautenspiel
Weinen <Motiv>
Karikatur
Katze <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Laute

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 63, S. 116
 
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