Der Psingstkönig.
tcn sich insgeheim gar eifrig nach den Umständen des jungen
Mannes, denn sie sahen cs nicht ungerne, wenn er idren
Töchtern seine Aufwartung machte, und vertrauten Freundinnen
theilte man andeutungsvoll die Möglichkeit mit, daß er ernste
Absichten hege.
Solche Andeutungen bleiben gewöhnlich nicht verschwiegen,
| und der alte Karpüthy begann seltsame Anfälle zu bekommen;
j oft geschah es, daß er in den ernsthaftesten Gciellschastcn plötz-
lich laut auflachtc, wenn cs ihm nehmlicb cinsiel, daß der ge-
feierte Kavalier, da das neue Psingften immer näher heran-
rücktc, in einigen Tagen sein Hajduck sein werde, und waö
das für Uebcrraschung und grenzenlosen Spaß geben ;oll!
Manchmal setzte er sich Nachts im Bette auf, um zu lachen;
ja einmal brach er mitten in der RcichStagsptzung, als eben
sehr viele Damen auf der Gallerte waren, und unter der unten-
stehenden Jugend am meisten seinen Mischka bclorgnettirtcn,
gerade beim Verlesen des Protokolls in hclllautcs Gelächter
aus, so daß er darüber der parlamentarischen Strafe vcrsicl
und „Aktion" bekam. Er zahlte aber seine Geldbuße, das
„Birsagium" sogleich und zwar doppelt, weil er gar nicht mehr
aus dem Lachen kommen konnte!
Endlich brach der schöne Tag an, — die Pfingsten waren
da. Karpüthy veranstaltete im Aupark zu Prcßburg ein kost-
bares Souper, zu welchem er alle Diejenigen einlud, die mit
Mischka bekannt waren, alle Kavaliere, die mit ihm gespielt
und Bruderschaft getrunken, alle Damen, von denen man
wußte, daß sie den hübschen Jungen gern sahen. Welch
prächtiger Spaß sollte cs sein der Gesellschaft den pcgrcichcu ,
Helden als Bedienten vorzustcllcn. Herr von Karpüthy hätte
diesen Spaß nicht für ein Gut hcrgcgebcn! (Schtuß folgt.) >
Die grausige Mähr von den verschwundenen
Knappen.
Einst hausetc im Sackscnland
Ein wilder Rittersmann,
Herr Hans von Ehrcnbold genannt,
Hört die Geschichte an!
Gefürchtet war er und gehaßt
Von jedem Bürger schier,
Weil er sein "Geld und Gut verpraßt'
Und trinken könnt' für Vier.
Auf einem alten, öden Schloß
Im Walde haust' der Wicht
Und oft, aus schwarzem Tcusclsroß,
Ritt er durch'S Dämmcrlickt.
Als einst durch Dämmerlicht er ritt
Sah er ciu' holde Maid,
Er nahm sic in sein Schloß sich mit,
Ob sie auch weint und schreit.
Ihr Vater war ein Bauersmann,
Der hört ihr Klaggeschrei,
Die Nachbarn ruft er all' heran
Mit Waffen mancherlei.
Die grausige Ni ähr re.
Nach eilen sic dem Ungcthüm
Zu rächen solche Schmach,
Doch eben wirft man hinter ihm
DaS Gittcrthor zu, Krack!
Sie rütteln d'ran in blinder Wuth,
Er aber höhnt ihr Dräu'n,
Und schleppt in's Schloß mit kaltem Blut
Das holde Mägdelein.
Nicht ferne wohnt in guter Ruh
Ein Ritter fromm und hold,
Dem bringet man die Mähre zu
Vom wilden Ehrcnbold.
DaS Mägdelein, das da geraubt
Der Ritter liebt cs baß,
In Wuth und Zorn er furchtbar schnaubt
Und wirft sich in Küraß.
Zwölf Knappen ruft er dann herfür,
Sic wappnen sich in Eil' —
Zu sah'n ihn wie ein wildes Thier,
Thcilt er sic in sechs Thcil'.
Dann ziehen sic bei Frührothschein
Wohl zu dem Wald hinaus,
Und ihrer zwei schickt er hinein
Ob sic ihn spüren aus.
Doch von dem tapfer» Knappcnpaar
Kehrt keiner ihm zurück,
Und allen andern wird cs klar,
Sic traf ein Mißgeschick.
Und wiederum der Knappen zwccn
Schickt er zum Kampfe aus;
Doch nicht mehr waren sie zu sch'n,
Die andern packt ein Graus.
3*
tcn sich insgeheim gar eifrig nach den Umständen des jungen
Mannes, denn sie sahen cs nicht ungerne, wenn er idren
Töchtern seine Aufwartung machte, und vertrauten Freundinnen
theilte man andeutungsvoll die Möglichkeit mit, daß er ernste
Absichten hege.
Solche Andeutungen bleiben gewöhnlich nicht verschwiegen,
| und der alte Karpüthy begann seltsame Anfälle zu bekommen;
j oft geschah es, daß er in den ernsthaftesten Gciellschastcn plötz-
lich laut auflachtc, wenn cs ihm nehmlicb cinsiel, daß der ge-
feierte Kavalier, da das neue Psingften immer näher heran-
rücktc, in einigen Tagen sein Hajduck sein werde, und waö
das für Uebcrraschung und grenzenlosen Spaß geben ;oll!
Manchmal setzte er sich Nachts im Bette auf, um zu lachen;
ja einmal brach er mitten in der RcichStagsptzung, als eben
sehr viele Damen auf der Gallerte waren, und unter der unten-
stehenden Jugend am meisten seinen Mischka bclorgnettirtcn,
gerade beim Verlesen des Protokolls in hclllautcs Gelächter
aus, so daß er darüber der parlamentarischen Strafe vcrsicl
und „Aktion" bekam. Er zahlte aber seine Geldbuße, das
„Birsagium" sogleich und zwar doppelt, weil er gar nicht mehr
aus dem Lachen kommen konnte!
Endlich brach der schöne Tag an, — die Pfingsten waren
da. Karpüthy veranstaltete im Aupark zu Prcßburg ein kost-
bares Souper, zu welchem er alle Diejenigen einlud, die mit
Mischka bekannt waren, alle Kavaliere, die mit ihm gespielt
und Bruderschaft getrunken, alle Damen, von denen man
wußte, daß sie den hübschen Jungen gern sahen. Welch
prächtiger Spaß sollte cs sein der Gesellschaft den pcgrcichcu ,
Helden als Bedienten vorzustcllcn. Herr von Karpüthy hätte
diesen Spaß nicht für ein Gut hcrgcgebcn! (Schtuß folgt.) >
Die grausige Mähr von den verschwundenen
Knappen.
Einst hausetc im Sackscnland
Ein wilder Rittersmann,
Herr Hans von Ehrcnbold genannt,
Hört die Geschichte an!
Gefürchtet war er und gehaßt
Von jedem Bürger schier,
Weil er sein "Geld und Gut verpraßt'
Und trinken könnt' für Vier.
Auf einem alten, öden Schloß
Im Walde haust' der Wicht
Und oft, aus schwarzem Tcusclsroß,
Ritt er durch'S Dämmcrlickt.
Als einst durch Dämmerlicht er ritt
Sah er ciu' holde Maid,
Er nahm sic in sein Schloß sich mit,
Ob sie auch weint und schreit.
Ihr Vater war ein Bauersmann,
Der hört ihr Klaggeschrei,
Die Nachbarn ruft er all' heran
Mit Waffen mancherlei.
Die grausige Ni ähr re.
Nach eilen sic dem Ungcthüm
Zu rächen solche Schmach,
Doch eben wirft man hinter ihm
DaS Gittcrthor zu, Krack!
Sie rütteln d'ran in blinder Wuth,
Er aber höhnt ihr Dräu'n,
Und schleppt in's Schloß mit kaltem Blut
Das holde Mägdelein.
Nicht ferne wohnt in guter Ruh
Ein Ritter fromm und hold,
Dem bringet man die Mähre zu
Vom wilden Ehrcnbold.
DaS Mägdelein, das da geraubt
Der Ritter liebt cs baß,
In Wuth und Zorn er furchtbar schnaubt
Und wirft sich in Küraß.
Zwölf Knappen ruft er dann herfür,
Sic wappnen sich in Eil' —
Zu sah'n ihn wie ein wildes Thier,
Thcilt er sic in sechs Thcil'.
Dann ziehen sic bei Frührothschein
Wohl zu dem Wald hinaus,
Und ihrer zwei schickt er hinein
Ob sic ihn spüren aus.
Doch von dem tapfer» Knappcnpaar
Kehrt keiner ihm zurück,
Und allen andern wird cs klar,
Sic traf ein Mißgeschick.
Und wiederum der Knappen zwccn
Schickt er zum Kampfe aus;
Doch nicht mehr waren sie zu sch'n,
Die andern packt ein Graus.
3*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die grausige Mähr von den verschwundenen Knappen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur (W. D. ungesichert)
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 32.1860, Nr. 759, S. 15
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg