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Fliegende Blätter — 36.1862 (Nr. 861-886)

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Nr. 864
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https://doi.org/10.11588/diglit.3270#0032
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Mundus vult decipi oder

Zeit weit über zweitausend Bestellungen, ich muß mich um
ein eleganteres Logis umsehen und Gehülfen nehmen. Das
Geschäft fängt an, mir über den Kopf Zuwachsen, täglich bei-
nahe drei Stunden arbeiten zu müssen, ist zu viel, von dem
ewigen Einpacken, Siegeln und Adressenschreiben geht man noch
zu Grunde. Vor Allem jetzt wiederholt die Annonce in alle
möglichen Zeitungen. Glänzende Zeugnisse in Hülle und Fülle
sind dazu fabrizirt, die haben seither gefehlt, nun kann's erst
recht losgehen ha! ha! ha!"

Ein

Carriere zweier Mediziner. 27

bist Du eben ganz durchnäßt vom Regen zu Hause gekommen,
und willst so schnell wieder fort, bitte, kleide Dich wenigstens
um, Du opferst Dich noch ganz Deinem Berufe."

„Hier, lies diese Zeilen, es ist keine Minute zu verlieren,
ich fürchte, man hat meine Verhaltungsmaßregeln nicht genau
befolgt, der arme Teufel muß seiner Familie erhalten bleiben.
Gelingt mir diese Cur, bei welcher ich eine ganz neue Idee
ausführe, so habe ich nicht allein alle Ehre davon, sondern
ich kann auch diesen Fall in einige medizinische Zeitschriften
berichten, wodurch die Wissenschaft um eine interessante und
wichtige Erfindung bereichert wird. Vielleicht bekommen wir
dadurch auch mehr Patienten."

Jahr später.

Briefträger: „Heute, Herr Doktor, kommen wir wieder
zu Viert! das Porto macht, n 1 kr. per Brief, 41 st. 36 kr."

Doktor: „Gehen sie nur in den Briefsaal, dort wird

das Porto ausbezahlt."

„Nun, die Sache macht sich ja ganz prächtig, famos,
was für ein unerhörtes Glück, daß ich durchgefallen. Mein
Vormund hat unstreitig ein prophetisches Talent entwickelt,
indem er, so zu sagen, mit schuld an dieser überaus glänzenden
Carriere ist. Domingo, so eben lese ich im hiesigen Anzeiger,
daß 200,000 Gulden gegen doppelte Sicherheit gesucht werden,
und ein Rittergut ganz in der Nähe zu verkaufen, erkundige
dich auf der Expedition nach den betreffenden Adressen. Als-
dann gehe zum Pferdehändler und erhöhe mein gestriges Gebot
auf die vier Apfelschimmel um zwanzig Louisdor, die Thiere
muß ich haben. Weiter gehe auf den Universitätsplatz zu vr.
Wolfe, er möchte Herkommen, mir sei nicht ganz wohl. Der
neue Doktor soll ziemlich geschickt sein, vielleicht ist es am
Ende mein chmaligcr Zimmernachbar."

„Du hast ja einen Brief erhalten, lieber Mann, und
noch dazu mit einem so großen Siegel, gewiß sollst Du zu
einem vornehmen Kranken kommen, ain Ende ist derselbe noch
reicher, als der Herr, der gestern den schwarzen Diener geschickt
hat. Ich darf mir gewiß jetzt bald einen neuen Shawl kaufen,
es ist sonst auch noch Manches nothwendig."

„Sei einmal still, geliebter Engel, mit Deinen Luft-
schlössern; ein hohes Glück ist mir geworden, überzeuge Dich
selbst, theile meine unendliche Freude. Die Akademie der Me-
dizin in Paris hat meine Abhandlung über die von ihr ge-
stellten Fragen als die beste erklärt, und mir einstimmig den
Preis zuerkannt, sogar mich zum correspondirenden Ehrcnmit-
glicde ernannt. Ich zweifle nicht, daß wir jetzt mehr zu thun
bekommen; es sind freilich auch zu viel Acrzte hier. Aller
Anfang ist schwer, so ging cs fast den meisten meiner Collcgcn,
die nun von bedeutendem Rufe sind. Jetzt darfst Du auch
nicht mehr schelten, böses Frauchen, wenn ich manchmal im
Interesse meines Berufes einige Nächte durcharbcite."

4*
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Mundus vult decipi oder Carriere zweier Mediziner"
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Serientitel
Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Brief <Motiv>
Bote <Motiv>
Ehepaar <Motiv>
Ehefrau <Motiv>
Ehe
Erwartung
Karikatur
Berufserfolg
Arzt <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 864, S. 27

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