schlll >! dialo g.
„Der gnädige Herr haben mir die hohe Ehre erzeigt,
mich rufen zn lassen."
„Gnädiger Herr, gnädiger Herr! was soll hier der gnä-
dige Herr, kennst Dn Deinen alten Universitätsfreund van
der Warren nicht mehr, ich habe mich freilich etwas zn meinem
Vortheile verändert."
„Ist es möglich, Sie wären, Dn wärest van der Warren,
da darf ich ja herzlich gratnlircn, gewiß eine reiche Erbschaft
gemacht, mindestens einen indischen Nabob —"
„Ererbt keinen rothcn Heller, rein Alles selbst verdient,
allein mir erworben, mein lieber Doktor. Wir beide sind ei-
gentlich immer noch Collegcn, nur mit dem Unterschiede: Dn
kannst und willst, ich jedoch soll die Menschen wieder gesund
machen. Ich bin derselbe van der Warren, den Dn jedenfalls
zur Genüge aus Zeitungen kennen mußt. A propos, wie gefällt
Dir meine schwarzäugige Tscherkessiu, ist kaum 16 Jahre alt,
schade, daß sie unsere Sprache noch nicht versteht, kostet enormes
Geld."
„Kannich cs glauben, Dn derselbe van der Warren und diesen
eminenten Erfolg! Herr Gott, wo bleibt da die Entschädigung
für unsere Kunst und Wissenschaft, mir ist der Kaiserschnitt
zweimal gelungen, die Halsbräune in dem schlimmsten Sta-
dium ist bei mir keine.Krankheit mehr, die schwierigsten Stein-
operationen und ähnliche Euren habe ich' glücklich ansgeführt,
leider aber eben nur bei armen Leuten. Dabei sind meine
Verhältnisse ziemlich bescheiden geblieben, man kennt mich bei
den höhern Ständen kaum dem Namen nach. Ich möchte
manchmal an der Menschheit verzweifeln."
„Lieber Freund, ereifere Dich doch nicht allzusehr, Dn
hast erstens bei all' Deiner Geschicklichkeit einen unverzeihlichen
Fehler begangen, indem Dn Dein Licht unter einen Scheffel
gestellt, wie man zn sagen pflegt. Man muß heut zn Tage
nicht allein von sich selbst reden, sondern von sich reden und
drucken lassen, zweitens wirst Dn bei aller Anstrengung nie-
mals, auch nur annähernd, meinen Erfolg erreichen.
Ich kann es Dir mathematisch beweisen. Dn hast z. B.
wahrscheinlich auch gehört, daß gestern bei der neuen Oper
über 2000 Zuschauer im Theater waren. Ich frage Dich nun,
.Werthester College, wie vielen von denselben traust Du wirk-
lichen, gesunden Menschenverstand zu?"
„Gesunden, wirklichen Menschenverstand, hm! hm! leider
nicht sehr vielen, hoch angenommen kaum 200."
„Ah! bravissimo, längst mit einverstanden; Du hast jetzt
selbst die mathematische Aufgabe gelöst, die 200 gehören zn
Deinen Kunden, die übrigen 1800 stellen mein Contingent, wen-
det man nun dieses richtige Verhältniß ans das übrige Pu-
blikum an, so werde ich gegen Dich stets entschieden im Vor-
theile bleiben. Muudus vult decipi."
„Der gnädige Herr haben mir die hohe Ehre erzeigt,
mich rufen zn lassen."
„Gnädiger Herr, gnädiger Herr! was soll hier der gnä-
dige Herr, kennst Dn Deinen alten Universitätsfreund van
der Warren nicht mehr, ich habe mich freilich etwas zn meinem
Vortheile verändert."
„Ist es möglich, Sie wären, Dn wärest van der Warren,
da darf ich ja herzlich gratnlircn, gewiß eine reiche Erbschaft
gemacht, mindestens einen indischen Nabob —"
„Ererbt keinen rothcn Heller, rein Alles selbst verdient,
allein mir erworben, mein lieber Doktor. Wir beide sind ei-
gentlich immer noch Collegcn, nur mit dem Unterschiede: Dn
kannst und willst, ich jedoch soll die Menschen wieder gesund
machen. Ich bin derselbe van der Warren, den Dn jedenfalls
zur Genüge aus Zeitungen kennen mußt. A propos, wie gefällt
Dir meine schwarzäugige Tscherkessiu, ist kaum 16 Jahre alt,
schade, daß sie unsere Sprache noch nicht versteht, kostet enormes
Geld."
„Kannich cs glauben, Dn derselbe van der Warren und diesen
eminenten Erfolg! Herr Gott, wo bleibt da die Entschädigung
für unsere Kunst und Wissenschaft, mir ist der Kaiserschnitt
zweimal gelungen, die Halsbräune in dem schlimmsten Sta-
dium ist bei mir keine.Krankheit mehr, die schwierigsten Stein-
operationen und ähnliche Euren habe ich' glücklich ansgeführt,
leider aber eben nur bei armen Leuten. Dabei sind meine
Verhältnisse ziemlich bescheiden geblieben, man kennt mich bei
den höhern Ständen kaum dem Namen nach. Ich möchte
manchmal an der Menschheit verzweifeln."
„Lieber Freund, ereifere Dich doch nicht allzusehr, Dn
hast erstens bei all' Deiner Geschicklichkeit einen unverzeihlichen
Fehler begangen, indem Dn Dein Licht unter einen Scheffel
gestellt, wie man zn sagen pflegt. Man muß heut zn Tage
nicht allein von sich selbst reden, sondern von sich reden und
drucken lassen, zweitens wirst Dn bei aller Anstrengung nie-
mals, auch nur annähernd, meinen Erfolg erreichen.
Ich kann es Dir mathematisch beweisen. Dn hast z. B.
wahrscheinlich auch gehört, daß gestern bei der neuen Oper
über 2000 Zuschauer im Theater waren. Ich frage Dich nun,
.Werthester College, wie vielen von denselben traust Du wirk-
lichen, gesunden Menschenverstand zu?"
„Gesunden, wirklichen Menschenverstand, hm! hm! leider
nicht sehr vielen, hoch angenommen kaum 200."
„Ah! bravissimo, längst mit einverstanden; Du hast jetzt
selbst die mathematische Aufgabe gelöst, die 200 gehören zn
Deinen Kunden, die übrigen 1800 stellen mein Contingent, wen-
det man nun dieses richtige Verhältniß ans das übrige Pu-
blikum an, so werde ich gegen Dich stets entschieden im Vor-
theile bleiben. Muudus vult decipi."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mundus vult decipi oder Carriere zweier Mediziner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Chaiselongue <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 864, S. 28
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg