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Fliegende Blätter — 36.1862 (Nr. 861-886)

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Nr. 883
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https://doi.org/10.11588/diglit.3270#0188
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Vom dummcn Bauer, wie er sich in

I Er mich begleiten und mir unterwegs Sein Anliegen vor-
j tragen, so soll mir's Recht sein. Aber dann muß Er seine
krummen Spazierhölzer da etwas rascher in Bewegung setzen,

; denn ich bin nicht gewohnt, so langsam durch die Straßen
zu schlendern.

Klans wußte gar nicht, wie ihm eigentlich geschah; er
hatte wenig Lust, dem groben Herrn, zu folgen, und wäre
! fast lieber seinen eigenen Weg gegangen, gleichwohl mißfielen
ihm dennoch die geraden Manieren des Advokaten nicht so
sehr und so entschloß er sich also, mit Jenem zu gehen.

Auf dem Wege, wo Klaus, des raschen Gehens über-
haupt wenig gewohnt, kaum Athem schöpfen konnte, erzählte
I er nun Börnern seine Angelegenheit gerade in der Weise, wie
er sie bei Spitzner und Schlegel berichtet hatte. Der grobe
Advokat hörte aufmerksam zu, gegen den Schluß hin zog sich
aber sein Gesicht in gar böse Falten.

„Und nun will Er also nicht zahlen, weil er durch den
Wolkenbruch an dem Landstücke so sehr beschädigt ward und
weil Er nichts Schriftliches dem Nachbar Sturz gegeben hat?"
fragte Börner, nachdem Klaus seine Erzählung geendet hatte.

„Ich wollt's wenigstens mit Ihrer Hilfe so versuchen,"
sagte Klaus, den Advokaten scheu von der Seite anblickcnd.

„Weiß Er denn auch, daß so ein Prozeß viel Geld kostet?"

„Das soll nichts schaden, denn ich habe Geld," meinte
Klaus.

„Weiß Er aber auch," fragte Börner trotz dieser Er-
öffnung immer noch per „Er", „weiß Er aber auch, daß
Seine Sache eine ganz verteufelt schlechte ist?"

„Freilich denke ich mir so etwas," sagte Klaus, „aber
eben darum nehme ich einen Advokaten zur Hülfe."

der Stadt einen Advokaten gesucht hat. 183

„Nun, so will ich Ihm blos sagen," rief Börner, „daß
ich Seine Klage nicht führen mag. Hier kommt es ans
das mündlich gegebene Versprechen an und Er muß zahlen.
Suche Er sich einen Advokaten, wo Er will. Wenn aber
Sein Nachbar Sturz zu mir kommt und mir seine Klage
gegen Ihn übergeben will, so soll es mich freuen, Ihn vor
Gericht so herunter zu putzen, wie Er es verdient. Und nun
hol' Ihn der Teufel!"

Klausens Züge waren bei Börners letzter grober Ent-
gegnung ganz gegen des Letzteren Erwarten immer freund-
licher geworden. Jetzt ergriff er des Widerstrebenden Hand
und rief: „Nun topp, Herr Advokat, Sic sollen die Sache des
Nachbar Sturz durchfechten, denn gerade dies ist mein Fall.
Ich habe nur durch die Umdrehung der Namen sehen wollen,
wie eigentlich meines Gegners ungerechte Aussichten stehen.
Sturz ist der Lump, der mich um das Geld betrügen will.
Ich habe die Kaufsumme erlegt, sein Wiesenstück ist versandet,
und jetzt will er nicht zahlen. Wollen Sic also mein gutes
Recht verfechten?"

„Hör' Er einmal," sagte Börner stehen bleibend, „eigent-
lich möchte ich dies jetzt auch nicht mehr, denn Seine pfiffigen
Winkelzüge wollen mir nicht recht gefallen. Ich lasse mir
nicht gern erst ein 1 für ein U vormachen. Aber ich sehe schon,
daß er nicht auf den Kopf gefallen ist und mehr dem schlech-
ten Nachbar Sturz zum Aerger als Ihm zu Liebe will ich
hier eine Ausnahme machen. Komme er nachher zu mir, wir
wollen die Klageschrift aufsetzen."

Vergnügt ging Klans von dannen und rief, als er wie-
der zum Sternenwirth kam: „Viktoria! So muß man die
Herren Advokaten fangen!" Und dann erzählte er, wie er bei
den drei Sachwaltern verfahren und angekommen war.

„Seht Ihr, Herr Wirth," schloß Klaus seinen Bericht,
„so muß man es machen, wenn man die guten von den bösen
Advokaten will unterscheiden lernen. Meine Sache ist gut und
gerecht, aber einen rechtschaffenen Vertreter braucht sic vor
Gericht dennoch und in dem Herren Börner habe ich einen
solchen gefunden. Die anderen beiden Schelme wären jedoch
im Stande gewesen, zu Gunsten meines Gegners vielleicht
mein Recht mit Füßen zu treten, wenn dieser ihnen ein gut
Stück Geld geboten hätte. Und nun gebt noch einen Schoppen
her, aber vom Besten, keinen Zwölfer; jetzt leb ich in froher
Hoffnung auf meine gute Sache!"

Der Sternwirth brachte vom Besten und half dem Klaus
selbst brav beim Trinken. Dabei hat er auch ganz offen be-
kannt, wie er vorhin den Klaus für einen hartköpfigen „dum-
men Bauer" gehalten, jetzt aber sich eines Andern überzeugt
habe. Die Herren Advokaten Spitzner und Schlegel harrten
an jenem Nachmittage vergeblich auf die Rückkehr des „dum-
men Bauern", den sic beide weidlich zu schcercn gedachten.
Klans jedoch kam nicht wieder, denn der grobe aber grund-
brave Börner nahm sich seiner Sache an und Nachbar Sturz
mußte bald darauf seine Schuld zu Heller und Pfennig
bezahlen.

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"Vom dummen Bauer, wie er sich in der Stadt einen Advokaten gesucht hat"
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Fliegende Blätter
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G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

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München

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Restaurierung

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Thema/Bildinhalt

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Rechtsanwalt
Tür <Motiv>
Gruß <Motiv>
Karikatur
Bauer <Motiv>
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Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 883, S. 183

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