aj
°tanifc^e Wanderungen durch daö Gebiet der
Literatur.
amtliche Stellung verbietet, zeigt sich häufig das Scharf-
Speerkraut, auch wohl gar Bärenklau und dann
^ 0 wann sogar ein prächtiges Exemplar des Drachen-
^uwcs (vrueüna). — Die Mordgeschichten aber sind
^ reine Kümmel. Zum Schlüsse sei im Allgemeinen
bemerkt, daß nicht Alles, was so scheint, Rosenpappel
, ^/r Je länger je lieber ist, daß es gar viele Gänsc-
^^eln und Tollkirschen im Gebiete der Literatur gibt
^Manchem Lolch statt Wintergrün und Cyp resse eine
^selnußstaude in möglichst gezeichneter Länge gebührte.
.ettx Hauslaub aber alle Anerkennung und dem Wein-
und der Sonnenblume Ruhm und Ehre.
Der schönste Schmuck.
Von einem sanften Händedruck
Begleitet, stellst Du mir die Frage:
„Was ist der allerschönstc Schmuck,
„Nach Deinem Urtheil, den ich trage?"
Mein Lieb, Du trägst von rothem Gold
Viel reichen Schmuck an Kett' und Spangen,
Doch schöner, wie ich meinen sollt',
Sind wahrlich Deine rothen Wangen.
Viel schöner ist Dein weiches Haar,
Sind Deines Auges schatt'ge Ränder,
Der Purpurlippen holdes Paar,
Als alle Seide, Flor und Bänder.
Es glänzt in Deiner Locken Nacht
Die Perle gleich der Sterne Flimmern,
Des Demants, der Rubinen Pracht
Seh' ich um Deinen Nacken schimmern;
Doch schöner ist der sanfte Strahl,
Der aus dem treuen Aug' Dir quillet,
Wenn ich des Herzens süße Qual
Mit einem Kuß Dir Hab' gcstillet;
Wenn dann Dein Auge sanft sich feuchtet,
Und, wie aus einem Meer von Wonne,
Mit halb gebroch'nem Glanz mir leuchtet,
Wie aus dem See das Bild der Sonne.
Schreiberlatein. 87
„Papa, weißt Du nicht, was das auf Deutsch heißt:
patres eonsoripti?"
Kanzelist Federmeier: „Hm, patres eonseripti —
scribo scribere, schreiben — zusammengeschriebene
Väter wird's halt heißen; wird in Rom auch nicht anders
gewesen sein, als heutzutage."
Die Zunge.
Der Herr Landrichter und sein Assessor fahren auf eine
Commission, und da beide stets bei gutem Appetit sind, so
werden alle Kasten und Taschen der Kutsche mit Proviant
versehen. Nun befindet sich auch im rechten Kutschenthürlein
eine mächtige geräucherte Zunge; die Angeln des Thürleins
sind aber schadhaft, und beim raschen Fahren fällt es und
geht verloren.
Der Landrichter läßt's in's Blättchen rücken; es ver-
gehen 8, 14 Tage, cs kommt aber kein Kutschenthürlein.
Assessor: „Nun, noch nir g'hört, Herr Landrichter?"
Landrichter: „Nein, gar nichts, ist eine fatale Ge-
schichte das, da muß man jetzt ein neues Thürl machen
lassen, und die ganz' Kutsche muß lackirt werden, denn so
bringt man die Farbe nimmer heraus, wie sic's jetzt hat."
Assessor: „Na, wisscn's Herr Landrichter, wirprobiren's
nochmal, da fällt mir was ein, machen wir die Anzeige so:
„Verloren. Auf dem Wege von 1s. nach N. ging ein
Kutschcnthürlein verloren. Besondere Kennzeichen: die Farbe
desselben ist indigogelb, das Futter grau, innen hat es eine
Tasche, in welcher eine geräucherte Rindszunge eingepackt war.
Der redliche Finder wird ersucht, das Thürlein im Land-
gerichtsgebäude abzugeben. UZ. Die Zunge kann behalten
werden."
°tanifc^e Wanderungen durch daö Gebiet der
Literatur.
amtliche Stellung verbietet, zeigt sich häufig das Scharf-
Speerkraut, auch wohl gar Bärenklau und dann
^ 0 wann sogar ein prächtiges Exemplar des Drachen-
^uwcs (vrueüna). — Die Mordgeschichten aber sind
^ reine Kümmel. Zum Schlüsse sei im Allgemeinen
bemerkt, daß nicht Alles, was so scheint, Rosenpappel
, ^/r Je länger je lieber ist, daß es gar viele Gänsc-
^^eln und Tollkirschen im Gebiete der Literatur gibt
^Manchem Lolch statt Wintergrün und Cyp resse eine
^selnußstaude in möglichst gezeichneter Länge gebührte.
.ettx Hauslaub aber alle Anerkennung und dem Wein-
und der Sonnenblume Ruhm und Ehre.
Der schönste Schmuck.
Von einem sanften Händedruck
Begleitet, stellst Du mir die Frage:
„Was ist der allerschönstc Schmuck,
„Nach Deinem Urtheil, den ich trage?"
Mein Lieb, Du trägst von rothem Gold
Viel reichen Schmuck an Kett' und Spangen,
Doch schöner, wie ich meinen sollt',
Sind wahrlich Deine rothen Wangen.
Viel schöner ist Dein weiches Haar,
Sind Deines Auges schatt'ge Ränder,
Der Purpurlippen holdes Paar,
Als alle Seide, Flor und Bänder.
Es glänzt in Deiner Locken Nacht
Die Perle gleich der Sterne Flimmern,
Des Demants, der Rubinen Pracht
Seh' ich um Deinen Nacken schimmern;
Doch schöner ist der sanfte Strahl,
Der aus dem treuen Aug' Dir quillet,
Wenn ich des Herzens süße Qual
Mit einem Kuß Dir Hab' gcstillet;
Wenn dann Dein Auge sanft sich feuchtet,
Und, wie aus einem Meer von Wonne,
Mit halb gebroch'nem Glanz mir leuchtet,
Wie aus dem See das Bild der Sonne.
Schreiberlatein. 87
„Papa, weißt Du nicht, was das auf Deutsch heißt:
patres eonsoripti?"
Kanzelist Federmeier: „Hm, patres eonseripti —
scribo scribere, schreiben — zusammengeschriebene
Väter wird's halt heißen; wird in Rom auch nicht anders
gewesen sein, als heutzutage."
Die Zunge.
Der Herr Landrichter und sein Assessor fahren auf eine
Commission, und da beide stets bei gutem Appetit sind, so
werden alle Kasten und Taschen der Kutsche mit Proviant
versehen. Nun befindet sich auch im rechten Kutschenthürlein
eine mächtige geräucherte Zunge; die Angeln des Thürleins
sind aber schadhaft, und beim raschen Fahren fällt es und
geht verloren.
Der Landrichter läßt's in's Blättchen rücken; es ver-
gehen 8, 14 Tage, cs kommt aber kein Kutschenthürlein.
Assessor: „Nun, noch nir g'hört, Herr Landrichter?"
Landrichter: „Nein, gar nichts, ist eine fatale Ge-
schichte das, da muß man jetzt ein neues Thürl machen
lassen, und die ganz' Kutsche muß lackirt werden, denn so
bringt man die Farbe nimmer heraus, wie sic's jetzt hat."
Assessor: „Na, wisscn's Herr Landrichter, wirprobiren's
nochmal, da fällt mir was ein, machen wir die Anzeige so:
„Verloren. Auf dem Wege von 1s. nach N. ging ein
Kutschcnthürlein verloren. Besondere Kennzeichen: die Farbe
desselben ist indigogelb, das Futter grau, innen hat es eine
Tasche, in welcher eine geräucherte Rindszunge eingepackt war.
Der redliche Finder wird ersucht, das Thürlein im Land-
gerichtsgebäude abzugeben. UZ. Die Zunge kann behalten
werden."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schreiberlatein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 42.1865, Nr. 1027, S. 87
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg