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Strppcnbilder.
(Schluß.)
4. Der Zigeuner.
Unstät durchschwcif' ich, ein Freiherr, das Land,
Zahle nicht Stempel, noch Steuern,
Hebe die Fiedel, den Bogen zur Hand,
Theil oft die Mahlzeit mit Geyern;
Schmiede und flicke die Pfannen im Hauö,
Ruft man mich aber zum Spiele —
Klirren die Sperren im fröhlichen Braus,
Tanzen die Tische und Stühle.
Spottend der Regeln, der Noten, der Kunst,
Folg' ich dem inneren Drange,
Geize nach Ruhm nicht, nach menschlicher Gunst,
Frei will ich sein im Gesäuge.
Frei will ich bleiben — und elend, und arm
Frei mir den Lagerplatz wählen,
Frei will ich tragen, die Unbill, den Harm,
Lustig und frei will ich stehlen.
5. Die Wahrsagerin.
Im Tuche ciugeschlagcn,
Muß ich jahraus, jahrein,
Ein Kind am Rücken tragen,
ES ist ja noch so klein.
Vom Mütterchen im Grabe,
Erbt' ich mein indisch Blut,
Die List, die Sehergabe,
Doch weder Geld noch Gut.
Ich kenne die Geschicke
Der Menschen sehr genau,
Ich lese sie im Blicke
Und aus der Händeschau.
Die reichste, schönste Dame,
Schenk' ich dem armen Mann
Und hohe Bräutigame
Künd ich den Mädchen an.
Ich lasse Filze sterben
Und schicke sie in's Grab,
Von ihren künftigen Erben
Fällt mir ein Trinkgeld ab.
Und Jedes sieht mit Klarheit
Den dunklen Hintergrund,
Und Jedes hört die Wahrheit
Aus der Prophetin Mund.
Wir wandern, — ich, mein Buhle,
Durch's Leben keck und frisch,
Ein Stein dient unö zum Stuhle,
Ich sorge für den Tisch.
Manch hübsches Stück Geflügel,
Das ich im Dorfe stahl,
lind mancher fette Igel
Gibt uns ein Leckermahl.
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Strppcnbilder.
(Schluß.)
4. Der Zigeuner.
Unstät durchschwcif' ich, ein Freiherr, das Land,
Zahle nicht Stempel, noch Steuern,
Hebe die Fiedel, den Bogen zur Hand,
Theil oft die Mahlzeit mit Geyern;
Schmiede und flicke die Pfannen im Hauö,
Ruft man mich aber zum Spiele —
Klirren die Sperren im fröhlichen Braus,
Tanzen die Tische und Stühle.
Spottend der Regeln, der Noten, der Kunst,
Folg' ich dem inneren Drange,
Geize nach Ruhm nicht, nach menschlicher Gunst,
Frei will ich sein im Gesäuge.
Frei will ich bleiben — und elend, und arm
Frei mir den Lagerplatz wählen,
Frei will ich tragen, die Unbill, den Harm,
Lustig und frei will ich stehlen.
5. Die Wahrsagerin.
Im Tuche ciugeschlagcn,
Muß ich jahraus, jahrein,
Ein Kind am Rücken tragen,
ES ist ja noch so klein.
Vom Mütterchen im Grabe,
Erbt' ich mein indisch Blut,
Die List, die Sehergabe,
Doch weder Geld noch Gut.
Ich kenne die Geschicke
Der Menschen sehr genau,
Ich lese sie im Blicke
Und aus der Händeschau.
Die reichste, schönste Dame,
Schenk' ich dem armen Mann
Und hohe Bräutigame
Künd ich den Mädchen an.
Ich lasse Filze sterben
Und schicke sie in's Grab,
Von ihren künftigen Erben
Fällt mir ein Trinkgeld ab.
Und Jedes sieht mit Klarheit
Den dunklen Hintergrund,
Und Jedes hört die Wahrheit
Aus der Prophetin Mund.
Wir wandern, — ich, mein Buhle,
Durch's Leben keck und frisch,
Ein Stein dient unö zum Stuhle,
Ich sorge für den Tisch.
Manch hübsches Stück Geflügel,
Das ich im Dorfe stahl,
lind mancher fette Igel
Gibt uns ein Leckermahl.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Steppenbilder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 43.1865, Nr. 1061, S. 150
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg