178 Vor 1800 Jahren.
Geschlechts, war eia vortrefflicher Geschäftsmann. Er specu- !
lirte glücklich, nahm nie mehr als 10 vom Hundert, machte
aber dafür nur mit den höheren Ständen solche kleinere
Geldgeschäften Er war etwas ehrgeizig und gegen Unter-
gebene stolz. Und Iver mochte ihm das verdenken? Denn
ivenn auch die junge vornehme Welt im Grunde nur seinem
feuerfesten Kassaschrank ehrerbietige Verbeugungen machte und
nur vor der schönen Rebekka Fenster-Parade ritt und ging,
so war doch Schinulius Jtzigius der Herr des Kassaschranks
und der Vater des reizenden Mädchens.
Und Rebekka war wirklich schön. Wie König Salomo
so viel hunderte von Jahren früher im hohen Lied das
Hirtenmädchen besang, so priesen schriftlich und mündlich
die Vettern aus der gens Itzigia, die Löb und Beitel Jtzi-
gius, die Reize der schönen Cousine, aber sie ernteten nichts
als ein spöttisches Lächeln von Fräulein Rebekka, mochten
sie noch so sehr mit ihrem Golde in den Hosen klappern.
Schinulius Jtzigius war stolz, aber Rebekka war noch stolzer
auf des Vaters Rcichthnm und ihre Schönheit. Der Glaube
ihrer Väter war ihr lächerlich und sie fand eine Religion
viel gemüthlicher, in der Venus und Amor eine wesentliche
Rolle spielte. Bei diesen aber schworen die Lieutenants und
die Kammerjunker des Kaisers Titus, die zu Vater Schmu-
lius kamen, Geschäfte zu machen. Diese pflegten dann stets
auch bei Rebekka sich melden zu lassen, machten ihr aber
außerdem bei jeder Gelegenheit stark den Hof. Was Wun-
der, daß Rebekka ernstlich an die Möglichkeit dachte, in eins
der altadeligcn Geschlechter hineinzuheirathen?
Schinulius Jtzigius stand an dem heißen Morgen an
der geöffneten Ladenthüre und schaute in das Gewühl, hier-
hin und dorthin grüßend. Seine stämmige Gestalt stack in
einer leichten iveißen Tunica; an den Füßen trug er grüne
Sammetpantoffeln und sein Haupt bedeckte ein feines seidenes
Mützchen, Ivelches Fräulein Rebekka ihm zum letzten Geburts-
tag gestickt hatte. Wohlgefällig blickte er über die Menge
und faltete die ringbedeckten Finger über dem Leib. Wäh-
rend er so dastand, kam Frau Esther, seine Haushälterin, >
vom Markte zurück. Gleich darauf ertönte lautes Lachen
bekannter Stimmen ans der Nebenstraße. Schmnlins wandte
sich nach dem Lärm um und erblickte vier junge Männer,
die, langsam schlendernd, auf ihn zukamen. Es waren dies;
drei junge Lekereuckarii in weißer pnrpurverbrämter Amts-
toga, mit feingekräuseltem Haupt- und Barthaar und Chlin-
dern nach der neuesten Mode. Der vierte war Quintus j
Cäcilius Metellus, wie seine Begleiter altadeligen Geschlechts,
aber nicht, wie jene, Civilbeamter, sondern Officier, und
zwar Lieutenant bei Garde-Cnirassiren und Kanimerjunker
des Kaisers Titus. Beim Jupiter! Er sah prächtig ans,
der Herr Lieutenant! ganz geschaffen, ein Mädchenherz stark
in Aufregung zu bringen. Sieh', wie der Panzer glänzt
und die Buckeln aus Gold und Silber die Sonnenstrahlen
zurückwerfen. Wie schön quillt unten die kurze, purpnrseidenc
Tunica hervor, auf der der kleine goldne Kammerherrnknopf
nur für Eingeweihte bemerkbar, befestigt ist. Frischlackirte
Stiefelchen mit goldneu Sporen, die schimmernde Pickelhaube
mit des Kaisers Bildnis; und ein eleganter Schleppsäbel voll-
enden den Anzug. '
Die Herren kamen zu Schmulins heran und begrüßten
ihn vertraulich. Es waren Geschäftsfreunde von ihm und
manchem hatte er schon ans kleinen Verlegenheiten geholfen,
wenn gerade Wechsel fällig und Prolongationen nöthig ivaren.
Die Herren vom Gericht trennten sich hier von ihrem Begleiter,
um zur Sitzung zu gehen, der Lieutenant aber trat bei
Schmulins in's Comptoir. Unter vielen Kratzfüßen eilte
der Banquier voran, wischte mit einem Zipfel seiner Tunica
einen Stuhl ab und bat de» Lieutenant Platz zu nehmen.
„Sic wissen", begann dieser, „lieber Schmulins, daß ich
seit gestern aus Rom zurück bin, um hier auf Urlaub einige
Wochen mit meinen Freunden zu verleben. Ich bringe
Ihnen gute Nachrichten mit. Erst gestern sprach ich noch
mit meinem Freund Sergius, dem Privatsecretär seiner
Majestät, und dieser versprach mir auf das Bestimmteste,
Geschlechts, war eia vortrefflicher Geschäftsmann. Er specu- !
lirte glücklich, nahm nie mehr als 10 vom Hundert, machte
aber dafür nur mit den höheren Ständen solche kleinere
Geldgeschäften Er war etwas ehrgeizig und gegen Unter-
gebene stolz. Und Iver mochte ihm das verdenken? Denn
ivenn auch die junge vornehme Welt im Grunde nur seinem
feuerfesten Kassaschrank ehrerbietige Verbeugungen machte und
nur vor der schönen Rebekka Fenster-Parade ritt und ging,
so war doch Schinulius Jtzigius der Herr des Kassaschranks
und der Vater des reizenden Mädchens.
Und Rebekka war wirklich schön. Wie König Salomo
so viel hunderte von Jahren früher im hohen Lied das
Hirtenmädchen besang, so priesen schriftlich und mündlich
die Vettern aus der gens Itzigia, die Löb und Beitel Jtzi-
gius, die Reize der schönen Cousine, aber sie ernteten nichts
als ein spöttisches Lächeln von Fräulein Rebekka, mochten
sie noch so sehr mit ihrem Golde in den Hosen klappern.
Schinulius Jtzigius war stolz, aber Rebekka war noch stolzer
auf des Vaters Rcichthnm und ihre Schönheit. Der Glaube
ihrer Väter war ihr lächerlich und sie fand eine Religion
viel gemüthlicher, in der Venus und Amor eine wesentliche
Rolle spielte. Bei diesen aber schworen die Lieutenants und
die Kammerjunker des Kaisers Titus, die zu Vater Schmu-
lius kamen, Geschäfte zu machen. Diese pflegten dann stets
auch bei Rebekka sich melden zu lassen, machten ihr aber
außerdem bei jeder Gelegenheit stark den Hof. Was Wun-
der, daß Rebekka ernstlich an die Möglichkeit dachte, in eins
der altadeligcn Geschlechter hineinzuheirathen?
Schinulius Jtzigius stand an dem heißen Morgen an
der geöffneten Ladenthüre und schaute in das Gewühl, hier-
hin und dorthin grüßend. Seine stämmige Gestalt stack in
einer leichten iveißen Tunica; an den Füßen trug er grüne
Sammetpantoffeln und sein Haupt bedeckte ein feines seidenes
Mützchen, Ivelches Fräulein Rebekka ihm zum letzten Geburts-
tag gestickt hatte. Wohlgefällig blickte er über die Menge
und faltete die ringbedeckten Finger über dem Leib. Wäh-
rend er so dastand, kam Frau Esther, seine Haushälterin, >
vom Markte zurück. Gleich darauf ertönte lautes Lachen
bekannter Stimmen ans der Nebenstraße. Schmnlins wandte
sich nach dem Lärm um und erblickte vier junge Männer,
die, langsam schlendernd, auf ihn zukamen. Es waren dies;
drei junge Lekereuckarii in weißer pnrpurverbrämter Amts-
toga, mit feingekräuseltem Haupt- und Barthaar und Chlin-
dern nach der neuesten Mode. Der vierte war Quintus j
Cäcilius Metellus, wie seine Begleiter altadeligen Geschlechts,
aber nicht, wie jene, Civilbeamter, sondern Officier, und
zwar Lieutenant bei Garde-Cnirassiren und Kanimerjunker
des Kaisers Titus. Beim Jupiter! Er sah prächtig ans,
der Herr Lieutenant! ganz geschaffen, ein Mädchenherz stark
in Aufregung zu bringen. Sieh', wie der Panzer glänzt
und die Buckeln aus Gold und Silber die Sonnenstrahlen
zurückwerfen. Wie schön quillt unten die kurze, purpnrseidenc
Tunica hervor, auf der der kleine goldne Kammerherrnknopf
nur für Eingeweihte bemerkbar, befestigt ist. Frischlackirte
Stiefelchen mit goldneu Sporen, die schimmernde Pickelhaube
mit des Kaisers Bildnis; und ein eleganter Schleppsäbel voll-
enden den Anzug. '
Die Herren kamen zu Schmulins heran und begrüßten
ihn vertraulich. Es waren Geschäftsfreunde von ihm und
manchem hatte er schon ans kleinen Verlegenheiten geholfen,
wenn gerade Wechsel fällig und Prolongationen nöthig ivaren.
Die Herren vom Gericht trennten sich hier von ihrem Begleiter,
um zur Sitzung zu gehen, der Lieutenant aber trat bei
Schmulins in's Comptoir. Unter vielen Kratzfüßen eilte
der Banquier voran, wischte mit einem Zipfel seiner Tunica
einen Stuhl ab und bat de» Lieutenant Platz zu nehmen.
„Sic wissen", begann dieser, „lieber Schmulins, daß ich
seit gestern aus Rom zurück bin, um hier auf Urlaub einige
Wochen mit meinen Freunden zu verleben. Ich bringe
Ihnen gute Nachrichten mit. Erst gestern sprach ich noch
mit meinem Freund Sergius, dem Privatsecretär seiner
Majestät, und dieser versprach mir auf das Bestimmteste,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vor 1800 Jahren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 44.1866, Nr. 1091, S. 178
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg