Das Wetter und die Temperamente.
S
i
191
Schlechtes Wetter.
Der Sa n guiniker.
Es regnet! Nun sv füg' Dich drein!
Es kann nicht stets schön' Wetter sein —
Ein jedes Ding nimmt seinen Lauf —
Und auch der Sturm hört einmal ans.
Schönes Wetter.
Der Sanguiniker.
Ein prächtiger Tag! Wohl wenig Schatten —
Allein da find' ich Hilfe bald:
Ich suche mir die grünen Matten
Im lanbgeschmückten Eicheiuvald!
Der Eholeriker.
Potz Tausend! — Wetterelemcnt! —
Nimmt nicht der Regen bald ein End'
So mein' Seel' — Tod und alle Teufel —
Häng' ich mich ans — noch ohne Zweifel! —
Der Phlegmati ker.
Verregnet ist die Landparthic —
Der Koth ist zum Versinken,
Da muß ich in der Stadt hierin —
Mein Tagesqnantum trinken!
Der Melauch oli Fer.
Es strömt und stürmt vom Himmel —
Erzürnt ist die Natur-
Das ist das treue Abbild
Von meinem Innern nur. — — —
Der Choleriker.
Potz tausend Donner! — Sturm und Blitz!
Das nenn' ich mir 'ne schöne Zeit!
O! Ich vergeh' in dieser Hitz'-
— Verdammtes Hundewetter heut'! — —
Der Phlegmatiker.
Ich wünschte heute schlimmes Wetter,
Um fest zu ochsen auf's Examen —
Da schenken Sonnenschein die Götter —
Und ich —- ich geh' spazieren — Amen!
Der Melancholiker.
Die Erdenkinder jubeln,
Es freut sich jeder Wurm, —
Nur drin' in meinem Herzen
Tobt noch der alte Sturm. —-
Phrasen für effektvolle Romane.
© . . £ .
In diesem Augenblicke fühlte er sich so erhaben über das
Treiben der Welt, daß er, auf dasselbe herabblickend, sich
an der Sopha-Lehne halten mußte, um nicht, vom Schivindel
| ergriffen, in dasselbe hinabzustürzen. — In ihrem Busen
wogte es so heiß, daß man recht gut Eier darin hätte sieden
können. — Die Thranenfluth ihrer schönen Angen schien
unversiegbar zu sein und hätte einen unternehmenden Indu-
striellen zur Anlage einer Saline verleiten können. — Sein
Sarkasmus ivar sv beißend, daß die Sicherheitspolizei dem-
selben einen Maulkorb verordnen mußte. — Die Nacht ivar
so schwarz, daß man sie vortrefflich als Copier-Tinte würde
haben benutzen können. — Sein Spott war so scharf, daß ,
ein Glaser ihn als Demant gebrauchen Ivollte. — Der Nebel
war so dicht, daß man sich den Schädel daran hätte ein-
rennen können. — Des Schicksal's Schläge trafen ihn so
schwer, daß ein von denselben getroffener Ochse seinen Geist
anfgegeben haben würde. — Scheu, lute Jemand, der seine
Schulden nicht bezahlt, verbarg Luna ihr Gesicht hinter einer
Wolke. — Sie stampfte so zornig mit dem Fuße den Boden,
daß ihrem Bedienten das Oberleder seiner Wasserstiefeln
platzte. — Bei dem Examen fand der Lehrer, daß der Knabe
einen sehr offenen Kopf hatte, und fiihlte sich dadurch ver-
anlaßt, die übrigen Schüler aufzufordern, vorsichtig zu sein,
daß Keiner Hineinsalle. (Fortsetzung folgt.)
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Schlechtes Wetter.
Der Sa n guiniker.
Es regnet! Nun sv füg' Dich drein!
Es kann nicht stets schön' Wetter sein —
Ein jedes Ding nimmt seinen Lauf —
Und auch der Sturm hört einmal ans.
Schönes Wetter.
Der Sanguiniker.
Ein prächtiger Tag! Wohl wenig Schatten —
Allein da find' ich Hilfe bald:
Ich suche mir die grünen Matten
Im lanbgeschmückten Eicheiuvald!
Der Eholeriker.
Potz Tausend! — Wetterelemcnt! —
Nimmt nicht der Regen bald ein End'
So mein' Seel' — Tod und alle Teufel —
Häng' ich mich ans — noch ohne Zweifel! —
Der Phlegmati ker.
Verregnet ist die Landparthic —
Der Koth ist zum Versinken,
Da muß ich in der Stadt hierin —
Mein Tagesqnantum trinken!
Der Melauch oli Fer.
Es strömt und stürmt vom Himmel —
Erzürnt ist die Natur-
Das ist das treue Abbild
Von meinem Innern nur. — — —
Der Choleriker.
Potz tausend Donner! — Sturm und Blitz!
Das nenn' ich mir 'ne schöne Zeit!
O! Ich vergeh' in dieser Hitz'-
— Verdammtes Hundewetter heut'! — —
Der Phlegmatiker.
Ich wünschte heute schlimmes Wetter,
Um fest zu ochsen auf's Examen —
Da schenken Sonnenschein die Götter —
Und ich —- ich geh' spazieren — Amen!
Der Melancholiker.
Die Erdenkinder jubeln,
Es freut sich jeder Wurm, —
Nur drin' in meinem Herzen
Tobt noch der alte Sturm. —-
Phrasen für effektvolle Romane.
© . . £ .
In diesem Augenblicke fühlte er sich so erhaben über das
Treiben der Welt, daß er, auf dasselbe herabblickend, sich
an der Sopha-Lehne halten mußte, um nicht, vom Schivindel
| ergriffen, in dasselbe hinabzustürzen. — In ihrem Busen
wogte es so heiß, daß man recht gut Eier darin hätte sieden
können. — Die Thranenfluth ihrer schönen Angen schien
unversiegbar zu sein und hätte einen unternehmenden Indu-
striellen zur Anlage einer Saline verleiten können. — Sein
Sarkasmus ivar sv beißend, daß die Sicherheitspolizei dem-
selben einen Maulkorb verordnen mußte. — Die Nacht ivar
so schwarz, daß man sie vortrefflich als Copier-Tinte würde
haben benutzen können. — Sein Spott war so scharf, daß ,
ein Glaser ihn als Demant gebrauchen Ivollte. — Der Nebel
war so dicht, daß man sich den Schädel daran hätte ein-
rennen können. — Des Schicksal's Schläge trafen ihn so
schwer, daß ein von denselben getroffener Ochse seinen Geist
anfgegeben haben würde. — Scheu, lute Jemand, der seine
Schulden nicht bezahlt, verbarg Luna ihr Gesicht hinter einer
Wolke. — Sie stampfte so zornig mit dem Fuße den Boden,
daß ihrem Bedienten das Oberleder seiner Wasserstiefeln
platzte. — Bei dem Examen fand der Lehrer, daß der Knabe
einen sehr offenen Kopf hatte, und fiihlte sich dadurch ver-
anlaßt, die übrigen Schüler aufzufordern, vorsichtig zu sein,
daß Keiner Hineinsalle. (Fortsetzung folgt.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Wetter und die Temperamente"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Sanguiniker <Motiv>
Phlegmatiker <Motiv>
Melancholiker <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 46.1867, Nr. 1144, S. 191
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg