Fliegende Blätter (55.1871 (Nr. 1355-1380))

148 Die Hahnenbalze.

Auf hoher Kuppe wart' ich ganz allein
Ter Hahnenbalze.

Ter Morgen graut, cs schwimmt ein falber Schein
Im fernen Osten.

Tie Thale tief deckt weit ein Nebelmeer,

Kein Laut, kein Ton zeigt Leben rings umher.

Und endlich wacht Bergamfel auf, und singt
Ihr Morgcnliedchen,

Der erste Grieß, der stets durch's Granen dringt
Auf Bergcshöhen.

Die Hahnenbalze.

Da gackert eine Henne in der Nähe —

Steh' regungslos, o Jägersmann und spähe!

Nicht lange mehr, so braust im Schwünge nieder
Ter stolze Hahn;

Er lauscht, dann blasend sträubt er das Gefieder
Und lockt die Braut.

Er spielt und singt in wunderbaren Weisen
Und wirst sich trippelnd um in wilden Kreisen.

Berückt, bezaubert von der tollen Brunst
Ist blind das Thier,

Schnell anzuschleichen jetzt ist Jägers Kunst.

Es füllt der Schuß;

Und weithin rollt der Donner an den Wänden,
Als ob viel Hunderte im Feuer ständen.

Da liegt und stirbt, durchschlagen vom Geschoß,
Der kühne Werber,

Das Blut, das stürmisch durch die Adern floß.
Färbt die Lawine.

Ein herbes Loos, und dennoch hoch gepriesen.

Im Wonnetaumel plötzlich zu zerfließen.

Redurirung eines Sprüchwortetz nach dem
neuen Gewicht.

„Freunde in der Noth gehen 253/s auf i/io Kilogramm."

Auflösung des Rebus in voriger Nummer.

Friedrich der Große.